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Markus Zschaber, V.M.Z. "Gold jetzt noch kaufen?"

Seit Monaten geht es mit dem Edelmetall steil nach oben. Die Suche nach den sogenannten "sicheren Häfen" bringt verunsicherte Anleger in eine verzweifelte Lage. Solllen sie jetzt noch einsteigen? Vermögensverwalter Markus Zschaber blickt auf die Daten und sagt ganz klar "Nein".

Markus Zschaber, V.M.Z. Vermögensverwaltung

Markus Zschaber, V.M.Z. Vermögensverwaltung

Sollten Anleger jetzt noch Gold kaufen? Auf diese Frage kann es unter verschiedenen Gesichtspunkten mehrere Antworten geben. Anlegertypus 1 glaubt erneut an eine globale Rezession, eine Wirtschafts- und Staatenkrise, ausgelöst durch die USA, so dass es keine Möglichkeit geben könnte, die Schuldenprobleme in den Ländern wie USA und Europa zu lösen. In diesem Zusammenhang möchte er eine Art Wertsicherung haben, da er seine Schlussfolgerung zieht, es kommt zu starken Abwertungen in den Währungsbereichen und damit zu einer hohen Inflation. In diesem Falle kauft er auch zu hohen Preisen, auch begründet durch die Negativberichterstattung im Zusammenhang mit Italien und Spanien am heutigen Tage. Dieser Anlegertypus ist derzeit stark vertreten, nicht umsonst steigen die Tagesumsätze und damit verbunden, auf Grund der hohen Nachfrage und des Unsicherheitsgedankens, der Preis!

Anlegertypus 2 (kann auch institutioneller Art sein) möchte beides, einen Vermögensschutz, aber auch die Spekulation und den damit verbundenen Gewinn. Er beobachtet ganz genau das irrationale, aber immer wieder kommende Verhaltensmuster, bestehend aus Angst und geschürter Angst! Er zweifelt zwar an, dass das Finanzsystem kippt, möchte aber bei der Rally dabei sein. Welchen Preis der dafür langfristig zahlt ist schwer zu sagen, da der Goldpreis nicht kalkulierbar ist, solange ein Großteil der Menschen/Anleger von einer weiteren, bevorstehenden Krise überzeugt ist.

Als Vermögensverwalter kaufen wir auf diesem Niveau kein Gold ein, da wir a) nicht eine erneute globale Rezession denken beziehungsweise nicht an eine tatsächliche Änderung des Währungssystems (bezogen auf den Euro) oder gar den Zerfall der Eurozone, welches Szenario der Anlegertypus 1 unter anderem voraussetzt. Uns ist bewußt, dass wir als Ökomomen die Teuerungsrate, also zukünftige Inflation, höher sehen und haben werden, gehen aber davon aus, dass andere Sachwerte wie beispielsweise gute Substanzaktien und/oder auch Immobilien vorzuziehen wären.

Und b) kaufen wir auf diesem Niveau kein Gold ein, da wir zwar die wirklich belastende Staatenverschuldungen sehen, aber auch die Handlungsmöglichkeiten sowohl der Politik als auch der Notenbanken kennen. Am besten läßt sich dieses anhand der Griechenlandproblematik und der Zuspitzung in der vergangenen Woche erkennen, da ein eindeutiges Signal, wie auch im Falle Irland, aus der Politik zu erkennen war, in wie weit Mitgliedsländer unterstützt werden.

Und schließlich c) kaufen wir kein Gold, da wir zwar auch erkennen, dass die globale Konjunkturynamik, gegenüber den Vormonaten, abgenommen hat, sich aber dennoch in einem nicht gefährdeten Zustand befindet. Gerade in Europa zeigt sich, auch wenn die Eurokrise und die Staatsverschuldung in den Peripherienationen die Märkte nach wie vor in Atem halten, dass die Schwergewichte wie Deutschland oder Frankreich in einer durchaus qualitativ hochwertigen Wachstumsverfassung sind.

In der Sprache der Daten

Neben den Fundamentaldaten wie Produktionsvolumen, Kapazitätsauslastung, Industrieproduktion und Industrieumsätze zeigen auch die weicheren Konjunkturdaten wie Geschäftklimaindizes und Einkaufsmanagerindizes nach wie vor einen soliden Expansionspfad an, wenn gleich die Stärke etwas abnimmt. Immerhin stiegen zuletzt mehr als die Hälfte der für diese Region zugeteilten Konjunkturdaten und das in einem Umfeld, welches von vielen systemischen Einflüssen negativ flankiert wurde. Das substanzielle Wachstum innerhalb Deutschlands gilt somit als ungebrochen stark und sollte auch bei weiterhin schwierigen Bedingungen zu den Gewinnern unter den Industrienationen angehören.

Schauen wir uns die Unternehmensgewinne die jetzt veröffentlicht werden oder worden sind an, so kommt man zum Urteil, dass davon mehr als 50 Prozent sehr akzeptabel sind und die Unternehmen höchst profitabel arbeiten. In den USA haben in der aktuellen Berichtssaison rund 40 Prozent der Unternehmen bereits Zahlen veröffentlicht. Von diesen besagten Unternehmen konnten zwei Drittel die Gewinn- und Umsatzerwartungen positiv überraschen.

Das bedeutet, dass der Trend zu guten Unternehmensergebnissen weiterhin vorhanden ist. Besonders hervorzuheben waren die Zahlenwerke aus den Sektoren Roh- und Grundstoffe, Industrieunternehmen, Verbrauchdienste, Telekommunikation, Technologie und die berüchtigten Finanzwerte.

Deutliche Hinweise

Warum partizipieren US-Unternehmen trotz schwerer struktureller Probleme innerhalb der Volkswirtschaft? Es gibt genügend wirklich erstklassige Unternehmen in den USA, die hervorragende Qualitäten innerhalb ihres Geschäftsmodells vorweisen können. Hinzu kommt, dass viele dieser Konzerne ihre Absätze in Asien und Europa größtenteils generieren, sich damit unabhängig vom eigenen Binnenmarkt machen und somit zusätzlich an der schwachen Entwicklung des US-Dollars profitieren.

Des weiteren profitiert nach wie vor der gesamtwirtschaftliche Zyklus von den Lagerbeständen, die alles andere als risikobehaftete Höhen anzeigen. Darüber hinaus gilt der Investitionsgüterzyklus nach unseren Erkenntnissen nach wie vor als noch in den Kinderschuhen. Vor allem wenn man bedenkt, dass gerade die Neuinvestitionen sowie bei den Ersatzinvestitionen noch nicht mal die reale und notwendige Nachfrage abdecken, was nach den Einbrüchen in 2008 und 2009 auch nachvollziehbar ist. Aufholpotenzial ist somit weiterhin gegeben.

Fakt ist, dass diese zyklischen Kräfte der Realwirtschaft wieder auf die Beine geholfen haben und einen weiteren Zyklus, den Konsumzyklus durch höhere Beschäftigung vorantreiben, der nicht auf Verschuldung sondern auf Einkommen basiert. Zusammengefasst sieht der gesamtwirtschaftliche Trend der Weltwirtschaft also durchaus positiv aus, was auch langfristig die Märkte positiv beeinflussen wird. Die Herausforderungen am Kapitalmarkt, bezogen auf die USA und die Staatproblematiken in Europa, gilt es allerdings weiterhin zu beobachten, da diese Situationen weiterhin für höhe Volatilitäten an den Märkten sorgen werden.

Was ist Gold wert?

Wenn man sich generell einmal vor Augen hält, das eine Unze Gold einen Wert in Höhe von circa 460 bis 550 Dollar inklusive Prägestempel hat, so wird schnell klar, dass der Grad der Spekulation als sehr hoch zu betrachten ist. Es mag zwar andere Argumentationsketten hierzu geben, wir sehen es aber so!

Die Popularität des Goldes kam zunächst erst einmal wieder mit der Krise im Jahr 1998 und der damit verbundenen Frage, bezogen auf einen Hedgefonds "LTCM", in wie weit ist unser Finanzsystem sicher und stabil? Vor diesem Zeitraum hatten Anleger knapp 20 Jahre, nämlich in den achtziger und neunziger Jahren, mit massiven Seitwärts- beziehungsweise Abwärtsbewegung zu kämpfen. Ob der nun um knapp 500 Prozent gestiegene Dollar-Preis, seit dem Jahr 2000 als gerechtfertig angesehen werden kann, bezweifeln wir aus heutiger Sicht.

Ihr Dr. Markus Zschaber

Dr. Markus C. Zschaber ist leitender Fondsmanager der V.M.Z Vermögensverwaltungsgesellschaft (www.zschaber.de) in Köln. Bereits mehrfach ausgezeichnet für sein Portfoliomanagement, zuletzt mit dem Prädikat "magna cum laude" durch den "Handelsblatt-Elite-Report 2011", kennen ihn die n-tv-Zuschauer seit 1997 als Experte unter anderem in der Telebörse, dem Investment-Check, Börse@n-tv oder dem Geldanlagecheck. Drei seiner Fachbücher konnten Leser bereits in den Bestseller-Listen finden u.a. "Der Börse voraus" als Gemeinschaftsproduktion mit dem Nachrichtensender n-tv. Sein aktuelles Buch "Der Aufschwung kommt" war bereits vier Wochen nach Erscheinen ein Bestseller.

Quelle: ntv.de

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