VIP VIP, Hurra!So sieht Emma Fernlund nicht mehr aus!
Die Promikolumne von Verena Maria Dittrich
Emma Fernlund hat ein komplett neues Gesicht. Das Problem aber ist ein altes: Die Schönheitsindustrie scheffelt Milliarden auf Kosten junger Frauen, die riskante Schönheitseingriffe als "Reise zu sich selbst" framen. Die Promikolumne dieses Mal über einen gefährlichen Trend, der längst außer Kontrolle geraten ist.
"Hey du Emmsi, ich möchte dir heute etwas ganz Persönliches erzählen ... Ich hatte das Gefühl, dass ich nicht die beste Version von mir selbst war."
Mit diesem Satz beginnt Emma Fernlund ihre kleine Selbstfindungsreise. Als regelmäßiger Leser dieser Kolumne erinnern Sie sich gewiss noch an die 24-Jährige durch ihre Teilnahme am "Sommerhaus der Stars" und das anschließende Beziehungsdrama mit ihrem Ex-Freund Umut Tekin. Reality-TV am Anschlag. Beide sind sich in den sozialen Netzwerken mit gegenseitigen Schuldzuweisungen verbal gefühlt fast an die Gurgel gegangen. Inzwischen aber macht Emma mit ganz anderen Themen von sich reden.
Denn die junge Frau ist, nur ein Jahr nach ihrem Einzug in die Kult-Chaos-WG in Bocholt, nicht mehr wiederzuerkennen! Der Reality-Star hat sich in der Türkei gleich drei Eingriffe gleichzeitig gegönnt: Fettabsaugung am Unterkiefer (angebliches Doppelkinn), Nasenkorrektur und Fox-Eyes.
Zack, neues Ich. Freimütig plaudert sie auf Social Media über ihre Eingriffe, etwa, dass sie Angst gehabt habe, am Ende "mit einer Schweinenase" dazustehen. Allein dieser Satz sagt sehr viel aus über den sozialen Druck, der mittlerweile auf jungen Frauen zu lasten scheint.
Vermeintliche Reise zu sich selbst
"Hey, Moment mal!", mag der ein oder andere jetzt sagen: ihr Körper, ihre Entscheidung. Natürlich. Das sagt man mittlerweile reflexhaft, damit auch niemand beleidigt ist. Aber so einfach ist es eben nicht! Wir reden hier nicht über eine spontane Laune wie einen Friseurbesuch oder eine Lippenstiftfarbe, die man einfach abwischen kann, wenn sie einem nicht gefällt. Wir reden über medizinische Eingriffe, deren Risiken seit Jahren verharmlost werden, und zwar vor allem von Leuten, die davon profitieren!
Tatsächlich ist es ein Milliardengeschäft, das sich an der Unsicherheit von Frauen dumm und dämlich verdient. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Fast 34 Millionen ästhetische Eingriffe (operative und nicht-operative) weltweit im Jahr 2022, meldet die International Society of Aesthetic Plastic Surgery. Zwei Jahre zuvor waren es 25 Millionen. Ein Anstieg von fast 40 Prozent. 2010 lag die Zahl bei 14 Millionen. Schönheitseingriffe explodieren. Und die Industrie weiß genau, warum.
Influencerinnen wie Emma erzählen ihren Followern von "Reisen zu sich selbst", vom "inneren Strahlen" und "Wachsen", während sie gleichzeitig - ohne Kennzeichnung - Werbung für Kliniken machen, die Fox-Eyes, Nasen, Brüste und Zähne im Akkord optimieren. Dieses Kalenderspruch-Gefasel - Entschuldigung, wenn ich das an dieser Stelle so salopp sage - wirkt in Anbetracht ihrer schweren Eingriffe wie ein schlechter Scherz.
Dass Werbung gekennzeichnet werden muss: geschenkt. Auch, dass der BGH im Sommer 2025 entschieden hat, dass Vorher-Nachher-Bilder bei minimal-invasiven Schönheitseingriffen unzulässig sind, nachdem die Verbraucherzentrale NRW gegen eine Schönheitsklinik geklagt hatte, scheint Influencerinnen wie Emma Fernlund nicht zu interessieren. Und damit ist sie nicht allein: Viele Influencerinnen posten munter weiter ihre Tag-3-nach-OP-Updates, als sei das das Normalste der Welt.
"Ich habe dich nicht erkannt"
Aber es wird noch gruseliger. So berichten auf Social Media immer mehr Influencerinnen, sie bekommen mittlerweile massenhaft Anfragen aus "unterschiedlichsten Ländern": kostenloser Eingriff im Tausch gegen Reichweite: größere Brüste, Bauchdeckenstraffung? Null problemo. Sehr beliebt sei das sogenannte "Mommy Makeover". Fünf-Sterne-Hotel, Medikamente und Nachsorge: All das, so die Versprechen der Beauty-Kliniken, sei selbstverständlich auch mit drin. Klingt wie ein All-inclusive-Paket, nur mit der Gefahr, dass am Ende der eigene Körper die Rechnung zahlt.
Unter Fernlunds Instagram-Beiträgen sammeln sich derweil Hunderte Kommentare wie: "Wenn ich so eine Tochter hätte, wäre ich total unglücklich." Oder: "Deine Texte passen nicht zu deinen Taten." Oder auch: "Hilfe, ich habe dich gar nicht erkannt." Man muss derlei Kommentare nicht gutheißen, aber sie sind erschreckend ehrlich. Weil sie eben auch aufzeigen, dass sich da etwas verselbstständigt und eine ganz gefährliche Richtung angenommen hat.
Ein zentraler Punkt in dieser Debatte ist das sogenannte Insta-Face. Gemeint ist ein Einheitsgesicht, das aus Kim-Kardashian-Wangenknochen, hochgezogenen Brauen, chirurgisch verkleinerten Nasen - und nicht zu vergessen - sehr vollen Lippen besteht. Es wirkt so, als sei das die ultimative Schablone für Schönheit. Das Irrwitzige aber ist - und ich weiß nicht, ob all diese jungen Frauen diesen Fakt entweder vergessen oder schlicht nicht wissen: Die Gesichter der Kardashians sind allesamt nicht, wie Gott sie schuf, sondern beim Schönheitsdoc entstanden.
Viele junge Frauen rennen mit ihren gefilterten "Insta-Faces" in Kliniken und sagen: "Bitte einmal eine süße Stupsnase." Die Realität: Die Zahl der missglückten Nasen-OPs steigt, immer mehr Frauen berichten öffentlich, dass sie den Eingriff bereuen. Vor allem das Gefühl, sich nicht mehr selbst im Spiegel zu erkennen, ist eine Gefahr, die vollkommen heruntergespielt wird. Tiktok-Trends wie die "Barbie Nose" verstärken das Problem. Schwere psychische Belastungen sind keine Ausnahme.
Lieber Leser, mögen Sie es auch in der kalten Jahreszeit, eingewickelt in eine warme Decke, auf dem Sofa zu sitzen und alte Filme zu schauen? Und fällt Ihnen dabei auch auf, was die Hollywood-Stars noch bis in die 80er-Jahre hinein für normale Zähne hatten? Jedes Gebiss, jede kleine Fehlstellung eines Zahnes oder vielleicht eine kleine Lücke zwischen den Schneidezähnen: All das sind ganz prägnante, individuelle Merkmale, die ein Gesicht erst wirklich zu einem Gesicht machen.
"Hollywood Smile" und Schmerzen ohne Ende
Die Folgen der inzwischen sehr vielen Zahn-OPs sind teils besonders drastisch. Der Trend zu Veneers - oft als "Turkey Teeth" verharmlost - führt dazu, dass Anfang-20-Jährige mit völlig gesunden Zähnen nach Istanbul fliegen, um sie sich auf Stummel abschleifen zu lassen - kein Scherz!
Der Wunsch nach dem "Hollywood Smile" endet nicht selten im Albtraum: Schmerzen ohne Ende, falscher Biss, zerstörte Zahnsubstanz. Es gibt inzwischen wirklich viele junge Leute, die mit 25 eine Prothese brauchen!
In diesem Zusammenhang möchte ich Sie gern auf Katharina Kien aufmerksam machen. Die Meinungsbloggerin klärt auf Youtube über die Gefahren von Beauty-Trends auf und leistet mit ihren sachlichen, nie anklagenden Videos verdammt gute Arbeit. So beschreibt sie, wie gesunde Zähne geopfert werden, wie standardisierte Kronen ganze Gesichter verändern und wie dieser ganze Perfektionsdruck die eigene Individualität regelrecht ausradiert.
Zuletzt ein Wort zum Feminismus. Der wird in diesen Debatten ja allzu gern als Argument angeführt. Aber dieser Schönheitskult hat mit Feminismus meiner Meinung nach nicht das Geringste zu tun! Feminismus bedeutet eben nicht das Gefühl, ein "Projekt" zu sein, das optimiert werden muss, während die Schönheitsindustrie Milliarden mit den Unsicherheiten von Frauen scheffelt.
Ja, jede Frau soll tun, was sie möchte. Aber wenn radikale Eingriffe als spirituelle Reise verkauft werden und Risiken kleingeredet werden, dann läuft gewaltig was schief. Und wenn immer mehr junge Frauen glauben, wahre Schönheit beginne erst im OP-Saal, dann sollten wir uns ehrlich fragen, worauf wir da mittlerweile zusteuern.
Frauen verdienen Ehrlichkeit und wir alle eine Gesellschaft, die Unsicherheiten nicht ausbeutet. Und Influencerinnen wie Emma dürfen selbstverständlich machen, was sie wollen, aber bitte ohne absurde Kalendersprüche, ein OP-Marathon sei der Weg zum inneren Frieden.
Bis nächste Woche!