Unterhaltung

Der mit den Puppen spricht Sascha Grammel hat "fast fertig"

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Duo Infernale: Sascha Grammel (r.) und Frederic Freiherr von Furchensumpf.

(Foto: Michael Zargarinejad / Universal Music)

"Ich kann doch nix außer Bauchreden", sagt Sascha Grammel. Doch genau damit begeistert er ein Millionenpublikum. Mit n-tv.de spricht der Berliner über sein neues Programm "FAST FERTIG!" und "leichte Unterhaltung", Frederic und Josie, Auftritte im Autohaus und den Fluch des Entertainments.

n-tv.de: "FAST FERTIG!" heißt Ihr neues Programm. Was gibt es denn noch zu tun?

Sascha Grammel: Eigentlich könnte jedes Programm von mir "FAST FERTIG!" heißen. (lacht) Das ging schon bei "HETZ MICH NICHT!" los. Da haben wir selbst in der letzten Veranstaltung noch Dinge geändert. Ich denke halt immer: "Da geht noch was." Ich setze mich aber nicht hin und schreibe die Dinge bewusst um. Vielmehr fängt das Programm auf Tour an zu leben: Hier kommt nochmal was dazwischen, da passieren lustige Fehler, die ich einbaue. "FAST FERTIG!" passt irgendwie bei allem, was ich tue.

"FAST FERTIG!" löst Ihr Programm "ICH FIND'S LUSTIG" ab. Was ist neu daran?

Eigentlich alles. Die Charaktere sind natürlich die alten, aber sie haben neue Rollen gefunden: Frederic ist jetzt ein Pirat. Josie erlebt ganz viele Dinge in der Abenteuer-AG, die von Professor Hacke geleitet wird. Herr Schröder wiederum hat es geschafft, in die Vergangenheit zu reisen, kämpft aber mit den Nebenwirkungen des Zeitreisens. Das grobe Thema ist "Grammel-Island". Aber nicht alles hat mit Urlaub zu tun. Wir machen zum Beispiel sogar Ausflüge in die Welt der Hypnose ...

"FAST FERTIG!" ist inzwischen Ihr viertes großes Soloprogramm. Lernen Sie eigentlich von Programm zu Programm noch dazu oder ist es schon Routine?

Nein, ich lerne nicht dazu, ich scheitere immer wieder. (lacht) Das vierte Programm war für mich das bisher Schwierigste - vielleicht auch, weil ich älter geworden bin, aber nicht nur deshalb.

Inwiefern?

Das erste Programm war einfach ein Treffer. Beim zweiten habe ich mir unfassbar viel Mühe gegeben, um daran anzuknüpfen. Beim dritten hatte ich mich bereits daran gewöhnt, dass die Zuschauer Vergleiche ziehen. Aber jetzt beim vierten kamen dann wirklich all diese Fragen auf: Habe ich nicht schon alles erzählt? Gibt es da noch was? Und wenn ja, was? Dabei wollte ich auch diesmal den Alltag draußen lassen, keine politischen Bezüge herstellen, nicht unter die Gürtellinie gehen und keinen vergleichenden Humor anstrengen. Das ist gar nicht so einfach. Daran sitzt du eine Weile.

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Oder wie es Kermit sagte: Applaus, Applaus, Applaus!

(Foto: Michael Zargarinejad / Universal Music)

Die Show ist natürlich ganz auf Sie und Ihre Puppen zugespitzt. Wie sieht das hinter den Kulissen aus?

Da helfen unfassbar viele Menschen! Die kann man gar nicht alle aufzählen. Klar, ich könnte auch so wie früher einfach einen Text schreiben, mir eine Puppe kaufen und damit irgendwo auftreten - ohne all die Menschen um mich herum. Aber inzwischen ist das ja ein richtiges Unternehmen geworden. Mit mir sind 16 Leute mit zwei 40-Tonnern auf Tour.

Haben Sie auch bei den Dialogen Unterstützung?

Absolut. "HETZ MICH NICHT!" habe ich noch alleine gemacht. Aber wenn du auf Tour bist, all die Shows spielst und Termine hast, kannst du das nicht noch nebenher alles allein stemmen. Inzwischen habe ich zwei Autoren.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit ihnen?

Ich fange an, etwas zu schreiben. Mein Autor schaut drauf, streicht durch, was er doof findet, und schreibt selbst etwas dazu. Dann komme ich wieder, beharre auf etwas Durchgestrichenes, weil ich daran glaube, und radiere die Striche wieder weg. (lacht) So entsteht ein Dialog. Als nächstes guckt meine Autorin noch einmal aus einem ganz anderen Blickwinkel darauf. Nach all dem Hin und Her haben wir einen Grundtext. Und dann kommen die Zuschauer ...

An denen alles erst einmal ausprobiert wird ...

Ja - und sie lachen dann einfach an Stellen nicht, an denen wir uns vor Lachen wegschmeißen. (lacht) Wir wollen es dann nicht wahrhaben und sagen: "Ah, das Timing war schlecht." Oder: "Lass es uns nochmal umformulieren." Aber manchmal muss man einsehen: "Der Gag kam jetzt zehnmal nicht an - wir müssen ihn rausnehmen." In anderen Momenten ist es wiederum genau umgekehrt: Alle lachen, weil der Vogel einmal den Kopf gedreht hat. Und du fragst dich: "Warum?"

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Auch Professor Hacke gehört zu Grammels wichtigen Figuren.

(Foto: Michael Zargarinejad / Universal Music)

Sie haben Ihre drei vielleicht wichtigsten Charaktere bereits angesprochen: Vogel Frederic, Schildkröte Josie und Hamburger Professor Hacke. Haben Sie eigentlich einen persönlichen Lieblingscharakter?

Ich glaube, dass es schwankt. Manchmal gibt es Tage, an denen ich ein bisschen sensibel bin. An ihnen freue ich mich auf Josie und spiele sie noch besonders niedlich. Manchmal will ich aber einfach nur draufhauen. Dann fühle ich mich in Frederic wohl. Aktuell ist Achim total interessant, weil er als letzter dazugekommen ist. Das heißt: Ich lerne den Charakter gerade kennen. Und ich lerne noch, die Puppe zu bewegen. Das ist spannend, während ich mich in den alten Puppen eher zu Hause fühle.

Figuren wie Frederic oder Josie haben inzwischen Kultstatus. Das ist auf der einen Seite sicher positiv. Auf der anderen werden Sie die beiden aber wahrscheinlich auch nie mehr los, weil das Publikum sie einfach erwartet. Engt Sie das ein?

Nein. Überhaupt nicht! Mit den ersten Charakteren habe ich unfassbar viel erlebt - vom Kindergeburtstag über die Hochzeit bis hin zum großen Firmen-Event. Daran hängen extrem viele Erinnerungen.

Zum Beispiel?

Ich erinnere mich etwa an den Moment, als ich in einem Autohaus mit Frederic aufgetreten bin. Die Bühne war sehr klein und man konnte mich kaum erkennen, weil sie davor ein Auto aufgebockt hatten. Am Ende kam noch ein Zuschauer, der das Auto interessanter fand als meinen Auftritt und machte den Kofferraum auf. Danach konnte man mich gar nicht mehr sehen. (lacht) Wenn ich jetzt abends in einer Halle wie der Lanxess-Arena stehe, fällt mir das manchmal wieder ein. Aber ich finde es schön, dass ich den Weg genau so gegangen bin.

Dass Sie einmal ganz klein angefangen haben ...

Ja, viele werden heute durch Instagram oder dergleichen extrem schnell extrem hoch gepusht. Manchmal höre ich dann Sätze wie: "Wenn ich in zwei Jahren nicht 1000 Zuschauer habe, höre ich auf." Aber ich habe bei so etwas doch keinen Businessplan. Ich habe das gemacht, weil es mir Spaß gemacht hat - und anderen dann anscheinend auch.  

Inzwischen treten Sie jedoch vor Tausenden Zuschauern auf und sind dabei auf das reibungslose Funktionieren Ihrer Puppen zwingend angewiesen. Gibt es Frederic und Co tatsächlich nur einmal?

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Weil Ursula (l.) nicht wollte, musste bei Herrn Schröder (M.) schon mal der Körper getauscht werden.

(Foto: Michael Zargarinejad / Universal Music)

Nein. Als es größer wurde, war klar, dass ich von jeder Puppe einen Ersatz brauche. Es kann nicht sein, dass ich nicht auftreten kann, weil eine Puppe vielleicht gerade nicht die Augen bewegen kann. Aber: Wenn es geht, spiele ich immer die Hauptpuppen. Probleme gibt es schon mal. Weil Ursula nicht mehr ging, habe ich zum Beispiel einmal bei Herrn Schröder den Körper samt Ursula getauscht. Den Kopf von Herrn Schröder habe ich allerdings behalten. (lacht)

Sie scheinen eine wirklich innige Beziehung zu Ihren Puppen zu haben. Sie sprechen auch gerne von ihnen, als wären es echte Charaktere ...

Ich verbinde mit ihnen ja auch total schöne Dinge. Man muss sich mal überlegen: Ich mache Kleinkunst und komme wirklich von Auftritten beim Kindergeburtstag. Und jetzt habe ich einen Bambi gewonnen! Ich werde angesagt, treffe hinter der Bühne Robbie Williams, fahr mit ihm Fahrstuhl und mache ein Foto mit ihm. Ich komme auf die Bühne und der erste, den ich sehe, ist Bill Gates. (lacht) Klar, das sind auch alles nur Menschen. Trotzdem denke ich mir: "Kneif mich mal einer! Hey, ich rede mit Puppen." (lacht) Faszinierend, wohin man damit kommt.

Dabei haben Sie durchaus mal einen handfesten Beruf als Zahntechniker erlernt, den dann aber früh an den Nagel gehängt. Waren Sie sich so sicher, dass es mit der Bühnenkarriere klappt?

Ich bin schon sehr sicherheitsbedacht und konservativ, was so etwas angeht. Auch wenn es sich um derartige Entscheidungen dreht. Es war einfach so, dass ich damals schon viele Auftritte hatte, weil es bei mir so früh losgegangen war. Während meine Kumpel in der Schule Zeitungen austrugen, bin ich aufgetreten - erst vor Kindern, dann vor Erwachsenen und Firmen. Ich hatte also schon um die 15 Auftritte im Monat und habe geguckt, wie ich da noch die Zahntechnik unterkriege. Ich wusste: Mit den 15 Auftritten komme ich irgendwie über die Runden. Da war der Schritt nicht mehr so weit.

Ihre ersten Schritte sind Sie allerdings noch als Zauberer gegangen. Warum sind Sie heute nicht der neue David Copperfield, sondern Sascha Grammel, der Bauchredner?

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Schon 2013 gewann Grammel einen Bambi in der Kategorie "Comedy".

(Foto: imago stock&people)

Das frage ich mich auch manchmal, weil ich das Zaubern eigentlich geliebt habe. Ich war ja auch deutscher Vizemeister und bin gemeinsam mit zwei Freunden sogar Vizeweltmeister geworden. Wir hatten tolle Auftritte, auch für Firmen. Und die Ehrlich Brothers beweisen ja gerade, dass auch Zauberei ein großes Publikum begeistern kann. Aber vielleicht war meine Zauberei dann doch einfach zu lustig. Irgendwann habe ich eingesehen: "Okay, ich muss etwas Lustiges machen."

Teilweise fließt die Zauberei auch noch in Ihr Programm ein. In "FAST FERTIG!" zeigen Sie etwa einen Trick mit Ringen. Verraten Sie mir, wie das funktioniert?

(lacht) Gut ...

Wie geht es Ihnen, wenn Sie andere Zauberer sehen? Ist da auch für Sie manches noch ein Rätsel?

Ja, zumal ich inzwischen etwas raus bin. Als ich noch bei Weltmeisterschaften unterwegs war, wusste ich immer, was gerade aktuell ist. Doch wenn ich jetzt zum Beispiel die Ehrlich Brothers sehe, kenne ich zwar bestimmte Grundprinzipien, aber sie haben auch immer wieder innovative Ideen, bei denen ich denke: "Hey, nein, das geht doch gar nicht!" Das ist toll und ich will auch gar nicht fragen, wie es funktioniert. Es ist viel schöner, das nicht zu wissen. Die Auflösung zu kennen, entzaubert im wahrsten Sinne des Wortes.

Sie sagen, Sie machen Kleinkunst. Nun ja, die Erstausstrahlung von "ICH FIND'S LUSTIG" bei RTL haben zum Beispiel 6,5 Millionen Zuschauer eingeschaltet. Sind Sie selbst von Ihrem Erfolg überrascht?

Total. Und ich realisiere ihn auch nicht immer. Bewusst wird es mir nur manchmal, wenn ich zum Beispiel anmoderiert werde und aufgezählt wird, was in den vergangenen Jahren so passiert ist. Ich erinnere mich noch daran, als ich meinen ersten etwas größeren Auftritt in Hildesheim hatte. Da hat nichts funktioniert. Mein Timing war grauenvoll. Da ging ich von der Bühne und sagte: "Das mache ich nicht."

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"ICH FIND'S LUSTIG", hieß Grammels Vorgänger-Programm, das allein im Fernsehen Millionen sahen.

(Foto: imago/STAR-MEDIA)

Sie haben es aber doch gemacht ...

Es gab ja nur zwei Möglichkeiten: Entweder höre ich damit auf und mache alles wieder im Kleinen oder ich probiere es aus. Dann fühlt man sich natürlich doch geschmeichelt und lässt sich darauf ein. Aber auf der großen Bühne ist es ein ganz anderes Arbeiten. Du musst anfangen, Konfetti in die Höhe zu schießen und "Hey" zu rufen, weil du die Leute sonst nicht erreichst. Dann baust du eine La-Ola-Welle ein. Und Lichtstimmung. Und dann hast du irgendwann zwei 40-Tonner. (lacht)

Sie haben die Kunst des Bauchredens wirklich perfektioniert. Ist das vor allem Talent oder Übung?

Leidenschaft! (lacht) Ich bin mir ziemlich sicher: Bauchreden kann jeder. So wie grundsätzlich auch jeder einen Flickflack springen oder einen Handstand machen kann. Klar, ich müsste dafür erstmal ein bisschen Sport machen und bestimmte Muskeln trainieren, aber ich habe zwei Arme und zwei Beine und würde das hinkriegen. Für das Bauchreden muss man nur sechs Laute neu formen.

Die sogenannten Lippenlaute ...

Ja: v, w, p, b, m und f. Darin liegt aber noch gar nicht die Schwierigkeit, sondern darin, die alten Laute nicht mehr zu benutzen. Das Sprechen, das man als Kind gelernt hat, ist extrem verinnerlicht. Am Anfang übst du erst einmal nur einzelne Worte. Man verzweifelt und denkt, dass es nicht machbar sei. Aber setze dich mal an ein Klavier! Da denkst du auch: "Das kriege ich nie im Leben hin."

Ich könnte das Bauchreden also auch noch lernen ...

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Manchmal tun es auch schon die einfachsten Mittel.

(Foto: imago images/VIADATA)

Ja. Die Frage ist allerdings: Wozu? (lacht) Denn was machst du damit, wenn du es kannst? Warum soll ich jetzt einen Flickflack können? Zumal man ihn auch wieder verlernt. Es macht nur Sinn, wenn du damit auftrittst. Dann kannst du damit Spaß haben. Ansonsten ist es zu viel Aufwand. Du brauchst ja zudem noch lustige Texte und eine Puppe, die anspricht. Das ist schon eine Aufgabe.

Ich behaupte mal, ich kenne ein Geheimnis Ihres Erfolgs: die Selbstironie, die Sie und Ihr Programm so sympathisch macht. Sind Sie auch abseits der Bühne ein Mensch, der über sich selbst lachen kann?

Absolut. Das ist aber auch ein bisschen problematisch. In einer Talkshow zum Beispiel ordne ich mich immer irgendwie unter, weil ich denke: "Ich kann doch nix außer Bauchreden." Ich staple lieber tief und bin keiner, der alle Blicke auf sich zieht und in den Mittelpunkt will. Deshalb war auch der Bambi nicht wirklich meine Welt. Ich bin der Erste, der bei solchen Veranstaltungen am Ende wieder weg ist.

Auch Sie haben bestimmt mal einen nicht ganz so guten Tag. Wie ist das, wenn Sie dann trotzdem auf die Bühne müssen?

Das ist nun mal der Fluch des Entertainments. Das geht ganz vielen Menschen so - ob sie nun Schauspieler, Musiker oder Steward sind. Wenn man in einem Beruf Kontakt mit anderen Menschen und dabei eine gewisse Rolle hat, muss man sie abliefern. Es interessiert keinen, ob du traurig bist, dich gerade gestritten oder nur zwei Stunden geschlafen hast. Du musst funktionieren. Aber da bin ich Profi genug. Ich glaube, die Zuschauer kriegen davon nichts mit.

Sie haben über Ihre Shows einmal gesagt: "Es ist bewusst seichte Unterhaltung, auch wenn ich ein politischer Mensch bin." Weshalb haben Sie sich für diese Form der Unterhaltung entschieden?

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"Ich liebe Menschen", sagt Grammel.

(Foto: imago/DeFodi)

Weil ich selbst weiß, was die Beschäftigung mit den ernsten Dingen mit mir macht. Ich finde es wirklich wichtig, zu wissen, was auf der Welt passiert. Man muss sich zu bestimmten Themen auch positionieren. Und in der Demokratie muss auch jeder ein bisschen mitmachen. Aber wenn ich fünf Meldungen höre und eine davon ist, dass in Kanada an der Tankstelle einer erschossen wurde, frage ich mich: Warum muss ich das wissen? Ich werde mich jetzt deshalb nicht anders an einer Tankstelle verhalten. Ich möchte die Menschen zwei Stunden davon befreien. Sie sollen mal abschalten und das alles draußen lassen.

Ich finde, so unpolitisch ist das, was Sie machen, gar nicht. In Ihren Programmen geht es viel um Toleranz, Mitmenschlichkeit und liebevollen Umgang miteinander ...

Ja, ich lebe das vielleicht ein bisschen vor. Aber ich erhebe nicht den Zeigefinger. Ich bin kein Kabarettist, auch wenn ich Kabarett liebe. Manche schreiben meine Programme so verächtlich runter: "Das ist halt leichte Unterhaltung." Dagegen wehre ich mich, denn ich finde: "Leichte Unterhaltung" ist doch etwas Schönes. Es ist ja nicht dumm. Ich mache mir wahnsinnig viele Gedanken. Und unterhalte mal zwei Stunden, ohne politisch zu werden oder jemanden fertig zu machen. Ich könnte über jede Überschrift in einer Zeitung ein ganzes Programm schreiben. Aber da bleibt dir dann das Lachen im Hals stecken.

Ich würde sogar noch weiter gehen und Ihnen unterstellen, dass Sie kein Fan von Donald Trump, Pegida oder der AfD sind. Zu Unrecht?

Sagen wir es so: Ich liebe Menschen. Und ich finde, jeder sollte machen, was er möchte, so lange er niemand anderem damit schadet. Wenn zum Beispiel jemand einen Stein anbeten möchte, dann soll er das doch bitte tun. Vielleicht sollte der Stein nur nicht genau dort liegen, wo alle vorbei müssen. Es ist so schade, dass wir in dieser Ellenbogengesellschaft leben, in der es kaum Lob gibt. Du musst funktionieren, sonst kriegst du eins drauf. Dabei sollten wir uns doch um ein Miteinander bemühen.

Sie tun das zum Beispiel seit vielen Jahren mit regelmäßigen Benefiz-Vorstellungen im Rahmen Ihres Projekts "Lachen tut Gut(es)". Auch da scheint Ihnen humanitäres Engagement am Herzen zu liegen ...

Weil ich finde: Wenn es einem gut geht, sollte man davon auch etwas zurückgeben. Und ich kenne auch ganz viele Menschen, denen es nicht gut geht. Die Hilfe muss gar nicht immer Geld sein.

Sondern?

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Früher habe ich Auftritte auf der Krebsstation oder beim Roten Kreuz gemacht. Irgendwann ging mir das aber so nahe, dass ich damit aufgehört habe. Ich fand das allerdings echt feige. Die Patienten können ja auch nicht einfach weggehen. Deshalb wollte ich etwas anderes finden und bin schließlich auf die "Roten Nasen" gestoßen, die ich seit 2007 mit meinen "Lachen tut Gut(es)"-Vorstellungen unterstütze. So kann ich üben und meine Nummern einspielen, kriege dafür Geld und spende das. Und die Zuschauer werden nicht angebettelt, sondern bekommen für ihren Eintritt meine Gegenleistung. Besser geht es doch nicht.

Vielen Dank, Herr Grammel, für das Gespräch. Mit Frederic oder Josie zu sprechen, ist ja nicht möglich, oder?

Nein, das hat aber einen Grund. Nicht, weil ich der großartige Sascha Grammel bin, der alles bestimmt, sondern weil ich es nicht wirklich gut kann. Manchmal funktioniert Improvisation bei mir auf der Bühne hervorragend - aber manchmal auch gar nicht. Da rettet mich dann aber irgendwann wieder mein lustiger Text, den ich mir über viele Monate erarbeite. In einem Interview würde ich mich dagegen nicht auf meine spontanen Momente verlassen. (zwinkert)

Mit Sascha Grammel sprach Volker Probst

Sascha Grammel befindet sich bis Ende 2020 mit seinem Programm "FAST FERTIG!" auf Tour. Termine finden Sie hier.

Quelle: ntv.de

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