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Hochverzinste Industrieanleihen Gute Zeiten für deutsche High Yields

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Liebhaber bonitätsstarker Rentenpapiere haben es derzeit nicht leicht. So lässt sich mit Anleihen erstklassiger Schuldner noch nicht einmal die Inflation ausgleichen. Ganz anders sieht dies bei Hochzinsanleihen deutscher Weltmarktführer aus, die aus verschiedenen Gründen aktuell ein sehr gutes Chance-Risiko-Verhältnis aufweisen.

Ottmar Wolf, Wallrich Asset Management AG

Ottmar Wolf, Wallrich Asset Management AG

Ein Grund hierfür sind die neuen Regeln zur Bankenregulierung. Als Reaktion auf die vergangene Finanzkrise werden sich die Eigenkapitalanforderungen und Liquiditätsvorschriften für Kreditinstitute ab 2013 Schritt für Schritt erheblich verschärfen (Basel III). Die gesamte Finanzbranche ist deshalb gezwungen, ihre Risiken zu reduzieren. Milliardendeals, wie der Kauf des britischen Baustoffhändlers Hanson durch HeidelbergCement oder die Übernahme von Continental durch den fränkischen Wälzlagerhersteller Schaeffler, bei denen stark mit Hochzinskrediten (Leverage Loans) gearbeitet wurde, wird es in dieser Form zukünftig deshalb nicht mehr geben. Andererseits haben die Firmen aber auch erkannt, wie wichtig es ist, sich von den Banken unabhängiger zu machen. Viele Finanzvorstände stellen die Finanzierung ihrer Unternehmen deshalb immer stärker auf Anleihen um.

 

Bei dieser Entwicklung wird es sich keineswegs um eine kurzfristige Modeerscheinung, sondern vielmehr um einen langfristigen Trend handeln. Zum einen nimmt das Angebot an entsprechenden Bonds dadurch erheblich zu. Zum anderen muss es den Konzernen aber auch darum gehen, ein einwandfreies Renommee am Kapitalmarkt aufzubauen, um auf diese Weise Anleger langfristig an sich binden zu können. Dabei kommt erschwerend hinzu, dass viele institutionelle Investoren Anleihen von Emittenten mit einem Rating unterhalb des Investmentgradebereichs (niedriger als „BBB-“ bzw. „Baa3“) überhaupt nicht erwerben dürfen. Die Papiere werden deshalb meist zu sehr attraktiven Konditionen angeboten und notieren zum Teil bereits am ersten Börsenhandelstag einige Prozentpunkte oberhalb ihres Ausgabepreises. Da es Privatanlegern - von Ausnahmen abgesehen - allerdings nicht möglich ist, direkt an der Zeichnung teilzunehmen, profitieren hiervon insbesondere institutionelle Investoren sowie die Kunden von Vermögensverwaltern.

 

Aber auch bei Kursen oberhalb des Nennbetrags bringen Industrieanleihen von Unternehmen wie Schaeffler, Continental oder HeidelbergCement, die jeweils zu den Marktführern in ihrem Bereich gehören, noch jährliche Renditen zwischen sechs und siebeneinhalb Prozent. Nur zum Vergleich: Bundesanleihen mit fünfjähriger Restlaufzeit werfen derzeit gerade einmal 0,8 Prozent per annum ab, und auch mit Corporate Bonds erstklassiger Schuldner, wie etwa denen von BASF, lassen sich bei vergleichbarer Laufzeit keine zwei Prozent erzielen.

 

Der Hauptgrund für diese gewaltigen Renditeunterschiede liegt natürlich in der Benotung durch die großen Ratingagenturen. Oftmals ist das Rating deutscher Traditionsfirmen aus der Industrie im Sub-Investment-Bereich angesiedelt und signalisiert damit ein hohes Kreditrisiko. Ein wirkliches Ausfallrisiko besteht unseres Erachtens in der Regel allerdings dennoch nicht, sofern der Emittent Weltmarktführer ist und über ein funktionierendes Geschäftsmodell verfügt, das Gewinne erwirtschaftet und einen positiven Free Cash Flow generiert. So sind die relativ schlechten Benotungen zu einem erheblichen Teil auf die angewandte Ratingmethodik zurückzuführen. Hier wird teilweise auch noch das Rezessionsjahr 2009 mit berücksichtigt, dort sah die G+V vieler Firmen in der Tat sehr schwach aus. Außerdem  wirkt sich eine Bilanz, die von hoher Verschuldung gekennzeichnet ist, relativ stark bei der Rating-Vergabe aus und führt zu schlechten Einstufungen. Wichtiger sind aus unserer Sicht jedoch die Fragen nach dem Geschäftsmodell und die Relevanz der Firma im Allgemeinen.

 

Für Bondholder hat diese „Verzerrung“ neben den hohen Kupons den Vorteil, dass sie zum Teil zusätzliche Sicherheiten fordern können. Beispielsweise ist die ertragsstarke Schaeffler AG als Garantin der jüngsten Schaeffler-Anleihen vor dem Zugriff der Holding, die aus der Conti-Übernahme noch mit 4,7 Mrd. Euro verschuldet ist, weitestgehend geschützt. Zunächst dürfen nur 200 Mio. Euro pro Jahr abgezogen werden, später sind es 300 Million. Davon abgesehen dient der 36,1-Prozent-Anteil an Continental, den die Schaeffler AG über eine hundertprozentige Tochtergesellschaft hält, als Sicherheit. Allein dieses Aktienpaket deckt beim aktuellen Börsenwert von 4,9 Mrd. Euro mehr als das Doppelte des gesamten Anleihevolumens von 2 Mrd. Euro ab. Da relativiert sich das schlechte Rating von „B2“ (Moody’s) bzw. „B“ (S&P) doch erheblich.

 

Für Privatanleger besteht bei derartigen Anleihen allerdings oft das Problem, dass sie meist nur in einer Mindeststückelung von 50.000 oder sogar 100.000 Euro angeboten werden. Abhilfe kann hier der Weg über einen Vermögensverwalter schaffen. Bei entsprechender technischer Ausstattung ist er in der Lage, dieses Volumen in Zusammenarbeit mit der Depotbank auf mehrere seiner Kunden zu verteilen.

 

Ausgewählte Hochzinsanleihen

EmittentWKN Rating*KuponFälligkeitStückelungKursRendite
ContinentalA1A1P2Ba37,13 %10/201850.000€105,20%6,14%
Hapag LloydA1EWQCB39,00 %10/2015100.000€103,20%7,92%
HeidelbergC.A1C90NBa17,50 %04/20201.000€106,45%6,45%
SchaefflerA1G0J3B27,75 %02/2017100.000€104,26%6,71%
SchaefflerA1G0J5B28,75 %02/2019100.000€106,88%7,44%

* Moodys

Die Auflistung der Wertpapiere stellt keine Kauf- oder Verkaufempfehlung dar, sondern dient allein der Information. Die Wallrich Asset Management AG bzw. ihre Kunden halten Bestände in den aufgeführten Wertpapieren.

 

Der Autor Ottmar Wolf ist im Vorstand der Wallrich Asset Management AG und Experte des Internetportals Vermögensprofis.de.

 

 

 

 

 

 

 

Quelle: ntv.de

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