"The Country Girls" verbrannt Irische Skandalautorin Edna O'Brien ist tot
28.07.2024, 21:06 Uhr Artikel anhören
Edna O'Brien (2. von rechts) zusammen mit Bestsellerautorin Antonia Fraser (links), der jetzigen britischen Königin Camilla und Schauspielerin Judi Dench.
(Foto: picture alliance / Photoshot)
Sie verkehrte mit Prinzessin Margaret, Marianne Faithfull und Paul McCartney. Besondere Aufmerksamkeit erlangte sie 1960 jedoch mit ihrem Roman "The Country Girls". Der erzeugte wütende Reaktionen und führte zu ihrem Ehe-Aus. Nun ist die irische Autorin Edna O'Brien gestorben.
Die irische Schriftstellerin Edna O'Brien ist nach langer Krankheit im Alter von 93 Jahren gestorben. Das teilten ihr Verlag Faber und die Agentur PFD mit. Sie starb demnach am Samstag. Mit ihrem Debütroman "The Country Girls" sorgte sie in Irland einst für einen Skandal.
"Edna O'Brien war eine der größten Schriftstellerinnen unserer Zeit", erklärte Faber. "Sie hat die irische Literatur revolutioniert, indem sie das Leben der Frauen und die Komplexität der menschlichen Existenz in einer leuchtenden und sparsamen Prosa festhielt, die viele nachfolgende Schriftstellerinnen tief beeinflusste."
Ihr Debütroman "The Country Girls" (deutsch: "Die Fünfzehnjährigen") wurde 1960 veröffentlicht. O'Brien hatte nur drei Wochen an dem Roman geschrieben. Berühmt wurde sie, als sie mit ihrem Mann und zwei kleinen Kindern in England lebte. Der Roman handelt von zwei jungen Frauen, die sich von einem ländlichen Kloster hinein in die Welt von Gefahren und Abenteuern in Dublin begeben. Kritiker störten sich an Textpassagen, in denen über ein sexuelles Erlebnis geschrieben wurde. Der irische Justizminister Charles Haughey bezeichnete das Buch als Müll. In O'Briens Heimatstadt Tuamgraney wurde der Roman öffentlich verbrannt.
Der Roman wurde auch von O'Briens Eltern und ihrem Mann, dem irisch-tschechischen Schriftsteller Ernest Gebler abgelehnt, mit dem sie Eheprobleme hatte. In ihren Memoiren "Country Girl" aus dem Jahr 2012 schrieb O'Brien, dass ihr Mann nach dem Lesen des Manuskripts zu ihr gesagt habe: "Du kannst schreiben und ich werde dir niemals verzeihen." Damit habe er das Ehe-Aus eingeleitet.
Feministische und sozialkritische Themen
In ihrer jahrzehntelangen Schaffenszeit veröffentlichte O'Brien mehr als 20 Bücher, die meisten davon Romane und Geschichtssammlungen. Der Überlebenskampf der irischen Frauen zählte immer zu ihren liebsten Themen, später folgten andere politische wie sozialkritische Dimensionen.
Im 1994 erschienenen "House of Splendid Isolation" (deutsch: "Das einsame Haus") spielt etwa die IRA eine entscheidende Rolle, in "Down by the River" ("Am Fluss") geht es um die leidenschaftlich geführte Abtreibungsdebatte in Irland. Im 2019 veröffentlichten Roman "Girl" ("Das Mädchen") beschäftigte sich O'Brien schließlich mit den Opfern der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram.
O'Brien wurde 1930 in der westirischen Region Clare in eine streng katholischen Bauernfamilie geboren. Sie ging auf eine Klosterschule und studierte in Dublin Pharmazie. Während dieser Zeit erwachte ihre Begeisterung für Leo Tolstoi, F. Scott Fitzgerald und T. S. Eliot. Als Autorin erhielt sie mehrere Auszeichnungen, darunter den PEN/Nabokov Award für ihr Lebenswerk.
Verbindung in Kunst und Politik
Als neuer Single verbrachte O'Brien Zeit mit der britischen Prinzessin Margaret und Marianne Faithfull. Mit dem Schauspieler Robert Mitchum hatte sie eine Affäre. Eines Abends wurde sie von Sänger Paul McCartney nach Hause begleitet, der angeblich ihre Kinder kennenlernen wollte.
Im Weißen Haus in Washington aß O'Brien mit der damaligen First Lady Hillary Clinton und Schauspieler Jack Nicholson zu Abend. Zudem baute sie eine Freundschaft zur einstigen Firstlady Jacqueline Kennedy auf. O'Brien schrieb wohlwollend über den Chef der irisch-nationalistischen Partei Sinn Féin, Gerry Adams.
Quelle: ntv.de, als/AP/AFP/dpa