Mr. Sexy aus Neu-Delhi Bollywoods King Khan wird 50
02.11.2015, 18:14 Uhr
Der Star, der Bollywood für Frauen gerechter macht ...
(Foto: AP)
Er ist das Gesichts Bollywoods - jedenfalls in weiten Teilen der westlichen Welt. Auch wer mit den tanzenden Horden in indischer Tracht weniger am Hut hat, kann mit dem Namen Shah Rukh Khan etwas anfangen. Hinter dem Erfolg steckt viel Einsatz.
Was ist bunt, tanzt, singt und trägt das Gesicht eines einzigen Mannes? Richtig: Bollywood. Der Mann ist natürlich Shah Rukh Khan und, ja, es gibt in seiner Heimat Indien noch einige andere männliche Darsteller. Doch eben keinen wie ihn. Am 2. November 1965 kam Khan als Kind einer Sozialarbeiterin und eines Rechtsanwalts in Neu-Delhi zur Welt. Heute, 50 Jahre später, ist er der am meisten gefeierte Mann einer Filmmaschinerie, die sich auch hierzulande immer mehr Fans erfreut.
In Bollywood ticken die Uhren noch anders. Das ist Teil des Charmes, aber auch Teil eines gesellschaftlichen Problems. Mit unfassbar viel Hingabe pflegen Fans des Genres einen Starkult, den das westliche Celebrity-getragene Pendant lange vermissen lässt. Bollywood versprüht Nostalgie und daran ist nichts Falsches zu finden. Gleichzeitig müssen sich die Macher der Filme immer wieder vorwerfen lassen, ein rückwärtsgewandtes Weltbild zu postulieren. Die Rollenbilder zwischen Mann und Frau sind starr und historisch, das Schönheitsideal orientiert sich an helleren, "westlicheren" Hauttypen und die Lebensrealität der Armen in der indischen Gesellschaft findet nur selten einen filmischen Spiegel.
Als kostbarstes Aushängeschild ist Khan Teil der dunklen Seiten Bollywoods, aber er kämpft auch an vorderster Front, wenn es darum geht, Mängel nicht nur in der Filmindustrie Indiens, sondern auch in der Gesellschaft zu bekämpfen.
Khan als Feminist
2013 überraschte Khan seine Fans, Kollegen und Arbeitgeber, als er verkündete, sein Name würde in all seinen künftigen Filmen immer hinter dem der weiblichen Hauptrolle auftauchen. Ein symbolischer Akt, ja. Doch Khan schreckt auch nicht davor zurück, öffentlich für gerechte Gehälter in Bollywood einzutreten. "Wir können damit anfangen, Schauspielerinnen und Schauspieler gleich zu bezahlen", sagte Khan in einem Interview mit dem britischen Sender "BBC". Es zeichne sich bereits eine gewisse Bewegung in Richtung Gleichberechtigung ab, so Khan, doch man müsse weiterhin daran arbeiten.
In einem Land, in dem ungeborene Mädchen für ihr Geschlecht mit dem Tod bestraft und Frauen selbst nach offiziellen Regierungszahlen beinahe täglich Opfer von Säureangriffen werden, die sie ihr Leben lang entstellen, sind Khans nach westlichen Kriterien recht unverfängliche Sätze eine Seltenheit. Salman Khan, der auf der "Forbes"-Liste der bestverdienenden Schauspieler weltweit sogar 11 Plätze vor Shah Rukh Khan auf Platz 7 landet, tut die Debatte um Benachteiligung von Frauen etwa unbescholten als "Bullshit" ab. Auf dem Argumentationsniveau folgen auch viele weitere Branchenvertreter, wenn es um männliche Dominanz in der indischen Filmindustrie geht: "Albern" findet das Schauspieler Raza Murad, "alles Müll" Regisseur Shashank Bali.
"I'm trisexual"
Doch Shah Rukh Khan ist anders. Angesprochen auf seine angebliche Bisexualität reagiert er mit Humor statt mit defensiver Gemeinheit: "I'm trisexual - I keep trying!", mit Selbstverständlichkeit nennt er eine Frau, Juhi Chawla, als einzigen Kollegen, an dessen Talent er niemals heranreichen konnte und ganz sanft gibt er zu, dass er sich selbst am nächsten erst bei seiner Familie ist. "Wenn man mich fragt, wer sexier ist, Dr. Shah Rukh Khan oder Vater Shah Rukh, werde ich definitiv sagen, der Vater ist sexier", sagte Khan, kurz nachdem er die Ehrendoktorwürde an der University of Edinburgh erhalten hatte.
Neben seinem beruflichen Erfolg hat sich der Privatmann Khan viel Demut bewahrt. Am Todestag seines Vaters, der wie seine Mutter nicht lang genug lebte, um die Erfolge des Sohns zu teilen, schrieb Khan auf Facebook: "Ich hoffe, ich werde auch ein guter Vater sein." Dabei hat er damit ja bereits Erfahrung. Drei Kinder, den 17-jährigen Aryan, die 15-jährige Suhana und den zweijährigen Nachzügler AbRam, hat Khan mit seiner Ehefrau Gauri Khan. Die verliebte sich übrigens schon lange vor dem Ruhm in den "King Khan of Bollywood", 1984 nämlich. Erst vier Jahre darauf landete Khan seine erste Fernsehrolle.
80 Filme in 23 Jahren
Noch weitere vier Jahre sollte es dauern, bis Khan über Nacht zum Star wurde. Für sein Bollywood-Debüt "Deewana" wurde er mit dem wichtigsten indischen Filmpreis "Filmfare Award" für das "Beste Debüt" ausgezeichnet. Seitdem hat Khan über 80 Bollywoodstreifen abgedreht und dafür mehr als 65 Auszeichnungen eingesackt.
Innerhalb der letzten Jahre hat Khan sich mit Charakterrollen Respekt für sein schauspielerisches Talent erkämpft. 2002 spielte er etwa einen Alkoholiker in "Devdas - Flamme unserer Liebe", 2007 einen Hockey-Coach in "Chak De! India - Ein unschlagbares Team" oder 2010 einen Mann mit Asperger-Syndrom in "My Name Is Khan".
In Deutschland aber hat Khan sich mit einem anderen Film verdient gemacht. 2012 stellte er bei der Berlinale den ersten Bollywoodfilm vor, der jemals ganz in Deutschland gedreht wurde: "Don - The King is Back". Die "Los Angeles Times" nannte Khan einst "den größten Filmstar, den keiner kennt". Aber das stimmt eigentlich schon lange nicht mehr.
Quelle: ntv.de