Unterhaltung

Sie will 'nen Cowboy als Mann"Gitte Haenning will und kann alles"

29.06.2021, 11:09 Uhr
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Der Durchbruch in Deutschland gelang ihr in den 60er-Jahren: Gitte Haenning. (Foto: imago images / United Archives)

Schon in den 60er-Jahren wird Gitte Haenning mit "Ich will 'nen Cowboy als Mann" und im Duo mit Rex Gildo berühmt. Doch auch die Generation "Hitparade" kommt nicht an ihr vorbei. Bis heute ist die Sängerin aktiv. Nun wird die "Lieblingsdänin" der Deutschen 75.

Als Kind sang sie davon, ihren Papa heiraten zu wollen, später wünschte sie sich einen Cowboy als Mann und performte im Duett mit Rex Gildo: Mit locker-leichten Schlagertexten hat sich Gitte Haenning in Deutschland unzählige Fans ersungen.

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Schon als Kind stand Haenning an der Seite ihres Vaters auf der Bühne. (Foto: picture-alliance / dpa)

Die blonde Dänin war Kinderstar und Schlagergröße, ehe sie ihre Anhänger mit Pop- und Jazzmusik, als Filmschauspielerin sowie auf Theater- und Musical-Bühnen von ihrer unheimlichen Vielseitigkeit überzeugte. "Gitte Haenning will alles und kann alles. Nur so gelingt es ihr seit Jahrzehnten, immer wieder das Publikum zu gewinnen", heißt es auf einer Fan-Webseite. Nun wird sie am Dienstag (29. Juni) 75 Jahre alt.

Mit dicken Büchern durch Corona

Geboren wurde Gitte Haenning am 29. Juni 1946 in Aarhus, aufgewachsen ist sie dann mit ihrer älteren Schwester in Kopenhagen. Heute lebt sie in einer anderen pulsierenden Hauptstadt: in Berlin. Dort gehe es ihr hervorragend, erklärte sie kurz vor ihrem Geburtstag.

Mitte Juli steht ein Konzert mit Musikern aus ihrer Heimat in Dänemark an, wenige Tage danach ist sie im Tipi am Kanzleramt mit ihrer deutschen Band zu Gast. Auch die Pandemie hat sie in Berlin erlebt. "In dieser fatalen Corona-Zeit, in der viel zu viele Menschen konkursgegangen sind, gehöre ich absurderweise zu denen, die diese Zeit mit dem Lesen von dicken Büchern genießen konnten", sagt sie. "Gegen höhere Gewalt sind wir Menschen doch machtlos."

Im Duo mit Rex Gildo

Angefangen hat Gitte Haennings lange Karriere, als sie mit acht Jahren auf der Bühne stand und auf Dänisch davon sang, ihren Papi heiraten zu wollen. Ihr Vater, der Liedermacher Otto Johansson, war dabei derjenige, der die Karriere der jungen Gitte früh vorantrieb.

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Nicht zuletzt im Duett mit Rex Gildo feierte sie Erfolge. (Foto: picture alliance / United Archives)

In Skandinavien wurde das Mädchen schlagartig berühmt, während der Durchbruch in Deutschland später vor allem mit einem anderen Song zusammenhing: Mit "Ich will 'nen Cowboy als Mann" gewann die damals 16-Jährige bei den Deutschen Schlagerfestspielen 1963 in Baden-Baden - und sang sich damit auch gleich an die Spitze der deutschen Charts.

Mit Rex Gildo bildete Haenning in den 60er Jahren das beliebteste Schlager-Duo des Landes. Die beiden sangen sich unter anderem mit "Vom Stadtpark die Laternen" in die Charts und die Herzen. Charmant fanden die Deutschen die Dänin dabei auch wegen ihres skandinavischen Akzents.

Achte beim ESC

Die deutsch-dänische Verbindung führte schließlich soweit, dass sie 1973 für Deutschland beim Eurovision Song Contest (ESC) antrat. Mit "Junger Tag" wurde sie in Luxemburg Achte - eine Platzierung, von der viele deutsche ESC-Beiträge später nur träumen können.

In der Folgezeit bewies Gitte Haenning ihre Vielseitigkeit als Unterhaltungskünstlerin. Auch ihre alten Schlager erfand sie manchmal neu, etwa den besagten Cowboy-Klassiker. "Wie kann ich dieses Lied heute gestalten? Da nehme ich in Kauf - mit großem Risiko - manche Fans zu verlieren, um andere zu gewinnen", sagte sie dazu einmal in einem Interview.

"Arbeiten ist etwas Schönes!"

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Nun wird sie 75 - und denkt noch nicht an Rente. (Foto: picture alliance/dpa)

Pop und vor allem ihr geliebter Jazz waren fortan wichtiger als Schlager, was die Dänin etwa mit der deutschen Version von Andrew Lloyd-Webbers "Take That Look Off Your Face" ("Freu dich bloß nicht zu früh") oder einer Hommage an Ella Fitzgerald und Judy Garland bewies. Nach ihrem Umzug nach Berlin in den 90er-Jahren spielte sie in der Bundeshauptstadt unter anderem im Musical "Shakespeare & Rock'n'Roll", nach der Jahrtausendwende wurde zwischen 2004 und 2007 auch die Show "Gitte, Wencke, Siw" - ihr skandinavisches Trio mit Wencke Myhre und Siw Malmkvist - zum Erfolg. Diese Wandlungsfähigkeit wird bis heute geschätzt.

Noch immer ist Gitte Haenning sehr aktiv geblieben. Anfang September wird sie zur Eröffnung der Kieler Woche auftreten, im Spätsommer sind mehrere Konzerte in Norddeutschland geplant - nicht weit von ihrer dänischen Heimat entfernt. Ihre Arbeit in der Musik betrachtet sie dabei als Geschenk. "Arbeiten ist etwas Schönes! Ich glaube auch, dass es gesund ist", erklärte sie.

"Ich liebe Jazz!"

Ans Aufhören sei noch lange nicht zu denken. "Ich muss dem nachgehen, was ich liebe, sonst kann ich das nicht machen. Und ich liebe Jazz!" Kleine Veranstaltungsorte schätzt sie mehr als große Hallen. "Da hat man ein intimeres Gefühl, man spürt die Menschen", schwärmt sie. Und auch ihre Klassiker leben weiter: Ihr dänischer Schlager "Ta' med ud og fisk" erlebte Anfang 2021 fast 60 Jahre nach der Veröffentlichung ein unerwartetes Revival - in Schweden.

Wie der dänische Rundfunksender DR zu berichten wusste, stürmte das fröhliche Lied über eine Angeltour auf Platz eins einer Liste viraler Hits bei Spotify. Das plötzliche Comeback des Songs hatte nach DR-Angaben wohl mit der Veröffentlichung eines schwedischen Films zu tun, in dem das Lied eine zentrale Rolle spielt. Kurz darauf, so lässt sich aus Social-Media-Kommentaren herauslesen, wurden manche Schweden süchtig nach dem Gitte-Song. Ihre vielen Fans in Deutschland werden das sehr gut verstehen.

Quelle: ntv.de, Steffen Trumpf, dpa

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