Experten warnen vor Preisrutsch Der Glanz von Silber verblasst
03.05.2011, 14:57 Uhr
(Foto: dapd)
Die Rally am Silbermarkt der vergangenen Wochen stellt andere Edelmetalle in den Schatten. Nach der ersten kräftigen Korrektur warnen Experten nun, dass dies erst der Anfang vom Ende der Silberrally gewesen sein dürfte.
Der überhitzte Silbermarkt steht nach Ansicht von Experten vor einem Kursrutsch. "Ein Preisschub von zeitweise über 60 Prozent in diesem Jahr ist einfach unglaublich, der Preis wird irgendwann nach unten gehen müssen", sagt Daniel Briesemann, Rohstoff-Analyst der Commerzbank. Ein Signal für eine bevorstehende Trendwende sieht er in den heftigen Kursausschlägen der vergangenen Tage. "Dies ist ein Zeichen dafür, dass die Anleger zusehends nervös werden. Es würde mich nicht wundern, wenn der Silberpreis in den nächsten zwei bis drei Monaten unter 30 Dollar rutscht."
Luft aus der von Analysten ausgemachten Spekulationsblase ließ zuletzt die US-Warenterminbörse Comex - sie verteuerte den Handel mit Silber-Derivaten. Nun müssen für den Kauf eines einzigen Silber-Future, der für 5000 Feinunzen des Edelmetalls im Wert von etwa 220.000 Dollar steht, 12.000 Dollar als Sicherheitsleistung hinterlegt werden. Dies sind rund 50 Prozent mehr als noch vor Wochenfrist.
"Das hat die Anleger auf dem falschen Fuß erwischt", sagt Analyst Briesemann. Als Reaktion auf die Margen-Anhebung war der Silber-Preis am Montag in der Spitze um elf Prozent eingebrochen. Dies ist das größte Tagesminus seit den Turbulenzen rund um die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im Herbst 2008. Aktuell kostet das Edelmetall 44,71 Dollar, nachdem es in der Vorwoche auf bis zu 49,51 Dollar gestiegen war - den höchsten Stand seit 1980.
Noch viel Luft nach unten
LBBW-Rohstoffexperte Thorsten Proettel hält Silber trotz des jüngsten Preisrutsches immer noch für überteuert. "Fundamental betrachtet müsste Silber rund zehn Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) billiger sein." Die Nachfrage aus der Solar- und der Unterhaltungselektronik-Industrie sowie nach Barren und Münzen nehme zwar zu, die Rally der vergangenen Monate sei aber eindeutig eine spekulative Überhitzung.
"Eigentlich sieht die Angebotsseite bei Silber gut aus", sagt DZ-Bank-Analyst Gabor Vogel. Es werde derzeit mehr Edelmetall gefördert, als tatsächlich verbraucht werde. Dieser Überschuss werde allerdings von börsennotierten Edelmetall-Fonds (ETFs) abgegriffen, da für jeden verkauften Fonds-Anteil eine bestimmte Menge Silber aufgekauft und eingelagert werden muss. "So entsteht eine gefühlte Knappheit", betont Vogel.
Silberfonds schlägt zu
Die Bestände des weltgrößten Silber-ETF, dem iShares Silver Trust, eilten in den vergangenen Monaten von Rekord zu Rekord und liegen derzeit mit 354,1 Mio. Feinunzen nur knapp unter dem bisherigen Höchststand von 366,2 Mio. Feinunzen.
DZ-Bank-Experte Vogel sieht Silber bei einem Kurs von 35 bis 38 Dollar fair bewertet. "Dahin sollte sich der Preis in den nächsten sechs bis acht Wochen auch hinbewegen. Nach der jüngsten Rally ist eine gesunde Korrektur bitter nötig."
Silber hat in den vergangenen Monaten einen beeindruckenden Höhenflug hingelegt: Nach dem rund 80-prozentigen Kursplus des Vorjahres kamen seit Anfang 2011 noch einmal rund 60 Prozent hinzu. Inflationsbereinigt ist das Edelmetall von seinem Rekordstand aus dem Jahr 1980 - etwa 52 Dollar - aber noch weit entfernt. Zu heutigen Preisen läge diese Marke bei etwa 130 bis 140 Dollar.
Quelle: ntv.de, rts