Streit um Online-Tauschbörse Napster einigt sich mit drei Plattenfirmen
06.06.2001, 10:04 UhrNapster hat den bisher größte Schritt in Richtung Legalität getan. Ab Spätsommer darf die Online-Tauschbörse Songs der Plattenfirmen Warner Music, BMG Entertainment und der EMI Group in ihrem künftig gebührenpflichtigen Dienst zum Download anbieten. Die Klage der Musikindustrie gegen Napster wegen Beihilfe zu Urheberrechts-Verstößen soll dadurch aber nicht beeinflusst werden.
Möglich wird Napsters Neuanfang durch ein geschlossenes Abkommen mit MusicNet. Das Gemeinschaftsunternehmen war von den drei Musikfirmen sowie der Internet-Firma RealNetworks für den Lizenz-Vertrieb über das Internet gegründet worden. Napster soll zunächst exklusiv Musik von der MusicNet- Allianz in Lizenz übernehmen. Damit werden über Napster Hits von Künstlern wie Whitney Houston, den Spice Girls und Madonna zu bekommen sein, ohne dass Urheberrechte verletzt werden.
Europas größter Medienkonzern Bertelsmann, der bereits im vergangenen Oktober eine strategische Allianz mit der Musiktauschbörse einging, begrüßte die Entwicklung. "Das ist der endgültige Durchbruch für Napster", meinte der Sprecher der Bertelsmann E-Commerce-Group, Frank Saarfeld. Bertelsmann habe von vorneherein ein legales Napster aufbauen wollen. Neue Software stelle nun sicher, dass das Copyright geachtet werde und die Musiker und Rechteinhaber Geld erhielten.
Der Interims-Chef von Napster, Hank Barry, zeigte sich zufrieden. Die Einigung mit MusicNet unterstreiche die Entschlossenheit von Napster seinen Nutzern alle Arten von Musik zugänglich zu machen. Rob Glaser, der Übergangschef von MusicNet und Leiter von RealNetworks, meinte, das Abkommen sei großartig für die Konsumenten, die Künstler und die Plattenindustrie.
Um das neue Angebot nutzen zu können, müssen die Napster-Nutzer sich allerdings umstellen. Die Zeit der kostenlosen Downloads geht zu Ende, stattdessen müssen die Musikfans künftig ein Abonnement bezahlen, das es erlaubt Musik herunterzuladen und auch untereinander tauschen. Der Preis steht allerdings noch nicht fest.
Die Musikfirmen Sony und Vivendi Universal hatten ihrerseits die Gründung der konkurrierenden Online-Plattform Duet angekündigt. Die MusicNet-Partner wollen nach Angaben der "New York Times" versuchen, Sony und Vivendi Universal dazu zu bewegen, auch ihre Musik durch MusicNet lizenzieren zu lassen.
Quelle: ntv.de