Peter Lackamp Taugt Gold noch zur Fluchtwährung?
21.10.2011, 09:03 Uhr
(Foto: REUTERS)
Die Anlageklasse Gold hatte in den jüngsten Krisen immer wieder die Rolle der „Fluchtwährung“ inne. Zogen am Börsenhimmel dunkle Wolken auf – sei es Rezession, Überschuldung oder gar Krieg – floss stets viel Geld in den vermeintlich sicheren Hafen. Doch der jüngste Kurssturz bei dem Edelmetall zeigt: Mit Gold allein kann man keiner Krise entfliehen.

Seit dem Ausbruch der Finanzmarktkrise im Jahr 2008 erlebt der Goldpreis einen wahren Höhenflug: Im Frühjahr 2008 erreichte das Edelmetall erstmals die Marke von 1000 US-Dollar – damit hatte es sich innerhalb von zwei Jahren im Wert verdoppelt. Im Herbst 2009 übersprang der Goldpreis die Marke von 1900-Dollar, was einem erneuten Zuwachs um fast 100 Prozent entsprach. Doch nach diesem jüngsten Hoch folgte nun ein Sturz von 300 Dollar – der größte Kursrutsch seit Jahrzehnten.
Spekulationsblase oder kurzfristige Korrektur?
Die Meinungen der Finanzwelt zu den Ursachen gehen weit auseinander: Die einen sehen lediglich eine Korrektur, die der Ausgangspunkt zu neuen Höchstkursen sein kann, die anderen befürchten das Platzen der vielleicht größten Blase der Welt. Auf jeden Fall ist der Absturz des Goldpreises in der aktuell verschärften Krisensituation ungewöhnlich. Es scheint, als ob Gold in der derzeitigen Krise seinen Glanz verliert. Die Anleger flüchten aus allen Anlageklassen und sehen als sichere Häfen nur noch das Thema „Cash“ – und das Geld fließt vorrangig in US-Dollar, da der „Greenback“ nach wie vor die Rolle der Weltleitwährung einnimmt.
Diversifikation als Ausweg
Die Unwägbarkeiten für das Edelmetall nehmen also zu. Außerdem müssen Gold-Anleger Investoren auf eine laufende Verzinsung verzichten.
Bedenkt man zudem, dass die Aktienmärkte derzeit Kursausschläge mit Tagesschwankungen erleben, deren Höhe früher fast der gesamten Entwicklung eines Jahres entsprach, und dass die festverzinslichen Wertpapiere mit der Finanzkrise ebenfalls in heftige Kursturbulenzen geraten sind, kann die Devise nur heißen: Streuen, streuen, streuen!
Einzig die Verteilung des Risikos auf eine möglichst breite Zahl von Anlagen kann helfen, sich den extremen Ausschlägen an den Börsen zu entziehen. Die Illusion eines „sicheren Hafens“ – seien dies nun Staatsanleihen oder Gold – sollten Anleger angesichts der täglichen Überraschungen am besten schnell ad acta legen.
Peter Lackamp ist Prokurist der Kroos Vermögensverwaltungs AG in Münster und einer der Experten von www.vermoegensprofis.de
Quelle: ntv.de