Unterhaltung

Panikrocker zeigt Stinkefinger AfD will Udo Lindenberg anzeigen

Aus seiner Meinung über die AfD macht er keinen Hehl: Udo Lindenberg.

Aus seiner Meinung über die AfD macht er keinen Hehl: Udo Lindenberg.

(Foto: Screenshot Youtube)

Eigentlich war es ein feierlicher Moment: Am vergangenen Mittwoch wurde Udo Lindenberg zum Ehrenbürger Hamburgs ernannt. Alle fanden das gut - außer der AfD. Der Sänger quittierte das mit dem Zeigen des Stinkefingers in Richtung der rechtspopulistischen Abgeordneten. Die rufen nun: Skandal!

Aufregung ist Udo Lindenberg als alter Panikrocker ja gewohnt. Und so sitzt er gerade womöglich nur achselzuckend bei einem Glas Eierlikörchen, während die Hamburger AfD ihn vor den Kadi ziehen will. Und das, obwohl - oder gerade weil - er soeben erst zum Ehrenbürger der Hansestadt ernannt wurde.

Eine große Mehrheit in der Hamburger Bürgerschaft sprach sich dafür aus, Lindenberg zum Ehrenbürger zu ernennen.

Eine große Mehrheit in der Hamburger Bürgerschaft sprach sich dafür aus, Lindenberg zum Ehrenbürger zu ernennen.

(Foto: IMAGO/Chris Emil Janßen)

Was war geschehen? Am vergangenen Mittwoch verlieh die Stadt Hamburg dem Musiker die höchste Auszeichnung, die sie zu vergeben hat. Zwar wurde Lindenberg im westfälischen Gronau geboren, doch schon seit den 1960er-Jahren ist die Metropole an der Elbe seine Wahlheimat. Bürgermeister Peter Tschentscher hatte deshalb bereits zum 75. Geburtstag des Sängers im Mai 2021 vorgeschlagen, Lindenberg zum Ehrenbürger zu ernennen.

Dass es über ein Jahr dauerte, bis die Idee umgesetzt wurde, lag nicht etwa an größerem Widerstand dagegen, sondern an Corona. Im Gegenteil: Über (fast) alle Parteigrenzen hinweg stieß der Plan auf überwältigende Zustimmung.

Kein "Uns Udo"?

"Udo Lindenberg ist eine herausragende Persönlichkeit unserer Stadt", würdigte dementsprechend zum Beispiel SPD-Politiker Tschentscher den inzwischen 76-Jährigen beim Festakt zur Verleihung der Ehrenbürgerwürde in der Bürgerschaft. Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank von den Grünen erklärte: "Wir sind wahnsinnig stolz, dass er Hamburg zu seiner Heimat gemacht hat und zum Vorbild für viele Künstlerinnen und Künstler geworden ist." Und auch CDU-Fraktionschef Dennis Thering war voll des Lobes: "Durch sein Wirken ist er Hamburg als Musiker und auch als grafischer Künstler, als Maler, seit Jahren verbunden."

Einzig die Abgeordneten der AfD waren da anderer Meinung. Stellvertretend für die sechs Rechtspopulisten in der Bürgerschaft ergriff Alexander Wolf das Wort. Er strengte einen Vergleich zwischen dem gebürtigen Gronauer Lindenberg und der vor Kurzem verstorbenen hanseatischen Fußball-Ikone Uwe Seeler an. "Verglichen mit 'Uns Uwe', fürchte ich, wird Udo Lindenberg nicht 'Uns Udo' werden", stellte Wolf dem Musiker die Eignung als Hamburger Ehrenbürger in Abrede.

Der persönlich anwesende Lindenberg kommentierte die Ausführungen auf seine Weise. Mit der rechten Hand drehte er an einer Luft-Kurbel, um an der linken Hand den Stinkefinger auszufahren. Der AfD-Politiker legte unterdessen weiter nach. Indem Lindenberg das starke AfD-Ergebnis bei der jüngsten Landtagswahl in Thüringen kritisiert habe, habe er gezeigt, "dass er Schwierigkeiten hat, demokratische Wahlergebnisse zu akzeptieren", so Wolf. "Das ist eine Einstellung und eine Sprache, die, so meine ich jedenfalls, eines Ehrenbürgers unwürdig ist", führte er weiter aus.

Strafanzeige gegen Lindenberg?

Nun könnte dies als erwartbare Posse eigentlich locker abgetan und abgehakt werden. Dass der Panikrocker, der sich in der Vergangenheit vielfach für Toleranz und gegen Rechtsextremismus engagiert hat, und die AfD keine Freunde im Geiste mehr werden, liegt schließlich auf der Hand. Doch die Partei legt es offenbar darauf an, den Vorfall zu skandalisieren.

So will die Hamburger AfD nach Informationen der "Bild"-Zeitung nun juristisch gegen Lindenberg vorgehen. "Wir werden dem Kollegen Wolf empfehlen, Strafanzeige gegen Herrn Lindenberg zu erstatten", wird der Abgeordnete Krzysztof Walczak zitiert. Tatsächlich kann das Zeigen des Stinkefingers mit einer Geldstrafe oder sogar bis zu einem Jahr Haft geahndet werden.

Gleichwohl ließen sich auch Wolfs Ausführungen als Beleidigung und Provokation interpretieren. Dem Musiker die Würde abzusprechen, Ehrenbürger zu sein, ist schließlich ebenfalls harter Tobak.

Dass Lindenberg jetzt tatsächlich juristische Konsequenzen drohen, darf also getrost bezweifelt werden. Darauf ein Eierlikörchen.

(Dieser Artikel wurde am Mittwoch, 14. September 2022 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, vpr

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen