Edelmetallreport Totgesagte leben länger
11.12.2009, 16:04 Uhr
Anleger geben beim Silber den Münzen den Vorzug vor Barren - Mehrwertsteuer sei dank.
(Foto: REUTERS)
Wolfgang Weber, Taurus Investors
Gold
Der schwindelerregende Anstieg des Goldkurses über die ausschließlich psychologisch wichtige Marke von 1000 US-Dollar ist in der Form nicht gerechtfertigt. Physisches Gold als Investment mit einer Depotbeimischung von 10 bis 15 Prozent ist seit jeher vernünftig und hat sich immer bewährt. Der Preisanstieg eines Rohstoffes von 20 Prozent in sechs Wochen ist allerdings ungesund und wird auch derzeit schon korrigiert. Immerhin kam Gold innerhalb von fünf Handelstagen um 9 Prozent zurück und testet aktuell den nahen ersten Unterstützungsbereich von 1.070 bis 1.130 US-Dollar aus. Die nächsten Stationen nach unten könnten die Marken bei 1070, 1030 und dann 1000 US-Dollar und auch ein Test unter der magischen 1.000 sein. Bei Kursen um 980 US-Dollar die Unze liegen auch jede Menge Stop-Loss-Orders der "long" positionierten, technisch ausgerichteten Investment- und Hedge-Fonds. Während dieses geordneten Rückzuges können aber jederzeit die Schnäppchenjäger und zu spät gekommenen mit Käufen auf den Plan treten.
Die Abkopplung des Goldes vom US-Dollar, welche schon gefeiert und proklamiert wurde, ist jedenfalls Märchenstunde - so, wie auch der Niedergang der Weltleitwährung in den kommenden Wochen ebenfalls Wunschdenken der US-Dollar-Gegner ist. Mittlerweile geht Gold wieder im Gleichklang mit der US-Währung und leidet folgerichtig unter deren Erholungstendenzen. Daher hatten wir an dieser Stelle immer wieder darauf hingewiesen, die Währungscharts US-Dollar zu Euro bei größeren Goldinvestments im Vorfeld mit zu beachten. Rohstoffe werden in US-Dollar gehandelt und das ist der Grund, warum Euro-Investoren in Gold bei einem stark rückläufigen US-Dollar zu Euro trotz spektakulärer Kursentwicklungen beim Gold in US-Dollar nicht diese hohen Renditen in der Tasche haben.
Der explosionsartige Goldpreisanstieg der letzten Wochen rührte finanztechnisch daher, dass große Investmentvehikels wie Fonds aber auch Hedge-Fonds Gold neu entdeckt haben und liquide Mittel der fast Null-Zins-Politik eben auch in Gold und deren Gold ETF`s gesteckt haben. Das ist so, als ob sich ein milliardenschwerer Immobilien-Fonds auf ein Reihenhäuschen stürzt und den Preis treibt. Parallel (und das war dann der eigentliche Zündstoff) stellt die Welt plötzlich fest, dass China mittlerweile der größte Goldproduzent und Goldkonsument zugleich geworden ist und damit Südafrika respektive Indien abgehängt hat. Damit nicht genug, verkündet der chinesische Staat in "naher Zukunft" kräftig US-Dollar in Gold und andere Rohstoffe tauschen zu wollen und empfiehlt seinen asiatischen Nachbarn das gleiche. Das ganze findet in der Goldsaison (Oktober bis März) statt und wird begleitet von Minenreports, die von zurückgehenden Reserven berichten.
Vor diesem Hintergrund und der der nach wie vor anhaltenden Welt-Finanzkrise kann der Goldkurs nur steigen und er wird es übergeordnet die kommenden Jahre auch weiter tun. Wir empfehlen daher für größere Goldinvestments Kaufkurse limitiert in den Markt zu stellen mit 980, 1.000, 1.030, 1.070 und 1.160 US Dollar die Unze. Die Versorgung des Marktes mit kleineren Anlage-Barren und Münzen stellt derzeit keinerlei Problem dar, was wirklich beachtlich ist.
Die gesuchtesten Sorten an unseren Edelmetallschaltern und bei den Kollegen sind derzeit 1 Unze Krügerrand, 1 Unze Gold Maple Leaf sowie 100 Gramm Gold – Barren, aber auch ganz vermehrt die kleinen "Hosentaschen-Einheiten" 10 Gramm- und 20 Gramm-Barren im Scheckkartenformat verpackt. Deutlichen Zuwachs verzeichnen wir auch bei Kunden mit Kaufaufträgen von unter 1.000 EURO.
Silber
Was natürlich im Windschatten zu Gold ebenfalls eine Rally hingelegt hat, ist Silber. Hier kann man nur staunen, wie stabil die Nachfrage seitens der Edelmetallkäufer im "Kleinkundenbereich" ist. Mittlerweile sind die Umsätze in Silber fast gleich hoch wie bei Gold, obwohl das Verhältnis Gold zu Silber bei 1:65 steht! Der Silberkurs liegt derzeit bei 17,35 US-Dollar die Unze (Jahresanfang 10,50 US Dollar die Unze) und kommt ebenfalls wie Gold gerade von seinen Höchstständen zurück. Charttechnisch sind hier zeitnah 16,00 bis 16,50 US-Dollar die Unze möglich. Sollte Euro zu US-Dollar wieder erstarken und somit Gold wieder den Marsch auf neue Kursgipfel beginnen, so rennt Silber natürlich hinterher und wird dann versuchen die 20 US-Dollar Marke pro Unze zu knacken.
Im Gegensatz zu Gold gibt es bei Silber Lieferengpässe im 1 Unze Münzen –Bereich, vor allem dem kanadischen Maple Leaf. Problemlos sind 1.000-Gramm-Barren lieferbar, aber durch die 19 Prozent Mehrwertsteuer in Deutschland doch etwas "unappetitlich". Aus diesem Grund erfreuen sich 1.000-Gramm-Silber-Münzen (Zahlungsmittel) mit dem reduzierten 7-prozentigen Steuersatz hoher Nachfrage. Hier ist die Versorgung des Marktes allerdings mittlerweile sehr schwierig geworden. Scheinbar traut der Endverbraucher dem Silber mehr Aufwärtspotenzial zu als Gold, oder es ist einfach die psychologische Hürde des Preises von 1 Unze Krügerrand Gold 800 Euro zu 1 Unze Maple Leaf Silber zu 15,50 Euro. Sollte der Silber-Kurs unter 15,00 US-Dollar die Unze fallen, empfehlen wir dir Rückstellung größerer Silberkäufe, denn dann ist die Wahrscheinlichkeit von vorübergehenden Kursen um die 10,50 bis 12,00 US-Dollar erhöht. Übergeordnet wird Silber aber die kommenden Jahre ebenfalls durch die "Asien-Karte" China, Indien und den sogenannten "Tiger-Staaten" mühelos auf 25 bis 50,00 US-Dollar die Unze steigen können.
Quelle: ntv.de