Wolfgang Weber, Taurus Investors Goldmarkt zeigt Stärke
10.09.2010, 08:13 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Deutlich sinkende Kurse dürfte der Goldmarkt in nächster Zeit nicht erleben, betont Gold-Händler Wolfgang Weber. Dennoch werde es technisch allerdings spannend.

Wolfgang Weber
Gold ist weltweit gefragt, das steht außer Zweifel. Der Markt zeigt enorme innere Stärke und ist weder eine Bubble noch droht eine hysterische Übertreibung. Aber einer robusten und stetig wachsenden Nachfrage steht nur eine begrenzte, verfügbare Menge gegenüber. Die härteste Devise der Welt ist gerade in Asien und im mittleren Osten das ultimative Zweitwährungssystem. Deutlich sinkende Kurse dürften wir im Goldmarkt in nächster Zeit und auch mittel- bis langfristig nicht mehr erleben.
Technisch und kurzfristig wird es allerdings spannend, denn dem Goldkurs ist es noch nicht gelungen nachhaltig den tonnenschweren Widerstand bei 1250 US-Dollar die Unze zu knacken. Erst ein bestätigter Kurs von 1275 Dollar die Unze dürfte dann schnell zu neuen Hochs im Bereich 1300 und höher führen. Kurse von 1230 Dollar die Unze sind noch unproblematisch für den kurzfristigen Aufwärtstrend - aber darunter dürften die Haltestellen bei 1210, 1190 und 1150 Dollar liegen. Das wären aber sicher Schnäppchenkurse, die auch von großen institutionellen Käufern genutzt werden dürften.
Die Marktversorgung von kleineren Goldbarren, also eine Unze bis 250 Gramm sowie auch der Ein-Kilo-Barren ist derzeit unproblematisch gegeben. Ebenso sind alle gängigen Anlage-Münzen von Krügerrand bis Maple Leaf lieferbar. Insgesamt kann man sich gerade in Deutschland nicht beklagen, keine Kaufmöglichkeit für Edelmetalle zu finden. Aktuell findet sich in Europa kein Land, welches so viele Möglichkeiten zum Edelmetallerwerb zu guten Preisen und noch relativ überschaubaren gesetzlichen Regularien bietet. Nicht umsonst sind die Hauptabnehmer von physischem Gold und Silber zu Anlagezwecken in der EU die Deutschen, gefolgt von den Nicht-EU Eidgenossen.
Rund einhundert Internetshops liefern sich Preisschlachten bei den gängigen Sorten, wenngleich auch die Qualität der Anbieter stark unterschiedlich ist. Von echten Marktschwergewichten (davon gibt es vielleicht zehn) bis zum Ein-Mann-Laden im Wohnzimmer ist wieder einmal alles vertreten. Auch zahlreiche Internet-Shops, die schlichtweg vor sich hin "verfaulen" und seit Monaten nicht gepflegt sind, tummeln sich im Markt. Auf diesen finden sich dann Preise, die gute zwanzig Prozent unter dem Mitbewerber liegen und selbstverständlich schon längst dieses Geschäft nicht mehr betreiben oder von Hause aus als Betrugsmodell gedacht waren.
Es ist heutzutage als Konsument unerlässlich, bei Internet-Käufen den Lieferanten vorab zu überprüfen. Ein Großteil der im Impressum angegeben Firmen und deren Adressen sind digitale Makulatur. Neunzig Prozent der Internetshops unterhalten kein eigenes Warenlager, da die erforderlichen 250 bis 500.000 Euro an Liquidität einfach nicht vorhanden sind. Ernst zu nehmen sind Internetshops, deren Betreiber auch über ein physisches Filialsystem oder eben über eigene Warenlager und Logistikmöglichkeiten verfügen. Das sind im Wesentlichen in Deutschland nur zwei bis drei Anbieter außerhalb der Banken. Trotzdem gibt es natürlich auch durchaus "kleine" seriöse, kompetente Internetshop-Betreiber, die wirklich einen hervorragenden Preis für die Produkte bieten können, da die Kosten des Geschäftes extrem schlank gehalten werden.
Silber strotzt derzeit nur so von bullischem Sentiment und auch hier ist die "Schicksalsmarke", der technische Widerstand bei 20 Dollar, das einzige Hindernis, welches den Kurs durch die Decke gehen lässt. Auch bei Silber können sich die Investoren entspannt zurück lehnen, denn großartige Preiseinbrüche dürften bei dem "Gold des kleinen Mannes" aktuell nicht anstehen. Gut unterstützt ist der Kurs im Bereich 17,25 bis 18,00 Dollar - obwohl der Zwitter zwischen Edel- und Industriemetall immer für Spannung gut ist und Kursexzesse in beide Richtungen kennt. Sollte Silber deutlich und nachhaltig unter 17 Dollar die Unze fallen, sollte man den Erdrutsch nicht aussitzen sondern das dann generierte Verkaufssignal beachten. Gestaffelte Kauflimits zwischen 15 und 16,50 Dollar könnten dann eine vernünftige Einstiegsstrategie sein.
Aber übergeordnet, auf die kommende Dekade betrachtet, sollte man sich bei Silber auf 35 bis 50 Dollar die Unze einrichten wenn nichts "dazwischen kommt", was diesen kleinen Markt zu einer Preisexplosion treibt. Auch hier ist die Marktdurchdringung in Deutschland europaweit einzigartig, und die führenden Handelshäuser tun ihr möglichstes, preiswertes Anlagesilber nur mit 7 Prozent Mehrwertsteuer auf Lager zu haben.
Die Beschaffung von Silber in diesen Sorten ist manchmal schwieriger als bei Gold, da nur dann die günstigen 7 Prozent Mehrwertsteuer greifen, wenn es sich um international anerkannte Zahlungsmittel (bullion coins) bei der jeweiligen Münze handelt. Andernfalls stuft der Staat (genauer das Finanzamt) das Silber als Medaille oder Industrie-Silber ein und belastet dieses mit 19 Prozent Mehrwertsteuer.
Hier sind die Händler und ihre Kunden also in völliger Abhängigkeit der produzierenden (staatlichen) Münzprägestätten wie Canada Mint, Australiens Perth Mint oder US Mint. Wenn von diesen Herstellern die Silber-Unzen nicht kommen, dann gibt es eben keine und Ersatz gibt es praktisch zu akzeptablen Kursen auch nicht. Gedenkmünzen, welche zwar auch Zahlungsmittel sein können und 7 Prozent Mehrwertsteuer bieten, sind uninteressant als Silberinvestment, da die Aufschläge zum Silber als Rohstoff schon mal einhundert Prozent und mehr sein können. Gerade im Silberkauf sollten sich unerfahrene Kunden persönlich an kompetente Edelmetallhändler in deren Filialen wenden, die in aller Regel umfangreich und seriös beraten.
Quelle: ntv.de