Unterhaltung

"Es hat eine Menge gekostet!" Barbara Broccoli - das wahre Bond-Girl

Die Broccoli und der Prinz bei der Premiere in London.

Die Broccoli und der Prinz bei der Premiere in London.

(Foto: imago/Landmark Media)

Barbara Broccoli ist eine wunderbare Frau: Natürlich, gutaussehend, ohne aufgetakelt oder generalüberholt zu wirken, mit einem lauten, ansteckenden Lachen und einem Beruf, um den man sie nur beneiden kann. Seit Mitte der Neunzigerjahre, als ihr Vater Albert R. Broccoli, der Anfangs-Produzent der Bond-Reihe, fast neunzigjährig starb, ist sie die Produzentin der James-Bond-Filme. Sie führt quasi sein Erbe weiter; denn war sie in den Achtzigern "nur" als Regie- und Produktionsassistentin an Streifen wie "Octopussy" oder "Lizenz zum Töten" beteiligt, so ist sie zusammen mit ihrem Stiefbruder Michael G. Wilson seit dem Tod des Vaters eine Produzentin, die einiges in Bonds Leben verändert hat. Unter anderem veranlasste sie, dass die Rolle von M lange Zeit mit einer Frau (Judi Dench) besetzt wurde. Ihre zweite Liebe gilt dem Theater, sie hat eine eigene Independent-Produktionsfirma und sie ist mit einem Broadway-Mann verheiratet. Wenn sie von Bond schwärmt, dann ist das also rein beruflicher Natur. Mit n-tv.de sprach Barbara Broccoli über Väter, Agenten und den Weihnachtsmann.

n-tv.de: Jetzt mal ehrlich, Frau Broccoli, was hat der ganze Spaß denn jetzt gekostet? Sie müssten's doch wissen ...

Barbara Broccoli: (lacht) MGM weiß es auch. Ich habe versucht, es vor ihnen geheimzuhalten, denn es ist eine Menge, wirklich viel Geld. Aber das sieht man auch im Ergebnis: Das Geld ist auf der Leinwand gelandet. Das war schon die Philosophie meines Vaters: das ganze Geld wirklich so in den Film zu stecken, dass man das im Endeffekt dann auch sieht. Und das versuche ich nun auch. Ich hoffe, es hat funktioniert! (lacht)

Das kann man nicht anders sagen. "Spectre" ist der vierte Film mit Daniel Craig und es stellt sich die Frage, ob das das Ende einer Ära sein könnte. Jeder fragt sich: Wie wird es weitergehen?

Ich kann nur sagen: Ich hoffe sehr, dass es mit Daniel weitergeht! Haben Sie ihn schon gesprochen?

Ja, er sagte, er kann sich auch vorstellen, dass es weitergeht.

Mit James-Bond-Darsteller Timothy Dalton im November 2003.

Mit James-Bond-Darsteller Timothy Dalton im November 2003.

(Foto: imago stock&people)

Na, dann ist doch alles geklärt! (lacht laut) Er ist wunderbar! Und das denke ja nicht nur ich, das Publikum sieht es doch genauso. Jedenfalls sagt jeder zu mir: "Den musst du behalten!" Ich werde also mein Bestes geben, ihn davon zu überzeugen, es weiterhin mit uns auszuhalten. 

Wissen Sie denn schon, in welche Richtung es gehen könnte?

Wo denken Sie hin? Wir zeigen doch jetzt erstmal den fertigen Film, dann brauchen wir eine Pause und dann finden wir hoffentlich die richtige Balance zwischen dem, was die Leute von uns erwarten: klassische Elemente, aber auch Neuerungen. Nicht zu vergessen, dass wir das Publikum auch jedes Mal wieder überraschen wollen. Ein Bond-Film muss immer zeitgemäß sein. Aber ganz ehrlich: Die Möglichkeiten sind doch unendlich. Das ist ein guter Punkt, um wieder anzufangen.

Wann?

In ein paar Monaten hoffentlich. Das ist ein Prozess. Wir wollen so viel Ian Fleming wie möglich da reinbekommen, weil er der Urheber aller Geschichten ist. Wir müssen uns aber auch neue Handlungsstränge ausdenken. Das wird eine Weile dauern.

Können Sie uns sagen, wie Sie den Titelsong aussuchen?

In diesem Film geht es ganz viel um James Bond selbst und um seine emotionalen Konflikte. Es war also sehr wichtig für uns, einen Song auszuwählen, der diese Gemütslage widerspiegelte. Der Song soll das Publikum schon in Bonds Universum hinbegleiten, verstehen Sie? Es war wichtig, dass er Bonds Sehnsucht nach Liebe aufnimmt. Sam Smith war eine ganz einfache, eine ganz offensichtliche Wahl. Er kam zu uns, wir gaben ihm das Script, er stellte ein Demo her und wir fanden es perfekt. Wir hatten natürlich noch ein, zwei andere, mit denen wir eine Zusammenarbeit erwogen hätten, aber mit ihm hat es gleich gepasst.

Sie sind doch das wahre Bond-Girl ...

(lacht, sehr laut!)

... wie war das, mit "James Bond" aufzuwachsen?

Es war ein Privileg, ein aufregendes Leben, das kann ich nicht anders sagen. Ich war ein Jahr alt, als mein Vater mit der Arbeit zum ersten Film begann, also bin ich auf den Filmsets groß geworden. Ich kenne sie alle und sie machen natürlich einen großen Teil meines Lebens aus. Wie eine Familie, ja, die ganzen Filme sind wie eine Familie für mich. Das klingt merkwürdig, ist aber genau so gemeint. Es ist so interessant: Als wir neulich die Premiere in London hatten, da waren so viele dabei, die mal bei Bond mitgespielt haben. Aber was soll ich sagen: Es sind natürlich die Frauen, die Bond-Girls, die so eine Art "James-Club" haben und die den Kontakt untereinander aufrechterhalten. Sie haben ja gar nicht zusammen gedreht, aber jetzt machen sie zum Beispiel viele Wohltätigkeits-Geschichten zusammen. Aber auch die Kinder sind ein Teil unserer Familie geworden - Roger Moores Kinder waren bei der Premiere, Pierce Brosnans Kinder ebenso, und natürlich Daniels. Es ist ein Familientreffen.

Wussten Sie denn, dass James Bond keine echte Person war?

Nein, nicht von Anfang an, ich habe einfach an ihn geglaubt. Und ich habe ihn ja auch andauernd gesehen (lacht). Er saß bei uns im Garten, ständig wurde über James Bond geredet bei uns zu Hause, er war wie der Weihnachtsmann (lacht). Und an den glaube ich ja heute auch noch! (lacht)

Haben Sie denn noch Lust und Zeit für andere Filme?

Bond ist schon sehr beanspruchend, es dauert immer ungefähr drei Jahre, so einen Film zu machen. Aber ich mache zwischendurch kleinere Filme, Art Movies, oder inszeniere am Theater, aber das ist natürlich eine Frage der Zeit.

Wird es mal wieder einen Bond-Film geben, für den in Berlin gedreht wird?

Ich erinnere mich an "Octopussy", das war eine unglaubliche Erfahrung. Ich meine, da stand die Mauer noch, wir drehten am "Checkpoint Charlie" - das hatte auf mich als junge Frau einen unglaublichen Einfluss. Also, ich würde jetzt natürlich gerne wiederkommen und hier drehen. (lächelt)

Sie arbeiten mit Michael Wilson zusammen, wie teilen Sie sich die Arbeit auf?

Das passiert rein intuitiv, wir denken gar nicht drüber nach. Wir machen das vielleicht so, wie Eltern ihre Kinder erziehen - Hand in Hand. Wir hatten denselben großartigen Mentor, meinen Vater, er hat uns das Rüstzeug dafür mitgeben. Als Bruder und Schwester streiten wir uns natürlich auch, über Politik und Religion und so weiter, aber über die Entwicklung eines Bond-Films nie. Michael und ich sind uns bei den Themen meist einig.

Mit Barbara Broccoli sprach Sabine Oelmann

"Spectre" startet am 5. November in den deutschen Kinos

Quelle: ntv.de

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