Telebörse Exklusiv Wer hat Angst vorm Yuan?
13.10.2010, 13:25 UhrDer Währungsstreit dreht sich um den chinesischen Yuan. Ist er wirklich so stark wie sein Ruf oder geht es um ein Ablenkungsmanöver von der US-Geldpolitik? Frank Meyer im gespräch mit Devisenexperte Andreas Hahner.
Ist der chinesische Yuan zu stark, bist du zu schwach .... Zu schwach sind vor allem die Amerikaner, sagt Andreas Hahner von Allianz Global Investors im Interview mit Telebörse.de. Sie seien die einzigen, die Probleme mit dem Yuan haben. Die anderen Währungsräume können seiner Ansicht nach ganz gut mit ihm leben.
Hintergrund für den Währungsstreit zwischen USA und China sind die verschobenen Machtverhältnisse. China habe international an Einfluss gewonnen, so Hahner. Der Yuan sei nicht so stark ist wie sein Ruf, korrigiert er die aktuelle Debatte. Die chinesische Währung sei an den Dollar gekoppelt und die US-Währung habe extrem abgewertet. Somit habe auch der Yuan zu anderen Währungen deutlich an Wert verloren.
Mit 17 Prozent Abwertung hätten die Chinesen ihren Beitrag im Währungsstreit eigentlich schon geleistet und Peking habe signalisiert, dass es die Bedürfnisse in der Welt wahrnimmt, so Hahner. Seiner Meinung nach ist es deshalb nicht an den Chinesen, sondern an den Amerikanern ihre Hausaufgaben zu machen. "Wenn man ganz ehrlich ist und sich das ganz genau anschaut, was an den Währungsmärkten passiert, dann wird uns derzeit der Spiegel vorgehalten, was die Zinsmärkte spielen." Wenn man sich die zweijährigen Zinsdifferenzen anschaue, dann wäre der faire Wert von Euro/Dollar nicht bei 1,40, sondern bei 1,50.
Für den Euro werde es weiter nach oben gehen. Denn die USA profitieren von der Abwertung des Dollar. Und um einen selbstragenden Aufschwung hinzubekommen, brauchen die USA noch mehr Liquidität im Markt. Die Folgen für den Euroraum sind klar: Der Euro wird steigen. Wenn alle abwerten, muss irgendjemand aufwerten. Daraus ergibt sich ein Problem für Europa und die EZB: Die Schuldenkrise ist vielleicht gut bewältigt worden. Eine wirkliche Euro-Stärke als Spiegel der Konjunktur in der Währungsunion liegt aber nicht vor. Trotzdem muss irgendjemand aufwerten. Laut Hahner sind das der Euro, der Austral-Dollar und der Kanada-Dollar.
Eine weitere Schieflage ist in Japan zu beobachten. Die Japaner hätten es "sehr schwer" mit dem Trend im Dollar/Yen. Denn die Kursbewegung im US-Dollar sei vollkommen gerechtfertigt, so Hahner. Hinzu komme, dass jeder darauf gesetzt habe, dass Dollar/Yen "ab durch die Decke geht". Die Kalkulationskurse der japanischen Exporteure für März nächsten Jahres lägen etwa zehn Prozent über dem aktuellen. Die Stärke des Yen ist laut Hahner kein Spiegel der Wirtschaft, sondern Fehlpositionen, die langsam bereinigt werden. Der Yen sei unter Zinsgesichtspunkten nicht unattraktiver als der Dollar.
Laut Hahner wird es an den Währungsmärkten volatil seitwärts weiter gehen. An Währungen empfiehlt Hahner Euro und Austral-Dollar. Hier werde "viel Geld reinfließen". Die besten Trades seien: Euro gegen Dollar, Austral-Dollar gegen US-Dollar Brasilien gegen US-Dollar, Türkei gegen US-Dollar. Gut seien auch die "guten kleinen Währungen der Emerging Markets gegen den Dollar laufen zu lassen. Der Schweizer Franken zum Euro habe den "Bogen überspannt".
Quelle: ntv.de, ddi