Neues Buch am 24. Mai Autor Houellebecq mit Sexfilm-Klage erfolgreich
16.05.2023, 16:26 Uhr Artikel anhören
"Wie das Objekt in einer Tierdokumentation behandelt": Michel Houellebecq bei einem Filmfestival 2019 in Spanien.
(Foto: imago images/Manuel Cedron)
Im Streit gegen einen Sexfilm mit sich selbst in der Hauptrolle erzielt Michel Houllebecq einen Etappensieg vor Gericht. Auch sonst geht der französische Autor in die Offensive: mit einem neuen Buch.
Im Streit um einen mutmaßlichen Sexfilm hat der französische Schriftsteller Michel Houellebecq nun einen Teilerfolg vor Gericht erzielt. Das niederländische Kunstkollektiv Kirac müsse den fertigen Film vor einer Veröffentlichung erst Houellebecq vorlegen, urteilte ein Gericht in Amsterdam am Nachmittag im Berufungsverfahren. Zuvor war der Autor in erster Instanz noch mit einer Klage gegen die Filmemacher gescheitert.
Das Künstlerkollektiv spricht von einem Kunstfilm, in dem die Grenze zwischen Fiktion und Wahrheit nicht immer deutlich sei. Doch Houellebecq äußerte nun vor Gericht die Sorge, dass sich die Filmemacher nicht an die Absprachen halten würden und sein Ruf geschädigt werde. Dem entsprachen die Richter nun. Wenn der Film erst einmal online veröffentlicht worden sei, könne der Schaden nicht mehr rückgängig gemacht werden. Wenn der Autor den Film nicht akzeptiert und der Filmemacher Änderungen verweigert, dann kann der Autor dem Urteil zufolge erneut vor Gericht ziehen.
"Depressiv und betrunken"
Houellebecq wollte den Film, der von einigen Medien als Porno bezeichnet wird, verbieten lassen, nachdem er den Trailer gesehen hatte. Darin war der Autor mit nacktem Oberkörper zu sehen, wie er eine junge Frau küsste. Er hatte mit dem Filmemacher Stefan Ruitenbeek von dem Kollektiv einen Vertrag geschlossen, in dem der Autor sich bereit erklärte, an dem Projekt mitzuwirken und vor der Kamera mit mehreren jungen Frauen Sex zu haben. Zunächst hatte Houellebecq vor Gericht angeführt, er sei depressiv und betrunken gewesen, als er den Vertrag unterzeichnet hätte. Der Richter der ersten Instanz aber fand das nicht glaubwürdig, denn der Autor habe bereitwillig an den Aufnahmen mitgewirkt.
Erst am Montag hatte Houellebecq ein neues Buch angekündigt, in dem es wohl auch um den Film gehen soll. Das Werk werde am 24. Mai unter dem Titel "Einige Monate in meinem Leben. Oktober 2022 - März 2023" bei seinem französischen Hausverlag Flammarion erscheinen. Houellebecq soll darin aus der Ich-Perspektive die vergangenen Monate beschreiben, die reich an Wirbel um seine Person waren. "Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich wirklich das Gefühl, wie das Objekt in einer Tierdokumentation behandelt zu werden. Es fällt mir schwer, diesen Moment zu vergessen", schreibt der 65-Jährige auf der Rückseite des 112 Seiten langen Buchs. Der Autor ("Vernichten", "Elementarteilchen") soll darin auch auf den Wirbel und die Folgen eingehen, die sein Interview in dem rechtspopulistischen Magazin "Front Populaire" ausgelöst hatten. Darin sprach er von einer nationalen Rebellion gegen die muslimische Bevölkerung des Landes.
Quelle: ntv.de, mau/dpa