"Ehrlich: Ich mache nichts" Frank Plasberg spricht über seine Rentenpläne
15.11.2022, 11:43 Uhr
Eine Sache gehört nicht zu seinen weiteren Plänen - Fernsehen: Frank Plasberg.
(Foto: picture alliance/dpa)
22 Jahre und 750 Ausgaben lang moderiert Frank Plasberg "Hart aber fair". Am Montagabend jedoch ist Schluss. Da führt der 65-Jährige durch seine letzte Sendung. Nun plant er tatsächlich den Ruhestand - auch wenn er sich mit dem Wort "Rentner" noch nicht so richtig anfreunden kann.
"Heute ist ein schöner Tag für mich", sagte Frank Plasberg, als er am Montagabend seine finale Übergabe an die "Tagesthemen" moderierte. Zuvor hatte er zum letzten Mal 75 Minuten durch die ARD-Talkshow "Hart aber fair" geführt. Thema: die umstrittene Fußball-Weltmeisterschaft in Katar.
Tatsächlich scheint sich der 65-Jährige nach 750 Ausgaben der Sendung, durch die er in den vergangenen 22 Jahren geführt hat, auf den Ruhestand zu freuen. In einem Interview mit dem Magazin "Stern" bestreitet er jedenfalls, womöglich bereits eine neue Aufgabe ins Visier zu nehmen. "Das sagen alle: Du hast doch bestimmt Angebote von anderen Sendern, komm' jetzt, mal ehrlich. Ehrlich: Ich mache nichts!", beteuert Plasberg.
Zwar habe ihm die Moderation von "Hart aber fair" noch immer Spaß gemacht, aber er wolle aufhören, wenn es am schönsten ist, erklärt der Talkmaster und ergänzt: "Man muss den richtigen Zeitpunkt finden. Ich sagte mir vor einem Jahr: Es wird Zeit. Du bist jetzt bald 65 Jahre alt. Geh, solange dein großartiges Team und die ARD noch traurig sind und die Quote stimmt. Hör selbstbestimmt auf, bevor alle flüstern: Wann haut der alte Sack endlich ab?"
"Wie es ist, wenn nichts ist"
Allzu konkrete Pläne für die Zeit, die nun vor ihm liegt, hat Plasberg offenbar nicht. "Ich gucke mal, wie es ist, wenn nichts ist. Ich arbeite seit meinem 16. Lebensjahr. Jetzt geh’ ich einfach mal nach Hause und schau mal, was passiert", erklärt er. Zwar habe er keine Angst vor einer möglichen Leere, aber durchaus Respekt: "Ich bin jetzt ja bald nicht mehr wichtig. Mailfach leer. Keiner ruft an. Da ist auch 'ne Absturzgefahr drin. Aber wichtig zu sein, ist keine Lebensaufgabe."
Doch zumindest eine Sache hat sich Plasberg schon einmal vorgenommen: Er will mit seinem Boot den Rhein entlang fahren. "Ich habe ein 90 Jahre altes Kanalboot. 15 Meter lang, fast 14 Tonnen schwer. Mein 'Schätzchen', wie ich es gern zärtlich nenne. Damit schippere ich ganz langsam auf dem Fluss herum, mit siebeneinhalb Kilometern pro Stunde. Das entschleunigt", erläutert er.
Von seinem Hobby habe er inzwischen auch seine Frau Anne Gesthuysen überzeugt. "Ich hab ihr einfach mal bei einer Ausfahrt das Ruder übergeben und gesagt: Jetzt leg mal an. Danach hat sie ihren Bootsführerschein gemacht. Man muss nur Annes Ehrgeiz wecken", sagt Plasberg mit Blick auf die Schriftstellerin, mit der er seit zehn Jahren verheiratet ist und einen 2011 geborenen Sohn hat. Dass er nun fortwährend zu Hause sein könnte, schrecke seine Frau nicht, ist der Ex-Moderator überzeugt: "Sie wirkt entspannt. Sie hat nur gesagt, dass sie nicht zunehmen will, weil ich mit Kochen drohe."
"Es war ein Einschlag"
Möglicherweise hat zu Plasbergs Entscheidung, seine TV-Karriere zu beenden, auch der gesundheitliche Rückschlag beigetragen, den er 2020 erleben musste. Damals hatte er mit einem vorübergehenden Ausfall seines Gleichgewichtsorgans zu kämpfen. "Es hat mich zutiefst erschüttert. Es passierte mitten in einer Sendung. Ich merkte, dass was nicht stimmt. Da war dieser Drehschwindel. Ich habe aber irgendwie weiter moderiert und es danach verdrängt. Ach, wird schon wieder. Vier Tage später wurde es dann zu Hause richtig schlimm. Die Welt und ich - das ging nicht mehr zusammen", erinnert er sich nun im "Stern"-Interview.
Inzwischen sei zwar alles wieder gut - "aber es war ein Einschlag", räumt Plasberg ein. "Ich hatte zum ersten Mal Angst empfunden, möglicherweise nicht mehr der sein zu können, der ich sehr gern bin. Das macht schon was mit einem."
Bei aller Freude auf den Ruhestand - mit einer Sache hadert Plasberg dann doch noch: "Rentner ist allerdings ein Wort, an das ich mich noch gewöhnen muss. Da lauert ja schon der Seniorenteller im Restaurant", erklärt er ironisch. Er wolle sich selbst lieber als "Entdecker" bezeichnen. "Ich entdecke, wie es ist, nichts tun zu müssen. Zumindest nix mit Fernsehen."
Seinen Nachfolger bei "Hart aber fair", den bisher als ntv-Talker bekannten Louis Klamroth, bezeichnet Plasberg als "den richtigen Mann für den Job". Und das gleich aus mehreren Gründen: "Der wusste mehr über uns als wir selbst. Außerdem sieht er besser aus als ich, ist cooler als ich es am Anfang war. Und er hat mehr Haare."
Quelle: ntv.de, vpr