Von Geisterhand übers Internet Hilfe aus der Ferne
08.05.2008, 07:36 UhrWas ein Ärgernis: Beim Besuch bei Freunden am anderen Ende der Republik sind die seit Wochen versprochenen Digitalfotos auf dem Notebook nicht zu finden. Das Word-Dokument, das beim Datenabgleich aus Versehen nicht den Weg vom PC aufs Laptop gefunden hat, fehlt beim Geschäftstermin. Für diese Situationen gibt es Hilfe: Einige Windows-Versionen bieten den Fernzugriff mit der Funktion "Remote Desktop". Außerdem gibt es vom Betriebssystem unabhängige Programme, mit denen sich PCs über einen beliebigen Browser steuern lassen.
Dazu gehören "VNC" (Virtual Network Computing Protokoll) und die darauf aufbauenden Varianten. "VNC" schickt in den neuesten Versionen ein kleines Programm an den anderen Computer, den sogenannten Client- oder Remote-Rechner, der den PC steuern soll. Daraufhin erscheint im Browser des Clients der heimische Desktop und mit ihm der Vollzugriff auf den PC. Dabei spielt es keine Rolle, ob zwischen den beiden Rechnern nur ein paar Straßen oder Weltmeere liegen. Allerdings gestaltet sich der Zugriff per Browser schleppender, als wenn auf dem Client-Rechner auch die "VNC"-Software installiert ist.
Netzwerkwartung
Klassischerweise werden Fernsteuerungsprogramme von Administratoren in Unternehmen eingesetzt, um Computer im Netzwerk zu warten, Installationen vorzunehmen oder dem Anwender Unterstützung anzubieten. Aber auch privat sind die relativ schlanken Programme schnell verschickt und installiert, wenn jemand praktische Hilfe am PC braucht, Erklärungen am Telefon aber nicht mehr weiterhelfen. Während der Installation muss angegeben werden, ob es sich um einen Client- oder einen Server-PC handelt. Aus Sicherheitsgründen sollte ein Zugriffpasswort gesetzt werden. Auf der anderen Seite darf der Nutzer nicht zulassen, dass die Software von einer Firewall blockiert wird.
Internet-Anbieter teilen ihren Kunden bei jeder neuen Online-Sitzung eine andere IP-Adresse zu. Um die Fernsteuerung dennoch zu ermöglichen, muss ein sogenannter dynamischer DNS-Dienst genutzt werden. Viele Router sind schon für Dienste wie DynDNS vorbereitet. Auf den Webseiten der Anbieter bekommt der Nutzer nach der Anmeldung einen Domainnamen für den Host, Benutzernamen und Kennwort, die im Router eingetragen werden können. Diese Basisdienstleistung ist meist kostenlos. Für den VNC-Betrieb müssen im Router oder bei Software-Firewalls auch die Ports 5800 oder 5900 freigegeben werden.
Vergleichstest favorisiert UltraVNC
Bei einem Vergleich mehrerer VNC-Varianten der Zeitschrift "PC Professionell" ist das Windows und Linux unterstützende "UltraVNC" als Sieger hervorgegangen. Vor allem die mitgelieferte Chat-Möglichkeit sowie das einfache Tauschen von Dateien und Ordnern spricht den Angaben zufolge für die kostenlos erhältliche Software. Ein optimierter Grafiktreiber macht "UltraVNC" der Zeitschrift zufolge zur schnellsten Remote-Verbindung auf den heimischen Rechner.
Als Remote-Software kann auch der kostenlose Messenger "CSpace" zum Einsatz kommen. Das Windows- und Linux-kompatible Programm muss dann aber zwingend auch auf dem Client-PC installiert sein. Eine Browser-Unterstützung gibt es nicht. Dafür verschlüsselt die unter anderem auf VNC-Technologie basierende Freeware sämtliche Kommunikation. Und die Fernsteuerung funktioniert ohne Konfiguration - sogar durch Router und Firewalls hindurch ohne Portfreischaltung. Eine von mehreren kostenlosen VNC-Client-Programmen für Mac OS X ist "Chicken of the VNC".
Microsoft hat vor allem den Profi-Versionen seiner Betriebssysteme den Remote-Desktop-Dienst zugedacht, der Fernsteuerung und Fernwartung zulässt. "Wo er zur Verfügung steht, ist der "Remote Desktop" eindeutig das Mittel der Wahl zur Fernsteuerung eines aktuellen Windows-Systems", urteilt die Zeitschrift "c't". Er sei schnell, komfortabel und nahtlos ins System integriert.
Computer via Internet einschalten
Dass der fernzusteuernde PC beim Start automatisch eine Internetverbindung hat, ist Grundvoraussetzung für den Fernzugriff. Eine größere Hürde stellt das simple Anstellen des Rechners da - schließlich soll der PC ja nicht nur für den Fall der Fälle 365 Tage im Jahr laufen müssen. Fast alle Desktops und Notebooks unterstützen Wake On LAN (WOL), das sich beispielsweise über das gleichnamige Tool realisieren lässt. Das funktioniert allerdings nur innerhalb eines Netzwerkes und nicht ohne weiteres über das Internet. Für Rechner, die gleich starten, sobald sie Strom bekommen, kann eine über jeden Internet-Browser schaltbare Netzwerk-Steckdose mit eigener IP-Adresse eine Lösung sein.
Quelle: ntv.de