Importe

Devisen-Vorschau Euro im Aufwind

Die Unterschiede in der Geldpolitik der großen Währungsräume dürften dem Euro in den kommenden Tagen nach Einschätzung von Devisenexperten Rückenwind geben. Impulse werden unter anderem vom G20-Gipfel erwartet.

2010-10-22T050214Z_01_SEO204_RTRMDNP_3_G20.JPG6955716228208290655.jpg

(Foto: REUTERS)

Der Euro dürfte seine Stärke zum Dollar zunächst behaupten oder gar ausbauen. Darin sind sich die meisten Beobachter einig. Die Gemeinschaftswährung profitiert dabei nicht zuletzt von der lockeren Geldpolitik der US-Notenbank, die am Mittwoch im Anschluss an ihre Zinssitzung angekündigt hat, über den Kauf von Staatsanleihen im Volumen von 600 Mrd. US-Dollar erneut Liquidität in den Markt zu pumpen.

Die Europäische Zentralbank hat dagegen ihren Leitzins am Donnerstag unverändert belassen und keine geldpolitische Änderungen in Aussicht gestellt. Auch die Zinssitzungen der Bank of England und der Bank of Japan brachten keine Neuigkeiten. Die Analysten von Metzler Financial Markets sind darüber beunruhigt. Sie sehen "erheblichen Sprengstoff" an den internationalen Devisenmärkten, der sich aus den Divergenzen in den Geldpolitiken ergebe, die einander diametral gegenüberstünden. Entweder wisse die US-Notenbank etwas, was alle anderen nicht wüssten, oder sie handele "komplett verantwortungslos".

Peripherie-Probleme bleiben

Gefahr droht dem Euro nach Meinung von Analysten von der Peripherie der Eurozone und ihren Problemen. So äußert sich die Credit Suisse besorgt darüber, "dass der Markt derzeit die Ausweitung der Zinsdifferenz von portugiesischen und irischen Anleihen gegenüber deutschen Bundesanleihen ignoriert". Ein weiterer Anstieg des Euro zum Dollar könnte schwierig werden, wenn sich nicht die Zinsen zugunsten des Euro veränderten. Das aber hält Credit Suisse in nächster Zeit für unwahrscheinlich.

Insgesamt bleibt Credit Suisse bei ihrer positiven Einschätzung, die auf eine eher neutrale fundamentale Einschätzung und das positive charttechnische Bild zurückzuführen sei. Die Analysten sehen den Euro in einem Monat bei 1,43 US-Dollar mit dem Risiko, dass er über dieses Ziel hinaus steigen könnte.

Optimistischer zeigt sich die Citigroup, die den Euro bis mindestens 1,45 US-Dollar aufwerten sieht. Die Notenbanken seien aufgrund des raschen Aufbaus von Devisenreserven gezwungen, ihre Bestände zu diversifizieren, sagt Citigroup-Analyst Greg Anderson. Davon dürfte in erster Linie der Euro profitieren, aber auch das britische Pfund Sterling und in geringerem Umfang der Schweizer Franken sowie der kanadische und der australische Dollar.

G20-Gipfel im Blick

Nachdem die zurückliegenden Tage von zahlreichen wichtigen Konjunkturdaten und Notenbanksitzungen geprägt war, werden Impulse von dieser Seite in der kommenden Woche rar sein. Erst am Freitag steht in den USA mit dem Index der Universität Michigan für November ein Konjunkturdatum von Rang an. Allerdings findet am Donnerstag und Freitag in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul der G-20-Gipfel statt.

Dort dürften sich die USA harrscher Kritik wegen ihrer Geldpolitik ausgesetzt sehen. Der schwache Dollar sei zwar nicht primäres Ziel der quantitativen Lockerung, aber doch ein willkommener Nebeneffekt, sagt Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank. Für andere Länder, deren Währungen aufgrund der Dollar-Schwäche aufwerteten, ergäben sich Nachteile unter anderem auf dem Exportsektor. Die Gefahr eines Währungskrieges und einer Zunahme protektionistischer Maßnahmen steige.

Leuchtmann sieht den Euro Richtung 1,45 US-Dollar steigen. Darüber werde es aber eng, weil im Hintergrund die Probleme der europäischen Peripherie fortbestünden. Als jüngstes Beispiel nennt er Irland, das am Freitag drastische Haushaltskürzungen angekündigt hat, um sein Defizit zu verringern, das die irische Regierung bis Ende dieses Jahres auf 32 Prozent des Bruttoinlandsprodukts beziffert.

Quelle: ntv.de, DJ

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen