Unterhaltung

Franz und Ivo in "Freies Land" Der "Tatort" im Schnellcheck

Das "Freie Land" hat sich verrammelt.

Das "Freie Land" hat sich verrammelt.

(Foto: BR/Hendrik Heiden/Claussen+Putz )

Der mysteriöse Tod eines jungen Mannes führt die Kommissare Batic und Leitmayr mitten hinein ins Herz der rechten Revolte: "Freies Land" thematisiert "Reichsbürger" und Geschichtsklitterung, ist jedoch mehr am holprigen Schicksal seiner Helden interessiert.

Das Szenario

Freitod oder Mord? Als man die Leiche von Florian Berg in dessen Badewanne findet, führen die Spuren zu einer ländlichen "Reichsbürger"-Parzelle namens "Freies Land". Für deren Buchhaltung war Berg zu Lebzeiten verantwortlich. Nach endloser Autofahrt landen Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Ivo Batic (Miroslav Nemec) mittendrin im merkelhassenden Clan und müssen schließlich länger bleiben, als ihnen lieb ist. Von den Bewohnern hier könnte jeder etwas auf dem Kerbholz haben: Anführer Ludwig Schneider (Andreas Döhler), der flammende Reden schwingt und sein Gefolge in einer Letztes-Abendmahl-Szenerie zum Suppenlöffeln versammelt. Lene (Anja Schneider), die den Toten besser kannte, als sie zunächst preisgibt. Oder Dorfpolizist Mooser (Sigi Zimmerschied), der den Kampf gegen die Reichsbürger längst aufgegeben hat und dem Schweinebraten und Seelenruhe wichtiger sind als aufreibende Ermittlungen.

Die eigentliche Botschaft

Die Kommissare treffen nicht nur auf verschlossene Tore.

Die Kommissare treffen nicht nur auf verschlossene Tore.

(Foto: dpa)

Der Fisch fängt am Kopf an zu stinken. In der Sache vereint - gegen Merkel, gegen die "BRD GmbH" und das Grundgesetz - hat man sich hier zusammengefunden, um am Ende festzustellen: Der eigene Chef hat - Charisma hin, hochtrabende Ideen her - selbst so viel Dreck am Stecken, dass sich die Revolte gegen ihn richten müsste.

Darüber wird in der Mittagspause geredet

Vielleicht über den blanken Hans von Kommissar Leitmayr? Der hatte den Trip von Anfang an besser weggesteckt. Sich mit der Bratwurst aus dem Automaten ebenso angefreundet wie mit den knorrigen Alten. Hatte die Beine beim Bier im See baumeln lassen, wenig überraschend, dass es ihn zur Enstpannung dann noch einmal ins erfrischende Nass zieht. Dass das völlig ohne Klamotten passiert, kommt für den geneigten "Tatort"-Zuschauer dann aber doch etwas überraschend.

Der Plausibilitätsfaktor

Das Thema "Reichsbürger" hat in den letzten Monaten immer wieder für Schlagzeilen gesorgt. Zuletzt wurde 51 von ihnen in Niedersachsen die Waffenlizenz entzogen, in NRW stieg die Zahl der Grundgesetz-Verweigerer von 300 (2016) auf 2750 (Mai 2018), in Bayern soll es an die 4000 von ihnen geben, Tendenz steigend. Ein aktuelles Thema also, das hier im Mittelpunkt steht, auch wenn der Fall weniger auf die Ausleuchtung des Phänomens setzt als auf die persönlichen Schicksale seiner Protagonisten.

Die Bewertung

8 von 10 Punkten. Ein bajuwarischer Feld-und-Wiesen-Versuch voll atmosphärischer Bilder, kruder Ideen und skurriler Begegnungen. Nicht das große Polit-Aufklärungsstück, stattdessen eine Reise in den Staat im Staate, atmosphärisch eigenwillig, gekonnt balancierend zwischen Anspruch und Klamauk.

Quelle: ntv.de

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