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Bühne für Xavier Naidoo Dreht Oliver Pocher jetzt komplett am Rad?

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In Saarbrücken gemeinsam auf der Bühne: Oliver Pocher (l.) und Xavier Naidoo.

In Saarbrücken gemeinsam auf der Bühne: Oliver Pocher (l.) und Xavier Naidoo.

(Foto: dpa / Collage: ntv.de)

Seit seiner Trennung von Ehefrau Amira tingelt Oliver Pocher mit seinen Programm "Liebeskasper" durch die Lande. In Saarbrücken holt er dabei nun erstmals nach zwei Jahren auch Xavier Naidoo auf die Bühne. Kein Wunder, dass er dafür einen Shitstorm kassiert.

Exakt zwei Jahre ist es her, dass Xavier Naidoo ein letztes Lebenszeichen von sich in größerer Öffentlichkeit gesendet hat. Am 19. April 2022 veröffentlichte er ein Video, in dem er mit eingefallener Miene auf einem braunen Ledersofa vor karger Kulisse direkt in die Kamera sprach. Er redete von "Irrwegen", auf denen er sich befunden habe, von "vielen Fehlern" in den Jahren zuvor und von "verstörenden Äußerungen", für die er sich nun entschuldigen wolle.

Er habe "Dinge gesagt und getan, die ich heute bereue", erklärte Naidoo und blieb dabei weitgehend unkonkret. Das Wort "Corona" nahm er nicht in den Mund. Gleichwohl versicherte er, dass er sich "von allen Extremen distanziere", vor allem "von rechten und verschwörerischen Gruppen".

Es wirkte, als wolle Naidoo gleichzeitig Buße tun und um Ablass bitten. Als wolle er mit einem 3 Minuten und 14 Sekunden dauernden Handstreich - exakt so lang war das Video - mal eben seine Entwicklung zu einem der größten und radikalsten Verschwörungserzähler des Landes vergessen machen. Eine Entwicklung, die bei weitem nicht erst mit der Corona-Pandemie, sondern schon über 20 Jahre zuvor begonnen hatte und hier nicht noch einmal dokumentiert werden muss - das ist an anderer Stelle nachzulesen.

Ebenso wie Naidoo damals aus heiterem Himmel um Verzeihung bat, meldet er sich nun nach zwei Jahren kompletter Funkstille plötzlich zurück. Das jedoch weder mit einem Statement noch auf eigene Faust, sondern ohne große Worte und mit der Schützenhilfe von Oliver Pocher. Der Comedian tingelt nach wie vor mit seiner "Liebeskasper"-Tour durch die Lande, um in ihr die Trennung von seiner zweiten Ehefrau Amira in aller Öffentlichkeit und unterhalb der Gürtellinie aufzuarbeiten.

"Xavier Naidoo is in the house!"

Am Wochenende gastierte Pocher nun mit seiner Show in Saarbrücken. Und wie aus mehreren Posts auf seiner Instagram-Seite hervorgeht, begrüßte er hier auch einen Gast, mit dem wohl wirklich niemand gerechnet hätte. "Meine Damen und Herren, ich will ja nicht zu viel sagen, aber: Xavier Naidoo is in the house!", sagt Pocher in einem Clip zusammen mit dem Sänger sowie Ex-Viva-Moderator Mola Adebisi auf der Bühne.

In einem zweiten Video ist zu sehen und zu hören, wie das Trio gemeinsam Naidoos Song "Ich kenne nichts" zum Besten gibt, während im Hintergrund Bilder von Pocher und seinen Kindern über die Videoleinwand flimmern. Angekündigt hatte der Comedian dies mit den Worten: "Xavier Naidoo ist viereinhalb Jahre nicht in Deutschland aufgetreten, mit keinem seiner Songs. Er ist nirgendwo gewesen. Aber heute Abend ist Xavier Naidoo in Saarbrücken. Xavier Naidoo: 'Ich kenne nichts, das so schön ist wie du' - für meine Kinder."

Die Gründe, weswegen Naidoo so lange nicht mehr in Deutschland aufgetreten ist, erwähnt Pocher hingegen nicht. Doch sie haben sich nicht mal eben in Luft aufgelöst - auch nicht nach zwei Jahren Rampenlicht-Pause.

"Bewaffne dich"

Klar, hatte Ex-Gesundheitsminister Jens Spahn recht, als er mit Blick auf die Corona-Pandemie erklärte: "Wir werden uns viel verzeihen müssen." Doch gerade Naidoo ging in seinem Verschwörungsrausch weit über Corona-Schwurbelei hinaus. Das reichte von unverhohlenem Antisemitismus über den Schulterschluss mit Rechtsextremen bis hin zum völligen QAnon-Irrsinn. Nicht einmal ein Jahr vor seinem Entschuldigungsvideo rief Naidoo in einem Song noch zur Gewalt auf: "Mach Alarm, bewaffne dich, vernichte den tiefen Staat."

Die Art und Weise, wie Naidoo jetzt nach zwei Jahren auf einmal wieder wie Kai aus der Kiste und so, als wäre nichts gewesen, auf der Bildfläche erscheint, zeigt zweierlei: Zum einen scheint er das, was er angerichtet und mit seinem 3.14-Minuten-Video mitnichten hinreichend erklärt hat, noch immer nicht begriffen zu haben. Und zum anderen dreht offenbar auch Oliver Pocher inzwischen komplett am Rad. Denn: Auch er kann die Causa Naidoo nicht mal eben so nonchalant wegkaspern. Den Shitstorm, der inzwischen über ihn hereingebrochen ist, hat er sich wohlverdient.

Dies soll jedoch keineswegs ein Aufruf dazu sein, den Sänger, der sich selbst genug Schaden zugefügt haben dürfte, für alle Ewigkeit zu canceln. Das Prinzip der Resozialisierung zählt just zu den Stärken einer Demokratie wie der Bundesrepublik Deutschland, gegen die der Reichsbürger-Sympathisant Naidoo jahrelang zu Felde gezogen ist. Doch dazu braucht es zunächst eine vernünftige Aufarbeitung. Ein Auftritt beim "Liebeskasper" ist dafür definitiv nicht der richtige Rahmen.

Quelle: ntv.de

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