RTL zieht Konsequenzen Böhmermann amüsiert mit "Verafake"
13.05.2016, 17:21 Uhr
Nach ein paar Seitenhieben in Richtung Ankara kommt Böhmermann in Fahrt und knöpft sich RTL vor.
(Foto: dpa)
Mit einem Paukenschlag meldet sich Jan Böhmermann aus seiner Fernsehpause zurück. In der langerwarteten ersten Sendung nach dem Erdogan-Eklat knöpft er sich das deutsche Fernsehen – und ausgerechnet RTL vor. Dort zeigt man sich zerknirscht bis heiter.
Der Satiriker Jan Böhmermann ist zurück. Und mehr noch als das: der Mann, gegen den der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan ein Strafverfahren wegen eines "Schmähgedichts" eingeleitet hat, bringt diesmal gekonnt und intelligent RTL in Verlegenheit. Als Reaktion auf Böhmermanns "Verafake" zieht RTL Konsequenzen für sein Format "Schwiegertochter gesucht". Böhmermann hatte bei der Produktion Schauspieler eingeschleust und als Kandidaten ausgegeben. Der Sender, die Produktion und auch Moderatorin Vera Int-Veen waren dem Schabernack des Satirikers aufgesessen.
RTL-Unterhaltungschef Tom Sänger erklärte dazu, dass bei der Produktion der Folge "Fehler im Bereich der redaktionellen Sorgfaltspflicht gemacht" wurden. RTL stehe gemeinsam mit der Produktionsfirma Warner dazu. "Die Produktion der aktuellen Staffel wird daher von einem neuen Team realisiert. Gemeinsam mit dem Produzenten sorgen wir dafür, dass sich die Fehler nicht wiederholen."
"Respekt an Herrn Böhmermann", sagte René Jamm von der Produktionsfirma Warner Bros. ITVP Deutschland GmbH. "Wir sind ihm komplett auf den Leim gegangen, denn er hat uns einen sympathischen Schwiegersohn präsentiert. Wir haben uns in ihn 'verliebt' und in diesem Fall gleichzeitig unsere redaktionelle Aufsichtspflicht missachtet."
Robin, der "einsame Eisenbahnfreund"
Böhmermann war am Donnerstag mit dem "Neo Magazin Royale" aus seiner Fernsehpause im Zuge des Wirbels um sein Erdogan-Gedicht auf den Bildschirm zurückgekehrt. Darin zeigte er in einem Einspieler, wie er eine Wohnung angemietet und die beiden Schauspieler Andreas Schneiders als biertrinkenden Vater René und Simon Steinhorst als dessen Sohn Robin, einem "einsamen Eisenbahnfreund", in die RTL-Produktion geschmuggelt hatte. Er zeigte mit versteckter Kamera, wie das "Schwiegertochter gesucht"-Team den Dreh mit den beiden Protagonisten vorbereitete. Dabei wird unter anderem erwähnt, dass die Aufwandsentschädigung für bis zu 30 Drehtage nur 150 Euro betrage. Zudem sollen die beiden Männer Angaben zu ihrem Gesundheitszustand machen. Der weinerliche Vater gibt an, acht Bier am Tag zu trinken. Das Team vermerkt dennoch "Nein" bei der Frage nach täglichem Alkoholkonsum.
Schauspieler gaben sich als Arbeitslose aus
Nach Angaben von RTL wurden Fehler unter anderem bei der Frage nach dem Alkohol gemacht. Auch sei dem Sohn ein Textvorschlag unterbreitet worden, um seine Liebe zu Schildkröten zu dokumentieren. Auch das sei falsch gewesen. Auch, dass man nicht darauf bestanden habe, Ausweise zu sehen. Mietvertrag und eidesstattliche Erklärung hätten als Fälschung vorgelegen. Bei der Höhe der Aufwandsentschädigung sei zu beachten, dass bei einer höheren Summe Arbeitslosen die Bezüge gestrichen würden - und als solche hätten sich die Schauspieler ausgegeben. Die Aufwandsentschädigung sei aber nicht die Motivation der Protagonisten, die im Rahmen einer TV-Sendung einen Partner suchten.
Böhmermanns Kritik, dass der Vertrag bewusst erst knapp zwei Monate später verschickt worden sei, sei zudem so nicht richtig. Er sei deutlich früher verschickt worden. Der Vertrag sei jedoch immer wieder zurückgekommen, "da die beiden Schauspieler in der von ihnen angemieteten Wohnung nach dem Dreh nicht mehr gemeldet und somit auch nicht erreichbar waren".
Am Sonntag will Böhmermann dann auch mit seinem Radio-Sendung aus der Pause zurückkehren - nach dem Abschied vom RBB-Sender Radioeins nun beim Streamingdienst Spotify. Er verkündete auch schon den neuen Titel: "Fest & Flauschig".
Quelle: ntv.de, ppo/dpa