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Von der Magie berufen Die Ehrlich Brothers währen am längsten

Der Traum der Zauberei: Chris Ehrlich in einer Illusion von "Dream & Fly".

Der Traum der Zauberei: Chris Ehrlich in einer Illusion von "Dream & Fly".

(Foto: Sebastian Drueen)

Ihr Beruf ist es, die Menschen zu verzaubern. Damit haben es die Ehrlich Brothers längst an die Weltspitze der Magie geschafft. Mit ntv.de sprechen die Brüder Andreas und Chris Ehrlich nicht nur über die Faszination ihrer aktuellen Show "Dream & Fly", sondern auch über die Gefahren der Zauberei, "Das Supertalent" und den Lockruf von Las Vegas.

ntv.de: "Dream & Fly" heißt euer nach wie vor aktuelles Programm. Mal nach den Träumen gefragt: Könnt Ihr euch an eure letzten Träume erinnern?

Chris Ehrlich: Das Tolle an dem, was wir machen, ist ja: Wir leben unsere Träume auf der Bühne. Und mehrere von ihnen haben wir in der Show realisiert. Zum Beispiel das Herbeizaubern des weltgrößten Süßigkeitenglases. Da dürfen wir unseren eigenen Kindheitstraum erleben - jeden Abend aufs Neue. Und ich glaube, jeder andere fühlt sich dabei ertappt, dass in diesem Moment auch einer seiner Träume in Erfüllung geht.

Die Traumwelten, die ihr erschafft, und das Fliegen sind nur zwei von vielen Elementen in eurer knapp dreistündigen Show. Wie entsteht für eine Produktion wie "Dream & Fly" das Konzept?

Andreas Ehlich: Das ist ein langer Prozess. An dieser Show haben wir drei oder vier Jahre gefeilt. Kleine Nummern hatten wir bereits in die vorherige Show "Faszination" immer mal wieder integriert, um zu gucken: Laufen die? Was klappt noch nicht reibungslos? An welchen Stellen müssen wir noch schrauben? Man kann sich vieles am Reißbrett ausdenken und stellt dann fest: "Oh Mann, das läuft ja ganz anders als gedacht." Auch jetzt haben wir ständig Ideen, die wir in die Show einfügen. Wir arbeiten ständig daran. Ich denke, wenn man sich "Dream & Fly" in einem Jahr anschaut, wird sich einiges geändert haben.

Eure rund 2000 Quadratmeter große Zauberwerkstatt in Bünde ist legendär. Ihr habt ja auch schon häufiger Menschen erlaubt, einen Blick hinein zu werfen. Entstehen eure Illusionen ausschließlich dort?

Andreas Ehrlich: In diesem Raum entsteht auf jeden Fall ganz viel. Hier haben wir beide unseren Sitz und sind in Sekundenbruchteilen mit unseren Leuten an einer Fräse oder Bohrmaschine zusammen. Wir haben zum Beispiel Ingenieure oder Pyrotechniker fest in unserem Team, zu denen wir sofort mit einer Idee gehen können. Aber schon die Weiterentwicklung einer Idee dauert bei uns sehr lange. Irgendwann ist sie da. Dann brainstormen wir, bis sie eine konkrete Form annimmt. Wenn wir dann so weit sind, dass wir das Gefühl haben, daraus lässt sich eine neue Illusion entwickeln, kommt der Gang in die Werkstatt, wo wir den ersten Prototyp bauen.

Wie lange dauert es denn, bis alles fertig ist?

Jemand Lust auf Süßigkeiten?

Jemand Lust auf Süßigkeiten?

(Foto: Ralph Larmann)

Chris Ehrlich: Wenn man die etwas größeren und aufwendigeren Illusionen zum Maßstab nimmt, dauert es eigentlich immer mindestens zwei bis drei Jahre.

Andreas Ehrlich: Irgendeiner kommt immer und sagt: "Das geht aber nicht" - wegen des Lichts, wegen der Logistik, wegen des Stroms an der Stelle oder was auch immer. Mit jeder neuen Illusion wird ein riesiger Prozess in Gang gesetzt. Das ist einfach so bei uns in der Branche.

Kommt es trotzdem auch mal vor, dass einer von euch am Küchentisch sitzt, plötzlich einen spontanen Geistesblitz hat und sagt: "Hey, ich hab da eine Hammer-Idee"?

Andreas Ehrlich: Ja, manchmal hat man so einen Flash, während man unter der Dusche steht oder schläft. Das schreibst du dann auf, auch nachts. Wir haben deshalb beide einen Notizblock neben dem Bett liegen - wenn du es nicht direkt aufschreibst, ist es am nächsten Morgen weg. Manchmal stellst du nach dem Aufstehen fest, dass es totale Grütze ist. Aber manchmal entpuppt es sich als gute Idee. Dann heißt es: "Sprich mal mit dem Bruder darüber."

Ihr seid längst kein Zwei-Mann-Betrieb mehr, sondern ein komplettes Wirtschaftsunternehmen. Das zeigen allein schon die ganzen Trucks, die bei euren Shows vor der Halle parken …

Andreas Ehrlich: Auf Tournee sind es tatsächlich über 20 Trucks und mehr als 100 Leute. Letztlich ist das über das gesamte Jahr betrachtet unsere Haupteinnahmequelle. Insofern: Ja, wir sind ein Unternehmen. Wir haben hier am Standort in Bünde 30 Festangestellte in Vollzeit. Es ist total schön, in so einem Team zu arbeiten. Jeder hat tolle Ideen, man befruchtet sich gegenseitig. Wir haben viele Quereinsteiger, die eigentlich andere Berufe gelernt haben. Aber alle bringen Herzblut und Leidenschaft mit.

Angefangen hat aber alles schon im Kindesalter ...

Früher Zauberkasten, heute Helikopter auf der Bühne.

Früher Zauberkasten, heute Helikopter auf der Bühne.

(Foto: Sebastian Drueen)

Andreas Ehrlich: Ja, ich war tatsächlich gerade erst acht Jahre alt, als ich zu Weihnachten einen Zauberkasten geschenkt bekam. Das war damals mein einziger Wunsch. Ich habe den Zauberkasten dann schon eine Woche vor Weihnachten zwischen zwei Pullis im Schlafzimmer meiner Eltern gefunden. (lacht) Da habe ich dann schon mal heimlich ein bisschen geübt. So konnte ich - wahre Geschichte - zu Weihnachten zwei, drei Tricks vorführen. Meine Eltern fragten sich, woher ich das kann und hielten mich bereits für ein Wunderkind. (lacht)

Hast du es ihnen je verraten?

Andreas Ehrlich: Ja, aber natürlich erst etwas später. Was die Geschichte zeigt: Es hat mich von Beginn an fasziniert. Zaubern ist ein ganz tolles Hobby, das ich jedem nur empfehlen kann, auch und gerade für Kids. Durch die Zauberei lernst du, frei zu reden, zu basteln und auch in jungen Jahren schon ein bisschen handwerklich zu arbeiten. Zauberei fördert die Kreativität.

Bei euch ist es aber nicht beim Hobby geblieben. Ihr habt es euch zum Beruf gemacht, die Menschen zu verzaubern. Ist das wirklich so romantisch, wie es klingt?

Andreas Ehrlich: Für uns ist es tatsächlich der schönste Beruf, den wir uns vorstellen können. Es ist kein Job, sondern eine Berufung. Aber was sicher viele unterschätzen: Es ist viel harte Arbeit. Und ich glaube, dass auch nur die unbändige Liebe zu dieser Kunst der Zauberei uns die Karriere ermöglicht hat, die wir jetzt erleben dürfen. Und der Bruder an der Seite. Ich alleine wäre vermutlich irgendwann gescheitert. Das war sicher ganz wichtig für unseren Werdegang.

Dabei nehmt ihr euch auf der Bühne gern gegenseitig auf den Arm. Aber eigentlich habt ihr euch doch ziemlich gern, oder?

Andreas Ehrlich: Eigentlich haben wir uns sehr gern, ja … (lacht)

Chris Ehrlich: Eigentlich …

Andreas Ehrlich: Aber du hast schon so eine störrische Art und Weise an dir, Bruder. Ich habe auch das Gefühl, das wird von Jahr zu Jahr schlimmer.

Doch, doch, eigentlich haben sich Andreas (l.) und Chris Ehrlich schon gern.

Doch, doch, eigentlich haben sich Andreas (l.) und Chris Ehrlich schon gern.

(Foto: Ralph Larmann)

Chris Ehrlich: Oh, das stelle ich bei dir aber auch fest!

Andreas Ehrlich: Im Ernst: Wir haben in jedem Fall ein gegenseitiges Urvertrauen. Wir sind zwar häufiger mal nicht einer Meinung. Aber wir gehen immer ehrlich miteinander um. Es kommt schon mal vor, dass wir uns streiten, dann aber meistens um die Sache. Es gibt Situationen, nach denen herrscht dann halt mal zwei Tage Funkstille. Aber ich glaube, unter dem Strich ist das auch gut so.

An sich hättet ihr auch "normale" Berufe ergreifen können. Ihr habt beide ein Studium angefangen, Chris zudem eine Ausbildung zum Pyrotechniker absolviert ...

Andreas Ehrlich: Ja, denn lange Zeit wollten wir es überhaupt nicht hauptberuflich machen. Zwischen der Entscheidung, das dann doch zu tun, im Jahr 2001, und unserem Durchbruch 2012 lagen zehn unfassbar anstrengende Jahre. Das geht nur, wenn du wirklich geil darauf bist, eine super Show abzuliefern und jedes Mal alles zu geben, um die Menschen wieder ein Stück weit als Kind nach Hause zu schicken. Ich kann jedem nur empfehlen, das nicht wegen des Geldes oder dergleichen zu machen, sondern nur aus Leidenschaft.

Dass man sich wieder wie ein Kind fühlt, das die Dinge einfach nicht begreifen kann, ist sicher ein Erfolgsgeheimnis der Zauberei. Gleichwohl hat man auch den Impuls, wissen zu wollen, wie das alles funktioniert. Was überwiegt eurer Ansicht nach bei den Zuschauern - die Neugier oder die Lust, sich verzaubern zu lassen?

Andreas Ehrlich: Die meisten wollen sich verzaubern lassen. Tatsächlich geht es aber gerade einigen Männern so: "Jetzt bin ich hier von meiner Liebsten in die Show gezerrt worden. Jetzt will ich doch mal gucken, ob ich nicht irgendwas enträtseln kann." Zugleich bekommen wir immer wieder auch das Feedback: "Nach fünf Minuten habt ihr mich dann doch gehabt, und ich habe mich fallen lassen. Da war es mir dann eigentlich egal, wie es funktioniert."

Nein, ganz ungefährlich sind Szenen wie diese nicht.

Nein, ganz ungefährlich sind Szenen wie diese nicht.

(Foto: Ralph Larmann)

Chris Ehrlich: Für uns hat die Show zwei Grundpfeiler. Das ist zum einen die Inszenierung. Wir möchten die Menschen in einen Kosmos schicken, in dem sie mit allen Sinnen die Show erleben - sie sollen zum Beispiel die Hitze ebenso spüren wie den Bass der Musik und gar nicht über die inhaltliche Ebene nachdenken, sondern sich darauf einlassen. Zum anderen sind wir sehr penibel, was die Finessen und Details angeht. Wir haben einen sehr hohen Anspruch an die tricktechnische Perfektion.

Die Illusion, wenn man euch etwa in luftigen Höhen durch den Raum fliegen sieht, ist das eine. Was ich mich frage: Ist auch die Gefahr, falls bei so einer Nummer etwas schiefgehen sollte, nur eine Illusion oder ist das für euch wirklich riskant?

Chris Ehrlich: Die Gefahr ist schon real. Ein Extrembeispiel ist etwa das fliegende Motorrad. Das ist zwar im direkten Vergleich nicht so groß wie etwa der fliegende Lamborghini, den wir auch in der Show "Dream & Fly" haben. Aber die Idee dahinter ist sehr anspruchsvoll, komplex und gefährlich. Wir sind damit sechs, acht oder zehn Meter über dem Boden. Wenn man da fällt, kann das böse enden.

Andreas Ehrlich: Das Thema Sicherheit ist auf jeden Fall sehr wichtig, zumal wenn man so eine aufwändige Show jeden Tag ein oder zwei Mal aufführt. Da werden auch Gutachten von Sicherheitsingenieuren erstellt. Bisher ist es nur ein einziges Mal vorgekommen, dass ich beim Fliegen abgestürzt bin. Das war zum Glück aus "nur" dreieinhalb bis vier Metern und ist glimpflich ausgegangen.

Das fliegende Motorrad, der Lamborghini, ein Helikopter oder eine überdimensionale Kreissäge - das ist die eine Seite eurer Show. Die andere sind aber auch die vielen "kleinen" Tricks ohne viel Schnickschnack, etwa mit Karten oder Ringen. Wofür schlägt euer Herz eigentlich mehr?

Andreas Ehrlich: Es ist genau diese Mischung, wenngleich das auch ein wenig den Umbauzeiten geschuldet ist. Wir haben ja eine unfassbare Logistik hinter der Bühne, von der der Zuschauer nichts mitbekommt. Während er die vierte Illusion sieht, wird die erste schon wieder auf den Lkw geladen. Und in der zweiten Hälfte der Show sind drei Lkws schon wieder unterwegs zur nächsten Location. Auch deshalb brauchen wir die kleineren Nummern. Wir haben sie genauso lieb wie die großen spektakulären Illusionen. Wir waren beide mal Animateure im Robinson Club, haben auf Kindergeburtstagen und Hochzeiten gezaubert. Deshalb wissen wir, dass auch eine kleine Nummer mit der richtigen Emotion total gut ankommen kann.

Der goldene Lamborghini gehört sicher zu den Highlights der Show.

Der goldene Lamborghini gehört sicher zu den Highlights der Show.

(Foto: Sebastian Kono PIX)

Chris Ehrlich: Eine puristisch ausgeführte Illusion, die einen ganzheitlich mitnimmt, inhaltlich wie technisch, funktioniert auch im kleineren Rahmen. Das ist wie ein gut performter A-cappella-Song. Er versprüht seine ganz eigene Magie. Nicht auf die laute und pompöse Art, aber auf eine, die mindestens genauso stark unter die Haut geht.

Ein fester Bestandteil eures Programms ist auch die Interaktion mit dem Publikum. Da kommt rasch mal der Verdacht auf, dass die an einem Trick beteiligten Zuschauer eingeweiht sind. Könnte man sich das in eurer Branche heutzutage noch erlauben?

Andreas Ehrlich: Es gibt sicher Kollegen, die damit arbeiten. Gerade Mentalisten, die so tun, als würden sie wirklich Gedanken lesen können. Für uns können wir sagen: Bei "Dream & Fly" weihen wir keine Menschen ein. Uns ist auch wichtig, uns von Kollegen zu distanzieren, die behaupten, sie hätten wirklich magische Kräfte. Wir bekamen um 2004 tatsächlich mal Anrufe von einer Person, die von uns von ihrem Krebsleiden geheilt werden wollte. Spätestens von diesem Tage an war uns immer wichtig zu kommunizieren: "Wir bereiten dir eine schöne Zeit. Wir lassen dich träumen. Aber das, was du siehst, sind Illusionen und mehr nicht. Wir sind Unterhaltungskünstler."

Chris: Mit eingeweihten Zuschauern zu arbeiten, ist schon echt ein bisschen lame. Was uns angeht, verspreche ich dir hoch und heilig: Der Geldschein des Zuschauers, den ich in der Show verwandle, ist nicht präpariert!

Eigentlich ist es erstaunlich, dass auch im Internet-Zeitalter viele Illusionen noch nicht an jeder Ecke enthüllt werden. Wie kommt es, dass das mit der Verschwiegenheit so gut funktioniert?

Andreas Ehrlich: Na ja, Einsteiger-Tricks findest du schon erklärt. Das ist auch ein Unterschied zu der Zeit, in der wir angefangen haben. Heute kommst du grundsätzlich doch an mehr Informationen, wenn du mit der Zauberei beginnst.

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Chris Ehrlich: Bei uns in der Crew ist es so, dass jeder eine Verschwiegenheitserklärung unterschreiben muss, denn natürlich lebt die Zauberei davon, nicht zu wissen, wie etwas funktioniert. Wenn dieses Wissen stattdessen überall verfügbar wäre, würde eine wesentliche Facette fehlen. Unsere Crew hält da gut dicht - und wer was verrät, wird erschossen. Das steht so in den Verträgen. (lacht)

Eure Show besteht nicht nur aus den Illusionen, sondern aus einem unterhaltsamen Gesamtkonzept. Dazu gehört dann zum Beispiel auch ein Stück weit Comedy, Bauchreden und Gesang. Ihr habt sogar eine eigene CD aufgenommen. Würdet ihr lieber als Allround-Künstler wahrgenommen werden als als Zauberer?

Chris Ehrlich: Wir waren als Künstler noch nie eindimensional aufgestellt. Auch bei unserer ersten Tournee 2003 durch NRW gab es zum Beispiel schon das sprechende Kamel. Und wir haben am Schluss des Abends beide auf einer Ukulele eine Minute lang eine Danksagung gesungen. Das Thema Musik begleitet uns sogar schon seit Kindesbeinen. Unsere Eltern haben Kinderlieder produziert. Da gibt es über 20 CDs. Wir haben erst eine, hängen da also noch etwas hinterher. (lacht)

Zu diesem Allround-Profil gehört auch, dass ihr in der aktuellen Staffel von "Das Supertalent" in die Juroren-Rolle geschlüpft seid. Wie hat sich das für euch angefühlt?

Chris Ehrlich: Unterm Strich war es eine tolle Erfahrung. Wir kannten es ja bisher nur aus der anderen Richtung, selbst zu entertainen. Sich nun von so unterschiedlichen Charakteren unterhalten zu lassen und dabei nicht nur mit dem Daumen hoch, sondern auch mal runter zu zeigen, war schon außergewöhnlich für uns.

Andreas Ehrlich: Ich musste mich erst ein bisschen in die Rolle einfinden. Wenn wir beide uns gegenseitig kritisieren, gehen wir miteinander hart ins Gericht. Wir wissen aber aufgrund der langen Zusammenarbeit, dass wir so miteinander reden können. Beim "Supertalent" wiederum steht jetzt vielleicht jemand mit dem gleichen Traum auf der Bühne, den wir heute leben dürfen. Er ist aber noch nicht so weit oder kann das einfach nicht so gut ...

Und es fällt schwer, ihm das zu sagen ...

Beim "Supertalent" sind die beiden Brüder in die Rolle der Juroren gerückt.

Beim "Supertalent" sind die beiden Brüder in die Rolle der Juroren gerückt.

(Foto: TVNOW / Stefan Gregorowius)

Andreas Ehrlich: Wir wurden von unseren Eltern zu konstruktiver Kritik erzogen. Ohne das wären wir nicht da, wo wir heute sind. Auch wir haben in unserem Leben viele Menschen getroffen, die meinten: "Jungs, das mit der großen Karriere könnt ihr vergessen." Ich glaube, wenn du etwas wirklich willst, dann wirst du deinen Weg so oder so gehen. Aber für manche ist es halt noch ein langer Weg und nicht jeder, der da steht, ist ein Supertalent. Man muss dann versuchen, das demjenigen zu erklären. Wir sind nicht Dieter Bohlen, der halt irgendeinen Spruch raushaut. Wir sind an der Stelle sehr sensibel, weil wir diese Sprüche eben auch zu hören bekommen haben.

Beim "Supertalent" seid ihr auch Zauberern begegnet, zum Beispiel gleich in der ersten Sendung einem, der Zauberei und Tanz kombiniert hat …

Andreas Ehrlich: Ja, der wohnt gar nicht so weit weg von uns. Der Kollege ist ja erst 19. Für sein Alter ist er wirklich schon sehr weit. Ihm fehlte an ein, zwei Stellen noch die Originalität, um sich von anderen Illusionisten abzuheben. Das haben wir ihm für sein weiteres Schaffen mit auf den Weg gegeben: Er muss versuchen, seinen Stil zu finden, um seinen professionellen Anspruch - den er definitiv mehr hat als wir in dem Alter - in ein paar coole Nummern umzuwandeln.

Stellt sich die Frage: Kann euch überhaupt noch etwas verblüffen? Gibt es Tricks, bei denen auch ihr noch ins Staunen geratet?

Chris Ehrlich: Wir gucken außer beim Supertalent eigentlich gar nicht so groß nach rechts oder links. Wir sind in der glücklichen Situation, so viele eigene Ideen zu haben, dass wir gar nicht mit der Realisierung hinterherkommen. Deswegen gehen wir nicht ständig aus, um uns neu inspirieren zu lassen. Wir haben Papierstapel und Ordner voll mit gesammelten Ideen.

Andreas Ehrlich: Was mich fasziniert, ist der technische Fortschritt. Wir sind definitiv sehr technikaffine Menschen und versuchen, immer auch die Grenzen der Physik auszuloten. Da erlebst du eigentlich die erstaunlichsten Dinge. Du stellst fest: "Also wenn ich jetzt dieses Material mit dem da kombiniere, dann habe ich auf einmal eine krass neue Reaktion." Das finde ich total spannend.

Die Veranstaltungsbranche insgesamt leidet stark unter der Corona-Situation. Wie schafft ihr es, damit als Künstler umzugehen?

Mit "Dream & Fly" sind die Ehrlich Brothers noch bis Ende 2022 auf Tour.

Mit "Dream & Fly" sind die Ehrlich Brothers noch bis Ende 2022 auf Tour.

(Foto: imago images/Future Image)

Chris Ehrlich: Uns fällt es eigentlich überhaupt nicht schwer, damit umzugehen. Bei uns finden täglich Tests statt. Unsere Crew ist geimpft, wir sind geimpft. Die Tatsache, dass wir in den letzten Wochen vor über 200.000 Menschen in den größten Arenen gespielt haben und es im Nachhinein keine einzige Nachricht vom Gesundheitsamt gab, zeigt mir, dass es kein Problem ist, solche Shows sicher umzusetzen.

Was wäre eure Erwartungshaltung an die Politik?

Andreas Ehrlich: Wir tauschen uns nicht nur mit anderen Künstlern, sondern auch mit unseren Fans darüber aus. Alle wünschen sich, dass bei Veranstaltungen mit 2G oder 2G plus das Leben "normal" weitergehen kann. Die Menschen bringen ja eine große Bereitschaft mit, sich einzuschränken, wenn dafür das Leben ein Stück weitergeht und sie etwa mit ihrer Familie zu unserer Show gehen können. Wenn du in einer Show, in einer gut belüfteten Halle mit Hygieneregeln nur Geimpfte sitzen hast, die sich am Tag auch noch haben testen lassen und alle eine Maske am Sitzplatz tragen, ist es nur noch schwer zu vermitteln, wenn dann Veranstaltungen trotz höchster Sicherheitsvorkehrungen verboten werden.

Als Fußballer Josua Kimmich in die Kritik geriet, weil er sich nicht impfen ließ, habt ihr das öffentlich kommentiert. Ihr meintet, für euch sei es "irgendwie nicht zielführend, wie Politik und Medien durchdrehen, wenn sie auf einen ungeimpften Joshua Kimmich treffen". Was hat euch zu diesem Statement bewogen?

Chris Ehrlich: Das hat in erster Linie mich emotionalisiert. Das Statement entstand aus meiner Unzufriedenheit über den gesellschaftlichen Umgang mit dem Thema. Es gibt Millionen Deutsche, die sich nicht impfen lassen. Da aber bekommt jetzt einer wirklich den kompletten Shitstorm von Deutschland ab. Egal, ob man FC-Bayern-Fan ist oder nicht: Das fand ich falsch, Vorbildfunktion hin oder her. Für mich hatte das was von Denunziantentum. Und ich glaube auch nicht, dass man so Menschen, die Bedenken haben, überzeugt.

Euer Terminkalender mit "Dream & Fly" ist bis Ende nächsten Jahres schon fast voll - mit Shows in Deutschland und Österreich, aber auch in London, Paris oder Helsinki. Eigentlich habt ihr doch längst Las-Vegas-Status erreicht. Wann sehen wir euch dort?

Andreas Ehrlich: (lacht) 2006 sind wir noch mit ganz vielen Bewerbungsmappen nach Las Vegas geflogen. Aber dann wurde uns klar: Eigentlich wollen wir gar nicht hier hin. Es hat sich allerdings auch keiner bei uns gemeldet, muss man ehrlicherweise sagen. (lacht) Las Vegas ist ein bisschen wie ein riesiger Freizeitpark. Jetzt hingegen haben wir einen voll gefüllten Rock'n'Roll-Alltag: Wir sind mit 20 Trucks unterwegs. Wir sind jeden Tag in einer anderen Stadt. Wir bekommen immer wieder Anfragen aus Las Vegas - aber dieses Tourleben macht uns einfach mehr Spaß!

Mit Andreas und Chris Ehrlich sprach Volker Probst.

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Das Finale von "Das Supertalent" läuft am Samstag, 11. Dezember, um 20.15 Uhr bei RTL. Die gesamte Staffel ist auch auf RTL+ abrufbar.

Mit dem Programm "Dream & Fly" gastieren die Ehrlich Brothers in diesem Jahr noch in Frankfurt am Main (27.12. und 28.12., jeweils 14.00 und 19.00 Uhr) und in Stuttgart (29.12. und 30.12., jeweils 14.00 und 19.00 Uhr). 2022 wird die Tour mit "Dream & Fly" in zahlreichen weiteren Städten fortgesetzt. Tickets zu den Shows können auf der Webseite der Ehrlich Brothers erworben werden.

Quelle: ntv.de

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