Queen mit Sonderrechten Bericht heizt royale Rassismus-Debatte an
02.06.2021, 21:06 Uhr
Der "Guardian" recherchierte eigentlich zum Einfluss der Queen auf die parlamentarische Gesetzgebung.
(Foto: imago images/PA Images)
Ein Zeitungsbericht heizt die Debatte zu Rassismus in der britischen Königsfamilie weiter an. Bei der Auswahl der Angestellten im Buckingham-Palast soll auf Hautfarbe und Herkunft geachtet worden sein. Eine Ausnahmeregel für die Queen soll den Vorgang in den 1960er-Jahren erst möglich gemacht haben.
Eine rassistische Einstellungspolitik aus den 1960er Jahren beim Personal des Buckingham-Palastes droht der britischen Königsfamilie nun auf die Füße zu fallen. Der britische "Guardian" berichtet, dass "farbige Einwanderer und Ausländer" nicht für Bürotätigkeiten in der offiziellen Residenz des britischen Monarchen eingestellt werden sollten. Die Zeitung zitiert dabei aus Dokumenten, die eine Ausnahmeregelung des Königshauses von Antidiskriminierungsgesetzen aus dem Jahr 1968 aufweisen. Wie lange diese Ausnahme Bestand hatte, ist laut "Guardian" unklar.
Das britische Königshaus habe sich nicht zu den Vorwürfen geäußert, sondern nur darauf verwiesen, dass seit den 1990er-Jahren Menschen mit Migrationshintergrund eingestellt wurden. Vorher habe es keine Aufzeichnungen zur Herkunft und Abstammung der Angestellten gegeben.
Die Gesetze zur Gleichberechtigung aus dem Jahr 1968 sollten in Großbritannien das Verbot der ethnischen und sexuellen Diskriminierung vom öffentlichen Raum auf den Arbeitsplatz ausweiten. Die vom damaligen Innenminister James Callaghan angeregte Gesetzesänderung sei nur mit der Bedingung von Ausnahmeregeln für die britische Königsfamilie genehmigt worden. Um über eine solche Änderung parlamentarisch debattieren zu können, war laut "Guardian" die Zustimmung der Queen ("Queen's Consent") notwendig.
Die aus dem Nationalarchiv stammenden brisanten Dokumente zeigen, dass der Finanzverwalter der Queen 1968 Beamte darüber informiert habe, dass es "nicht üblich" sei, "farbige Einwanderer und Ausländer" als Büromitarbeiter anzustellen. Als Hausangestellte dürften sie jedoch arbeiten.
Familiengeschichte mit Kolonialzeit verbunden
Die Dokumente werden wahrscheinlich die Aufmerksamkeit auf die historische und aktuelle Beziehung der königlichen Familie zum Thema Rassismus lenken. Ein Großteil der Familiengeschichte ist untrennbar mit dem British Empire verbunden, das in der Kolonialzeit Menschen auf der ganzen Welt unterjochte. Einige Mitglieder der königlichen Familie wurden in den letzten Jahren für ihre rassistischen Äußerungen kritisiert.
Durch ein Interview von Meghan Markle flammte die Rassismusdebatte rund um das britische Königshaus im März erneut auf. Damals erklärte die Herzogin von Sussex der US-Moderatorin Oprah Winfrey, dass sie während ihrer Zeit in der königlichen Familie Selbstmordgedanken gehabt habe, und behauptete, ein Familienmitglied habe sich besorgt über die Hautfarbe ihres Kindes geäußert.
"Wir sind klar keine rassistische Familie", wehrte sich Meghans Schwager Prince William gegen die Behauptungen. Er war das erste Mitglied der britischen Royals, das sich öffentlich und auf persönliche Art und Weise äußerte. Die Mitarbeiter von Queen Elizabeth II. hatten lediglich in ihrem Namen eine kurze Stellungnahme veröffentlicht. Darin hieß es, der Vorwurf des Rassismus werde "sehr ernst genommen und von der Familie privat angesprochen".
Quelle: ntv.de, mba