"Ich will nicht mehr schweigen" Helena Fürst an Hirntumor erkrankt


"Wenn man um sein Leben kämpft, sieht man die Welt mit anderen Augen": Helena Fürst.
(Foto: imago images/Andreas Weihs)
Statt der Promi-Kolumne in dieser Woche die Geschichte einer Frau, deren Name jedem Reality-TV-Fan ein Begriff ist: Helena Fürst. Das bekannte TV-Gesicht hat sich weitestgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Nun verrät Fürst erstmals den Grund dafür.
"Um Gottes willen, wie sieht die denn aus? (…) Was ist mit ihrem Gesicht passiert? (…) Die ist ja richtig aus dem Leim gegangen! (…) Warum redet sie so komisch? Bestimmt säuft die wie ein Loch!"
Es sind spöttische und verächtliche Kommentare wie diese, die Helena Fürst zur Genüge kennt. Aber sie hat längst aufgehört, sich darüber zu ärgern. Die 49-Jährige, die bei RTL als "Anwältin der Armen" eine eigene Sendung hatte und durch ihren Einzug ins "Dschungelcamp" im Jahre 2016 einem Millionenpublikum bekannt wurde, galt viele Jahre lang durch ihre kontroverse und direkte Art als Garant für gute Quoten.
Denn Helena Fürst polarisiert und nimmt kein Blatt vor den Mund. Bei Reality-TV-Fans genießt sie einen gewissen Kultstatus und gilt spätestens seit den Streitereien mit ihrem damaligen Camp-Insassen Thorsten Legat als eine, die keiner "Konfro" aus dem Weg geht.
Im Jahre 2022 verfolgte ebenfalls ein Millionenpublikum vor dem TV, wie Fürst bei dem Reality-TV-Format "Das große Promi-Büßen" aus einem Helikopter sprang und in der Show derart mit ihren Mitstreitern aneinandergeriet, dass für viele Zuschauer schnell ein Urteil gefällt war. Fürst nervt. Fürst liefert nicht ab und versaut die Stimmung. Doch die Wahrheit hinter ihrem Äußeren und der Art, wie sie sich artikuliert, ist eine andere als die vorverurteilenden Mutmaßungen des Publikums, das immer öfter agiert wie bei einem Gladiatorenkampf im alten Rom.
Zufallsbefund nach einem Routine-MRT
Helena Fürst leidet an einem Hirntumor. Das gutartige Meningeom wurde im Jahre 2020 bei einem Routine-MRT entdeckt, das anlässlich ihrer geplanten Teilnahme am TV-Format "Promiboxen" gemacht worden war. Ein sogenannter Zufallsbefund, denn bis dato hatte Fürst keinerlei Beschwerden. Das sollte sich jedoch bald ändern. Kurz nach der Diagnose klagte Helena Fürst über "blitzartige Schmerzen" in der rechten Körperhälfte, dazu Rauschen in beiden Ohren.
In einem der inzwischen vielen medizinischen Befunde ist von einem "Meningeom mit deutlicher Raumforderung auf den Hirnstamm" zu lesen. Und auch davon, dass sich der Tumor bis zum Gehörgang ausgebreitet habe und immer weiter "hineinwachse". Laut Arztbericht wäre die "Therapie der Wahl" gewesen, eine operative Tumorverkleinerung mit anschließender Einzelbestrahlung des Resttumors durchzuführen. Doch Helena Fürst entschied sich gegen eine OP, zu groß sind die Risiken, die eine Operation in diesem speziellen Bereich des Gehirns mit sich bringen kann. "Kein Arzt konnte mir versichern, dass er auch nur einen Teil des Tumors unbeschadet aus meinem Kopf bekommt."
Fürst ergänzt: "Leider war aufgrund der Stelle des Tumors eine OP keine Option. Ein kleiner Schnitt daneben und ich wäre querschnittsgelähmt oder sogar tot." Das Risiko irreversibler Schäden: nicht tragbar.
Monatelang war die einstige Dschungelcamperin wegen der Gehirnschwellungen auf Cortison angewiesen. Die Schwellungen in ihrem Gesicht, die viele Zuschauer auf einen erhöhten Alkoholkonsum zurückführten, sind schlicht eine Folgeerscheinung der Medikamente und Gehirnschwellungen. Die Seh- und Sprachstörungen eine Folge des Drucks auf die verschiedensten Hirnareale, unter anderem den Trigeminusnerv. Die unmittelbare Auswirkung des Wachstums vereinfacht ausgedrückt: Der Tumor drückt auf Areale, die für die gesamten Körperfunktionen zuständig sind: gehen, sprechen, sehen, hören.
Inzwischen gehe es ihr dank einer individuellen Therapie wieder viel besser. Sie sagt, sie sei zuversichtlich und habe hoffentlich "Glück gehabt". Wichtig sei ihr klarzustellen, physisch und nicht psychisch krank zu sein, "obwohl es vor allem nach der Diagnose sehr belastend für mich war". Enttäuscht zeigt Fürst sich jedoch von ehemaligen Kollegen und vermeintlichen Wegbegleitern: "Einige wissen, dass ich einen Gehirntumor habe. Sie haben sich mir gegenüber bestürzt gezeigt."
Sobald die Kameras angehen ...
Mit ruhiger Stimme fährt Fürst fort: "Mit dem einen oder anderen glaubte ich, mich ausgesprochen zu haben. Wir haben, so dachte ich, das Kriegsbeil begraben. Aber die Branche", so der Reality-TV-Star, sei "verlogen" und lege "für Klicks, Reichweite und Quote eine Heuchelei und Verlogenheit an den Tag", die sie als "unmenschlich" bezeichnet.
Sobald die Kameras angingen, zähle nichts mehr, so Fürst über das Verhalten ehemaliger Kollegen: "Da mache ich auch gar keinen Hehl draus. Einer davon ist beispielsweise Matthias Mangiapane, ebenfalls 2022 Kandidat beim Promi-Büßen. Er sagte mir ins Gesicht, dass wir Freunde seien. Aber kaum war die Kamera an, stieß er mir sprichwörtlich das Messer in den Rücken und lästerte über mich. Ich kann das immer noch nicht begreifen."
Mangiapane befindet sich aktuell im TV-Container von "Promi Big Brother" und kann sich zu den Anschuldigungen nicht äußern. Ihre wütenden Kommentare, über die etliche Boulevardmedien berichten, werden vor diesem Hintergrund aber verständlicher. Etwa, wenn Fürst schreibt, mit ihrem Erzfeind "noch ein Hühnchen rupfen zu wollen".
So schreibt das Promi-Magazin "InTouch": "Nicht nur bezeichnet sie Matthias Mangiapane als "Mobber", für Helena Fürst ist er auch "eine ganz falsche Schlange". Auch eine Münchener Boulevardzeitung zitiert die gelernte Betriebswirtin, die zur Primetime ob ihrer Optik zum Läster-Abschuss freigegeben wurde: "Meine Zeit der Wahrheit kommt!"
Fürsts Tumor sei zwar nicht verschwunden, aber deutlich geschrumpft: "Dafür bin ich unglaublich dankbar. Es gab Tage, an denen der Druck so schlimm war, dass ich dachte, mein Schädel platzt. Ich hatte immense Schwierigkeiten zu sprechen, zeitweise schwere Lähmungen und konnte kaum sehen. Ich habe mich mit dem Tod befasst und damit, dass ich das vielleicht nicht überleben werde. Es war und ist ein harter Kampf, den ich für meine Tochter gewinnen werde. Ich habe in den Abgrund geschaut. All die Dinge, über die ich mich früher schnell aufgeregt habe, scheinen, wenn man um sein Leben kämpft, klein, fast lächerlich. Die Leute werden immer reden. Ich will nur eins: gesund werden. Und vielleicht dem einen oder anderen Heuchler den Spiegel vorhalten und mit Ungerechtigkeiten, die mir widerfahren sind, endlich aufräumen."
Quelle: ntv.de