Nachhaltige Investments Es fehlt eine echte Bereinigung
07.10.2011, 10:32 UhrSeit August dominiert die Angst vor der Schuldenkrise und vor einem Rückfall in die Rezession. Eine nachhaltige Bereinigung würde Anlegern gute Einstiegschancen bescheren. Aber noch bleibt der große Knall aus. Probleme werden vertagt – zum Schaden der Realwirtschaften.
Die Geschichte ist voll von staatlichen und privaten Insolvenzen. Alleine Griechenland war seit der Gründung von Hauck & Aufhäuser Privatbankiers im Jahr 1796 bis heute fünfmal zahlungsunfähig. Das Land existiert aber nach wie vor. Auch Argentinien und Russland mussten in der jüngeren Geschichte umschulden und sind heute an den Finanzmärkten wieder aktiv.
Staatspleiten sind durchaus normal und bedeuten nicht den Untergang unseres Wirtschaftssystems. Man sollte die Regenerierungskräfte von Volkswirtschaften nicht unterschätzen. Im Falle Griechenlands könnte eine nachhaltige Bereinigung in Form einer spürbaren Umschuldung (50-60 Prozent Haircut) stattfinden.
Mehr Banken- als Schuldenkrise
Das Problem in der Eurozone ist viel weniger Griechenland selbst, sondern die Folgen einer möglichen Ansteckung Italiens oder Spaniens und den damit verbundenen Auswirkungen auf europäische Banken, die größere Mengen Staatsanleihen dieser Länder halten. Aus Angst, diese Institute könnten zu groß sein, um sie gefahrlos scheitern zu lassen, wird versucht, ein Ausscheiden aus dem Markt zu verhindern ("too big to fail").
Möglicherweise sind verschiedene Banken infolge der Globalisierung tatsächlich so groß, dass ihre Insolvenz eine Finanzkrise wie nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers zur Folge hätte. Eine Bereinigung der Finanzmärkte in Form des Ausscheidens nicht wettbewerbsfähiger oder zu risikoreich geführter Kreditinstitute bleibt dadurch allerdings aus.
USA wollen Rezession um jeden Preis verhindern
Eine Bereinigung der Realwirtschaft durch eine erneute Rezession scheuen vor allem die USA wie der Teufel das Weihwasser. Angesichts einer rekordhohen Arbeitslosigkeit und der Präsidentschaftswahlen im kommenden Jahr ist dies zwar durchaus verständlich. Die Folge ist aber auch hier, dass Unternehmen, die offensichtlich nicht wettbewerbsfähig sind, künstlich am Leben gehalten werden.
Dabei ist es normal, dass Wirtschaftszyklen auch Zeiten beinhalten, in denen die Konjunktur gesundschrumpft. In diesen Phasen scheiden schwache Firmen aus, starke kommen zumeist sogar gestärkt aus diesen Krisen hervor. Das Hinausschieben beziehungsweise das Verhindern einer Rezession unterbindet diesen Ausleseprozess und schwächt damit mittel- bis langfristig die Realwirtschaft.
Die Unsicherheit hält an
Für die Finanzmärkte bedeutet das Verhüten der eigentlich wünschenswerten Bereinigungsprozesse vor allem Unsicherheit. Vor diesem Hintergrund ist eine weitere Korrektur der Aktienkurse um noch einmal 10 bis 20 Prozent durchaus vorstellbar. Allerdings ist es erfahrungsgemäß kaum möglich, den Tiefpunkt an den Börsen exakt zu treffen.
Wer nach dem Kursabschlag von rund 30 Prozent am deutschen Aktienmarkt das niedrige Niveau zum Einstieg bereits heute nutzen will, dem empfiehlt sich eine so genannte Averaging-down-Strategie. Danach werden die für Aktien vorgesehenen Mittel in mehreren Tranchen investiert.
Bei weiter fallenden Kursen kann man dadurch die durchschnittlichen Einstiegskurse verbilligen. Anleger, die diese sicherheitsorientierte Investmentstrategie verfolgen, können weiteren Korrekturen somit durchaus etwas Positives abgewinnen.
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Rémy Schraner ist Head Investment Advisor bei der Hauck & Aufhäuser (Schweiz) AG, einer 100-prozentigen Tochter der Hauck & Aufhäuser Privatbankiers. Das Unternehmen ist 1994 als Hauck Finanzdienstleistungen AG in Zürich gegründet worden. Im Dezember 1995 wurde der Name in Bastei Privatfinanz AG geändert. Im November 2010 übernahm die Bastei Privatfinanz AG im Rahmen einer Absorptionsfusion die Dr. Höller Vermögensverwaltung und Anlageberatung AG, welche 1995 den ersten Ethikfonds Kontinentaleuropas auflegte und als Pionier bei nachhaltigen Investments gilt. Seit der Fusion firmiert die Gesellschaft als Hauck & Aufhäuser (Schweiz) AG.
Quelle: ntv.de