Schuldenmacher in Schwierigkeiten Finanzinvestoren bangen um Geld
12.08.2010, 16:40 UhrUnternehmen im Besitz von Finanzinvestoren steht ein Stresstest erster Güte ins Haus. Die oft hoch verschuldeten Firmen müssen sich in den kommenden Jahren in großem Stil refinanzieren, doch die Ertragslage könnte Manchen dabei einen Strich durch die Rechnung machen.

An den Bondmärkten könnte es für Konzerne mit hohen Schulden ungemütlich werden.
(Foto: REUTERS)
Die hoch verschuldeten Firmen in Händen von Finanzinvestoren stehen auch nach der Rezession noch vor einem Berg von Problemen. Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) warnte in einer Studie davor, trotz erster Lichtblicke bereits das Ende der Krise für diese Unternehmen auszurufen. So drohten den Firmen in den nächsten Jahren noch erhebliche Refinanzierungsrisiken - in der Spitze werden allein 2014 europaweit 127 Milliarden Euro an Schulden der Unternehmen in Private-Equity-Hand fällig. Die Kosten für neue Kredite und Anleihen gingen wegen der steigenden Zinsen tendenziell nach oben, betonten die S&P-Experten. Dies könnte in einigen Jahren zu Zahlungsschwierigkeiten führen.
Ein weiteres Risiko sehen die Bonitätswächter darin, dass das Wohl und Wehe der hoch verschuldeten Firmen vor allem an der Wirtschaftserholung liegt. Sollten Gewinne und Umsatz nicht wie vom Management erhofft kräftig anziehen, werde der Abbau der Schuldenlast erschwert. Einige Unternehmen müssen nach S&P-Schätzungen ihre operativen Gewinne (Ebitda) mehr als verdoppeln, um den Grad der Verschuldung auf ein deutlich gesünderes Niveau heben zu können.
Bei den Unternehmen, deren Bonität S&P als besonders schwach ("CCC" und "CC") einstuft, übertraf die Schuldenlast das Ebitda 2009 im Schnitt um fast das 14-Fache - ein Jahr zuvor war es allerdings sogar noch das 15-Fache. Insgesamt untersucht die Agentur die Entwicklung bei 78 Firmen, die Finanzinvestoren in den Boom-Jahren 2005 bis 2007 übernommen haben. Die Beteiligungshäuser kaufen die Unternehmen zum größten Teil mit Krediten, die sie dann den Kaufobjekten aufbürden. Dadurch verringern sie den Anteil an eigenem Kapital und können so die Rendite steigern. In der Wirtschaftskrise sind aber einige Firmen, wie etwa der Autozulieferer Edscha, unter dem Schuldenberg zusammengebrochen, da sie mangels Gewinnen die Zinsen nicht mehr zahlen konnten.
Gut jedes fünfte der von S&P untersuchten Unternehmen in Private-Equity-Hand ist seit Anfang 2008 zahlungsunfähig geworden oder musste sich grundlegend neu aufstellen - hier lag die Verschuldung im Schnitt knapp 20 Mal über dem Ebitda. Etwa genauso viele Firmen bekamen Kapitalspritzen von ihren Eignern, um einen Zahlungsausfall zu verhindern, was aber nicht immer gelang. Dennoch sind solche Vertrauensbeweise der Eigentümer nach Ansicht von S&P wichtig, um Banken und Investoren zu überzeugen, frische Gelder in die Firmen zu pumpen.
Quelle: ntv.de, rts