Börsengänge Der steinige Weg auf das Parkett
07.12.2009, 12:10 UhrNach dem geplatzten Börsengang von Hochtief Concessions läuft auch bei der Erstnotierung von Scan Energy nicht alles wie geplant. Das dänische Unternehmen senkt kurzfristig den Zeichnungspreis für die Aktien unter die bisherige Angebotsspanne und erhöht im Gegenzug die Zahl der Aktien. Der erste Handelstag wird um zwei Tage nach hinten geschoben.
Auch andere Unternehmen hatten beim Gang aufs Börsenparkett Probleme. Einige Transaktionen, die ebenfalls nicht glatt über die Bühne gingen:
Postbank
Am 23. Juni 2004 kam die Postbank an den Markt. 2,6 Milliarden Euro wurden bei den Investoren eingesammelt. Ursprünglich wollte die Mutter Deutsche Post aber mehr und hatte mehr Aktien zu einem höheren Preis angeboten. Für Aufruhr sorgte daneben, dass der im Emissionskonsortium vertretenen Deutsche Bank Interesse an der Postbank nachgesagt wurde - heute ist sie tatsächlich mit fast 30 Prozent an ihr beteiligt. Letztlich war die Emission zweifach überzeichnet, der erste Kurs lag mit 29 Euro über dem Ausgabepreis. Heute sind die Aktien des ehemaligen Dax-Mitglieds im MDax zu finden und kosten rund 24 Euro.
Praktiker
Der Baumarktkonzern hatte bei seinem Börsengang, der rund eine halbe Milliarde Euro einbrachte, am 22. November 2005 ebenfalls eine Zitterpartie hinter sich. Sowohl die Preisspanne als auch die Zahl der angebotenen Aktien wurde gesenkt und die Angebotsfrist verlängert. Dabei war Praktiker für die Börsianer kein Unbekannter: Das Unternehmen war bereits einmal vier Jahre an der Börse, bis Metro einstieg und Praktiker vom Markt nahm. Beim zweiten Börsenstart 2005 kostete eine Aktie 14,90 Euro und war 40 Cents teurer als der Ausgabepreis. Aktuell notiert der Titel bei rund acht Euro.
Air Berlin
Die Fluggesellschaft debütierte am 11. Mai 2006. Die Einnahmen beliefen sich auf rund 450 Millionen Euro. Auch das war weniger als geplant. Trotz einer Werbekampagne blieben die Investoren skeptisch. Die Angebotsspanne musste heruntergesetzt, die Zahl der Aktien reduziert und der erste Handelstag verschoben werden. Der erste Kurs lag mit 12,65 über dem Ausgabekurs von zwölf Euro. Heute kostet das im SDax notierte Papier 3,80 Euro.
Schott Solar
Am 9. Oktober 2008 hätten die Titel des Mainzer Solarunternehmens in den Handel starten sollen, nachdem der Termin schon einmal verschoben wurde. Wäre die Transaktion nicht in letzter Minute abgeblasen worden, wäre Schott Solar mit Erlösen von bis zu 657 Millionen vergangenes Jahr der größte Börsenneuling in Deutschland gewesen - abgesehen von der Bahn.
Deutsche Bahn
Der langjährige Traum von Hartmut Mehdorn, sein Unternehmen an die Börse zu bringen, platzte ebenfalls. Dabei schien der damalige Bahn-Chef fast am Ziel: Ab dem 27. Oktober 2008 sollten 24,9 Prozent der Tochter DB Mobility Logistics an der Börse gehandelt werden. Experten hatten die zu erwartenden Emissionserlöse zunächst auf acht Milliarden Euro geschätzt, im Zuge der Finanzkrise, öffentlicher Diskussionen und einer Ausgliederung von Geschäftsteilen aus dem IPO-Portfolio schmolz das jedoch auf unter fünf Milliarden Euro. Das war dem Eigentümer, der Bundesregierung, aber zu wenig - weshalb das vermutlich größte deutschte IPO seit acht Jahren abgesagt wurde.
Hochtief Concessions
Am 4. Dezember 2009 sollten die Aktien von Hochtief Concessions an der Börse debütieren. Die Transaktion hätte mit einem Volumen von bis zu einer Milliarde Euro die größte seit über zwei Jahren sein können und galt deswegen als Eisbrecher. Doch die Preisvorstellungen von Investoren und Unternehmen lagen zu weit auseinander. Am Vorabend wurde der Börsengang abgeblasen.
Quelle: ntv.de, rts