Unterhaltung

Abschied von "Hart aber fair" Plasberg: Verstehe Selbstgewissheit junger Kollegen nicht

Diversität, das ist für Plasberg auch die Perspektive derer, die Diesel fahren und sich besonders für die Pendlerpauschale interessieren.

Diversität, das ist für Plasberg auch die Perspektive derer, die Diesel fahren und sich besonders für die Pendlerpauschale interessieren.

(Foto: dpa)

22 Jahre lang moderiert Frank Plasberg "Hart aber fair" in der ARD. Demnächst hört der 65-Jährige auf und gibt zum Abschied mehrere Interviews. Darin übt er Kritik am öffentlichen Rundfunk, an jungen Redakteuren und sagt, warum er jetzt nicht zu "Let's Dance" gehen will.

ARD-Moderator Frank Plasberg hat kurz vor seinem Abschied bei "hart aber fair" die Themensetzung der Öffentlich-Rechtlichen hinterfragt. "Diversität ist eine wichtige Aufgabe und Minderheiten jedweder Form müssen stattfinden. Die Frage ist, ob man das in einem Übereifer tun muss", sagte der 65-Jährige einem Podcast von "The Pioneer". "Muss man unter Diversität nicht auch verstehen, an Menschen zu denken, die in der Mehrheit zu einer Minderheit werden, etwa die Perspektive der Pendlerpauschale mit dem Diesel auf dem Land und nicht die Prämie für Lastenfahrräder?" Der Journalist weiter: "Wir senden manchmal über die Köpfe der Menschen hinweg."

Auch in der "Süddeutschen Zeitung" äußerte sich Plasberg: "Ich verstehe nicht, wie man - statt neugierig zu sein - versucht, seine Weltsicht zu stärken, mit passenden Geschichten. Ich verstehe nicht, woher dieses verdammte Gefühl kommt, immer auf der richtigen Seite zu stehen, wo man sich wohlig zunickt und sagt, jawohl, wir sind die Guten!"

Er rede dabei nicht über "Wokeness und nicht über Gendersternchen". Es gehe ihm generell um eine merkwürdig absolute Selbstgewissheit, die er nicht verstehe. "Und ich verstehe sie ganz besonders nicht bei jungen Kollegen, weil diese Generation besser gebildet ist und dialektischer erzogen wurde als wir. Diese Selbstgewissheit ist sicher bequemer, weil man sich damit keinen Ärger im eigenen Milieu einhandelt." Es gehöre aber zum Handwerk, sich auch in andere Perspektiven zu versetzen.

Kleines Radio Bremen als Vorbild für ARD-Reform

Für eine Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland nannte Plasberg bei "The Pioneer" Radio Bremen als Vorbild. "Wer die schlanken Strukturen bei Radio Bremen kennt, die Intendantin hat nicht einmal ein Dienstfahrrad, dann weiß man, wo der richtige Ort für Reform und Neubeginn ist", sagte der langjährige "Hart aber fair"-Moderator. "Von Bremen lernen heißt, Überleben lernen."

Radio Bremen (RB) gehört zu den kleinsten Sendern innerhalb der ARD. Aus eigener Kraft, also aus den Rundfunkbeiträgen, die dem ARD-Sender zustehen, kann sich Radio Bremen nicht komplett finanzieren. Als sogenannte Nehmer-Anstalt - ähnlich wie beim Länderfinanzausgleich - erhält der ARD-Sender ebenso wie der Saarländische Rundfunk (SR) deshalb Geld von größeren finanzstärkeren ARD-Sendern.

Plasberg wird kommende Woche zum letzten Mal seine Talkshow "Hart aber fair" moderieren. Er verabschiedet sich vom Publikum mit der Sendung zum Thema "Ab in die Wüste - wer freut sich auf die WM in Katar?", die am Montag (14. November) von 21.00 Uhr an im Ersten läuft. Danach macht "Hart aber fair" eine Pause. In den kommenden Wochen nach Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft wird dann zumeist entweder Fußball oder ein alter Film auf dem Sendeplatz zu finden sein. Vom 9. Januar 2023 an soll dann der frühere ntv-Moderator Louis Klamroth durch die Sendung führen.

Der "Süddeutschen" sagte Plasberg, seine "Familie und sein Fitnesstrainer" sagten ihm, er solle zu "Let's Dance" gehen. "Und ich sage, habt ihr sie noch alle? Ich spring doch jetzt nicht übers nächste Stöckchen. Das mache ich nicht. Ich sehe es als Aufgabe an, mir dabei zuzugucken, nicht mehr wichtig zu sein. Absturzgefahr inklusive."

Quelle: ntv.de, vpe/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen