15 Jahre n-tv an der NYSE Markus Koch im Interview
13.07.2010, 14:11 UhrAls erster Börsenreporter aus Deutschland berichtete Markus Koch vor 15 Jahren das erste Mal live von der Wall Street. Im Interview spricht er über persönliche Highlights und den Wandel auf dem Parkett.
Seit wann berichten Sie für n-tv von der NYSE?
Koch: Ich stand erstmals im April 1996 für n-tv auf dem Parkett der New Yorker Aktienbörse. Nach Maria Bartiromo von CNBC, die drei Monate vorher an den Start ging, war ich der erste dauerhaft an der Börse stationierte Fernsehjournalist.
Was sind die persönlichen Highlights, Veränderungen und Anekdoten?
Koch: Meine Anwesenheit auf dem Parkett fand bei den Brokern in der Anfangszeit keinen großen Anklang. Es war ein Old Boys Club, der Journalisten als Fremdkörper empfunden hat. Mit damals noch über 2.500 Menschen auf dem Parkett, musste man aufpassen, niemanden beim Aktienhandel im Weg zu stehen. Seitdem hat sich vieles verändert. Der Geist von damals ist weg, wie auch ein Großteil der dort arbeitenden Menschen. Wenige hundert sind übrig geblieben. Die alten Haudegen sind verschwunden, und mit ihnen auch die vielen Traditionen. Neulinge auf dem Parkett, bekamen vor wenigen Jahren noch ihre Schuhe gepudert. Während des Handels musste man versuchen ihm einen ganzen Beutel Mehl auf die Schuhe zu schütten. War das Werk vollbracht, fingen alle auf dem Parkett an mit ihren Füßen laut herum zu trampeln. Es waren lustige Zeiten. Damals verdiente man dort viel Geld. Heute kommen nur noch wenige finanziell über die Runden.
Ihr Lieblingsbegriff vom internationalen Parkett?
Koch: Execution. So nennt man die Ausführung eines Aktienauftrags. Es dürfte kein Zufall sein, dass das Wort etwas mit Exekution zu tun hat. Viele verlieren bei der Geldanlage schließlich ihren Kopf - und Hemd und Hose noch dazu.
Inwiefern hat der Parketthandel an der NYSE in den vergangenen Jahren sein Gesicht verändert?
Koch: Parketthandel ist ein sehr physisches, körperliches Geschäft. Man schreit sich oft an und obwohl die Broker untereinander meist befreundet sind, ist der Wettbewerb bis zur Schlussglocke groß. Jeder will den besten Trade machen. So war es jedenfalls früher. Heute dominieren die Computer die Geschehnisse, und das nicht immer zum Vorteil. Der Aktienmarkt ist weniger transparent und weitaus volatiler geworden. Statt eines guten Ausführungskurses, ist vor allem die Geschwindigkeit der Ausführung entscheidend. Eigentlich paradox. Das Parkett hat sich meines Erachtens überlebt.
Quelle: ntv.de, n-tv