Horror-Thriller "Longlegs" Düstere Jagd nach einem teuflischen Mörder
08.08.2024, 18:33 Uhr Artikel anhören
Lee Harker (Maika Monroe) ist Longlegs auf der Spur.
(Foto: DCM)
In "Longlegs" macht sich eine junge FBI-Agentin auf die Jagd nach einem Serienkiller. Das daraus entstehende Katz-und-Maus-Spiel erinnert nicht nur hinsichtlich des Pitchs an "Das Schweigen der Lämmer" und wird schon jetzt als "gruseligster Film des Jahrzehnts" gefeiert. Zu Recht?
Zugegeben, lange Jahre hat Nicolas Cage kaum etwas Sehenswertes vorgelegt, das es überhaupt auch nur ins Kino geschafft hätte. Vieles lief unter dem Radar und erschien maximal fürs Heimkino, hat aber sicherlich dafür gesorgt, dass der heute 60-Jährige sein Auskommen hatte. Nach dem durchaus originellen "Dream Scenario" kommt mit "Longlegs" nun aber schon wieder ein Film mit ihm in die Lichtspielhäuser, der den Eintrittspreis wert ist.
Wer bereits den Trailer gesehen hat, ohne etwas über den Inhalt des Horror-Thrillers zu lesen, horcht jetzt womöglich auf, denn obwohl Cage der bekannteste Schauspieler im Cast ist, taucht er dort quasi nicht auf. Wer wissen möchte, wie er als Serienkiller mit dem Pseudonym Longlegs aussieht, muss dafür schon ins Kino gehen. Sofern er über gute Nerven verfügt, denn die braucht man für den vielfach bereits jetzt als "gruseligsten Film des Jahrzehnts" gefeierten Streifen. Doch worum geht es überhaupt?
FBI-Agentin jagt Serienmörder
Irgendwann in den 1990er-Jahren: Bei einem Routineeinsatz entdeckt FBI-Agentin Lee Harker (Maika Monroe) plötzlich hellseherische Fähigkeiten, mit denen es ihr gelingt, das Versteck des gesuchten Mörders ausfindig zu machen. Das entgeht dem erfahrenen Agenten Carter (Blair Underwood) nicht, der beschließt, Harkers ungewöhnliches Können zu nutzen, um so endlich eine Mordserie aufzuklären, die das FBI schon seit 30 Jahren beschäftigt. Dabei geht es um mehrere Fälle, in denen ein Vater zunächst seine Ehefrau, dann die gemeinsamen Kinder und schließlich sich selbst getötet hat. An allen Tatorten fand sich ein Brief mit einem mysteriösen Code, der mit "Longlegs" unterschrieben war. Auch gab es in jeder der Familien ein kleines Mädchen, das am 14. des Todesmonats seinen Geburtstag feierte.
Der introvertierten Harker gelingt es, die Botschaften von Longlegs zu entschlüsseln und seinen Modus Operandi zu erkennen. Das ist allerdings nicht nur ihren seherischen Fähigkeiten geschuldet, sondern auch dem Umstand, dass ihr der Mörder (Nicolas Cage) höchstpersönlich einen Brief zukommen ließ, der ihr beim Knacken des Codes half. Dann hat auch noch die bislang schweigend in der Psychiatrie lebende Carrie Anne (Kiernan Shipka), einzige Überlebende der Mordserie, eine Nachricht für Harker, deren sonstigen sozialen Kontakte sich auf unangenehme Telefonate mit ihrer streng gläubigen Mutter beschränken. So kommen die stockenden Ermittlungen wieder in Gang und halten jede Menge düstere Überraschungen und Wendungen bereit.
Gelebter Alptraum
Mit Albträumen kennt sich Nicolas Cage seit "Dream Scenario" aus, und auch "Longlegs" wirkt wie ein solcher. Mittendrin die sozial inkompetente und äußerlich zarte Lee Harker, der das teuflische Böse in der Einsamkeit ihrer Holzhütte unmittelbar auf den Fersen zu sein scheint. Das alles spiegelt sich allerdings nur in inszenatorischen Details wider, was die Atmosphäre des Films noch beklemmender macht. Regisseur Osgood "Oz" Perkins und sein Kameramann Andres Arochi haben hier ganze Arbeit im klassischen Horror-Sinne geleistet. Der sparsame, aber eindrucksvolle Einsatz von Licht und Sound an einsamen Orten tut ein Übriges, um die Anspannung dauerhaft hochzuhalten. Sparsam und eindrucksvoll ist auch das Spiel von Maika Monroe, die nur selten ihre Mimik verändert, doch tut sie es, ist das auf den Punkt.
Nicolas Cage ist als Longlegs alias Dale Ferdinand Kobble zwar Titelgeber des Films und die Figur, um die sich alles dreht, doch spielt er nur eine Nebenrolle. Das macht er allerdings derartig schräg und abartig, dass es zum Schreien ist - und zwar nicht im humoristischen Sinn. Besonders gruselig an ihm ist neben seiner Optik vor allem seine wechselhafte Sprache - zumindest im englischsprachigen Original. Ob sich das dank Cages gewohnter Synchronstimme von Martin Keßler auch in die synchronisierte Fassung übertragen ließ? Der deutsche Trailer macht zumindest einen vielversprechenden Eindruck. Wer diesbezüglich unsicher ist, sollte sich vorab beide Trailer-Versionen anschauen und dann entscheiden, welche Fassung er im Kino sehen möchte. Vor expliziter Gewalt darf man dabei dann ebenfalls nicht zurückschrecken, denn dass es die neben allem Subtext und den Metaebenen gibt, sollte wohl nicht verschwiegen werden. "Longlegs" ist also wirklich kein Film für schwache Nerven.
"Longlegs" läuft ab sofort in den deutschen Kinos.
Quelle: ntv.de