The BossHoss Die Freiheit nehm' ich mir!
25.11.2011, 14:40 Uhr
Der Wilde Westen - den findet man auch unter einer Autobahnbrücke in Berlin.
"Wollt ihr ein Kinder-Country" fragte Kurt Krömer die Jungs von The BossHoss in seiner Show. Und die machten das einzig Richtige: Sie lachten über den gar nicht mal so schlechten Witz. Dass Boss und Hoss und Co. mehr können als Country, beweisen sie einmal mehr auf ihrem neuen Album "Liberty Of Action" - denn genau das haben sie getan: sich viele Freiheiten genommen.
Ach, da kann man auch tagsüber hingehen? Ja, für ein Interview mit den Jungs von The BossHoss ("Hallo, ich bin der Hoss." "Und ich bin der Boss.") ist das "White Trash" genau der richtige Ort. Noch relativ früh am Morgen ist es für urbane Country-Rocker, aber Boss und Hoss sind fit und very fröhlich. Am Abend geben sie ein kleines Konzert in dem Berliner Szene-Laden, im Hintergrund wird daher bereits heftig gewuselt. Im Interview mit n-tv.de sprechen sie über Texas, Elvis und Autobahnbrücken.
n-tv.de: Eure neuesten Fotos zeigen euch an einem relativ unspektakulären Platz, nämlich unter der Autobahnbrücke am Heidelberger Platz mit dem Kraftwerk im Hintergrund - gab's denn keine schöneren Motive?
Hoss (Sascha Vollmer): Na ja, wir wollten eben die Urbanität unseres Cowboytums auch herausstellen, und deswegen sind wir mal nicht auf's platte Land gegangen oder auf die Kuhweide, sondern mitten in der Stadt geblieben. Der Erik (Erik Weiss, der Fotograf, Anm. d. Red.) hat ein Händchen für Locations, finden wir.
Na gut, dann also vom beschaulichen Berliner Schmargendorf in die große weite Welt hinaus, genauer gesagt: Texas. Wie war's denn da?
Hoss: Toll war es, und gar nicht mal so sehr dem Klischee entsprechend, wie man denken könnte. Die Menschen waren irre freundlich, und nicht annähernd so viele, wie man sich das immer vorstellt, haben Cowboy-Hüte oder -Stiefel getragen.
Boss (Alec Völkel): Die waren da super nett zu uns, sehr geerdet. Sie haben sich schon ein bisschen gewundert, dass zwei Typen aus Berlin so eine Musik machen wie wir. Aber wir haben da aufgetankt, und obwohl wir schon öfter in den Staaten waren, wollten wir natürlich mal an die ursprüngliche Quelle unserer Inspiration.
Wissen die Leute in Texas denn, wo Berlin liegt, um mal bei dem Klischee des desinteressierten Amerikaners zu bleiben?
Oh ja, das wissen die. Wir waren jetzt aber auch nicht so in den Kleinstädten unterwegs, leider, sondern mehr in den Großstädten wie Austin und Houston.
In Pressetext zum Album heißt es, Liberty of Action sei "das in den Arsch tretendste Album", das ihr je gemacht habt. Wem wollt ihr denn so sehr an den Allerwertesten?
Hoss: So so, stand das da? Na ja, wir wollen tatsächlich niemandem zu nahe treten, und zur Not treten wir uns einfach mal wieder selbst in den Arsch. (lacht)
Das ist euch doch schon gelungen - das neue Album ist ja eine konsequente Weiterentwicklung der bisherigen Vorgänger.
Boss: Ja, wir haben ein paar Experimente gemacht, aber trotzdem versucht, unserem Stil treu zu bleiben. Nicht mehr ganz so sehr Cowboy (stimmt, sie tragen beim Interview gar keine Hüte, Anm.d.Red.), dafür mehr eigene Songs. Wir sind ja nie nur Country gewesen, sondern vor allem auch Rock, und jetzt sind eben noch ein paar andere Elemente zu tragen gekommen, wie Funk oder Calypso.
Wie kam es denn zu den Cypress Hill-Momenten?
Die gefallen uns einfach. Und wir haben die mal kennengelernt. Es ist ja nicht so, dass wir mit ihnen gespielt haben, wir haben uns einen kleinen Teil Funk genommen, aber natürlich mit ihrem Einverständnis.
Und Rammstein?
Rammstein haben uns gefragt, ob wir was miteinander machen wollen. Auf ihrer Single "Mein Land" ist deshalb eine Westernvariante mit dem Titel "My Country".
Kommen wir zu anderen Musik-Giganten - zu Elvis. Was fasziniert - vor allem Männer - noch immer am King?
Boss: Dazu kann Hoss dir was sagen.
Hoss: Elvis ist zeitlos. Er ist sexy, er sah gut aus, und selbst, als er schon auf dem absteigenden Ast war, hat er immer noch eine Stimme gehabt wie ein junger Gott. Hinter dir hängt übrigens ein Bild von ihm.
Hoss zeigt auf eine Wand im "White Trash" und, ja, er hat recht, Elvis sieht gut aus und macht sich an jeder Wand toll. Auf "Liberty Of Action" nehmen sich die Musiker die Freiheit, einen Elvis-Song ("Jailhouse Rock") in Ansätzen neu zu interpretieren: "Still Crazy 'Bout Elvis" geht sofort ins Ohr.
Hoss: Seine Musik war eine Revolution, und das ist eben einzigartig. Du kannst ihn in eine Schublade stecken mit Ikonen wie James Dean und Marilyn Monroe.
Wenn du auf eine einsame Insel nur eine CD mitnehmen dürftest, wäre das also Elvis?
Hoss: Sehr wahrscheinlich. Aber ich würde auch noch über Johnny Cash nachdenken - und über BossHoss!
Ihr seid ja ohnehin schon sehr populär und vor allem Frauen stehen auf eure sexy Auftritte. Das dürfte sich in den nächsten Wochen noch steigern, wenn ihr in der Jury von "The Voice of Germany" sitzt, oder?
Hoss: Keine Ahnung, echt, stehen die Frauen auf uns?
Boss: Ich hab' nix gemerkt.
Hoss: Aber mal ernsthaft - das hat uns schon schlaflose Nächte bereitet. Da sind Leute, die dermaßen gut singen können, dass die Entscheidung für oder gegen jemanden echt schwer werden dürfte. Wir werden als Coaches jedenfalls unser Bestes geben. Unsere Kollegen (Reamonn-Sänger Rea Garvey, Xavier Naidoo und Nena, Anm. d. Red.) haben da ja schon mehr Erfahrung, wir sind total gespannt.
Mit Nena singen BossHoss übrigens "L.O.V.E." - eine überraschende Neu-Interpretation des Nat- King-Cole-Klassikers.
Boss: Im Unterschied zu anderen Castingshows wollen wir allerdings mit unserem Schützling in Kontakt bleiben, bis er wirklich alleine etwas auf die Beine stellen kann. Das nur mal zu der Frage: Brauchen wir noch eine weitere Casting-Show? (lacht)
Dann habt ihr ja gut zu tun in nächster Zeit: permanente TV-Präsenz und die Tour dann im Frühjahr. Wann geht's los?
Boss: Im März, und wir freuen uns schon drauf.
Mit Sascha Vollmer und Alec Völkel sprach Sabine Oelmann
Quelle: ntv.de