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EZB-Stützungskäufe enden Feuerprobe für Pfandbriefe

Das Ankaufprogramm der EZB für Covered Bonds läuft im Sommer aus. Der deutsche Markt darf dem Termin gelassen entgegen sehen. Bei den Banken aus schuldengeplagten Ländern könnte es dagegen spannend werden.

Die Strategie der EZB ist aufgegangen. Jetzt der Zauber bald vorbei.

Die Strategie der EZB ist aufgegangen. Jetzt der Zauber bald vorbei.

Nach dem Abklingen der Finanzkrise steht Pfandbriefen und anderen gedeckten Anleihen (Covered Bonds) eine weitere Bewährungsprobe bevor: Im Sommer lässt die Europäische Zentralbank ihr Ankaufprogramm auslaufen, mit dem sie 2009 zur Stützung des 2,4 Bill. Euro schweren Marktes begonnen hatte. Experten sind sich aber sicher: Der klassische Pfandbrief, den deutsche Banken herausgeben, wird neue Turbulenzen unbeschadet überstehen. Emittenten aus schwächeren Ländern dürften es dagegen weit schwerer haben.

"Deutschland steht unter den Ländern, die Covered Bonds herausgeben, am besten da", sagt Pfandbrief-Analyst Tobias Meier von der NordLB. "Deshalb werden deutsche Emittenten von einem Auslaufen des Ankaufsprogramms der EZB auch nicht wirklich betroffen sein." Banken aus schuldengeplagten Ländern wie Portugal, Italien, Irland, Griechenland und Spanien - auch PIIGS genannt - könnten jedoch mit Neuemissionen von Covered Bonds auf nachlassendes Interesse von Investoren stoßen.

Auch die EZB hatte kürzlich erstmals Zweifel an einer nachhaltigen Erholung am Covered-Bond-Markt geäußert. Die Transparenz am Markt lasse weiter zu wünschen übrig. Zudem müsse die Branche darüber nachdenken, wie die Liquidität am Markt auch in Notsituationen wie nach dem Lehman-Schock erhalten werden könne, mahnte der zuständige Zentralbankmanager Michel Stubbe.

Auf gutem Weg

Das EZB-Ankaufprogramm ist auf ein Volumen von 60 Mrd. Euro ausgelegt, Ende Juni soll es auslaufen. Die Branche sieht dem Entzug der Zentralbankhilfe gelassen entgegen: "Ich glaube nicht, dass es zu Turbulenzen am Markt kommen wird", sagt der Hauptgeschäftsführer des Verbands deutscher Pfandbriefbanken, Jens Tolckmitt. Das Programm habe angesichts des riesigen Marktes ohnehin hauptsächlich psychologische Wirkung: "Die Strategie war erfolgreich: Der Covered-Bonds-Markt hat sich von allen Kapitalmarktsegmenten am besten normalisiert."

Der deutsche Markt habe die Krise sogar schon fast überwunden: "Wir sind heute beim Pfandbrief noch nicht auf dem normalen Refinanzierungsniveau, jedoch ganz, ganz nahe dran. Wir nähern uns damit dem Vorkrisenniveau von vor 2007 an."

Griechenland und Ratingabwertung

Neben der Unsicherheit über den Stop des EZB-Programms drücken Sorgen um Griechenland und eine anstehende großangelegte Ratingabwertung auf die Kauflaune von Investoren.

Die Ratingagentur S&P hatte Ende 2009 angekündigt, eine Senkung der Spitzennoten für mehr als die Hälfte des gesamten Marktes zu prüfen. Vor allem deutsche Institute wie die Commerzbank-Tochter Eurohypo, die HRE-Tochter Deutsche Pfandbriefbank und viele Landesbanken sind große Emittenten von Pfandbriefen. Laut S&P könnte ein Verkauf der Sicherheiten im Fall der Zahlungsfähigkeit der emittierenden Bank schwieriger sein als vor der Krise erwartet. Daher will die Agentur das Rating von Pfandbriefen in vielen Fällen stärker an die Bonitätsbewertung der dahinterstehenden Bank knüpfen.

Auch in der hohen Staatsverschuldung Griechenlands und anderer EU-Länder sieht Tolckmitt keinen Grund, den Teufel an die Wand zu malen: "Ich bin in der Beurteilung der unterschiedlichen Länder im Verhältnis zu Griechenland anderer Meinung als einige Banken-Volkswirte. Ich glaube nicht, dass hier dieselben Gefahren lauern." Aus heutiger Sicht werde auch die Schuldenkrise Griechenlands für die deutschen Pfandbriefbanken "kein größeres Problem".

Besonders viele Anleihen aus den PIIGS-Staaten ballen sich nach einer Studie der Commerzbank in den Deckungsstöcken von öffentlichen Covered Bonds der Töchter der HRE, die der Bund in der Krise vor der Pleite bewahrte. Sollte sich die "fundamentale Situation" in diesen Ländern weiter verschlechtern, könnten die Investoren für die Covered Bonds der Banken höhere Risikoprämien verlangen, warnten die Bankenökonomen.

Quelle: ntv.de, rts

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