Jahrzehntelange Haftstrafe droht Jury-Auswahl im R.-Kelly-Prozess beginnt
09.08.2021, 20:36 Uhr
R. Kelly muss sich wegen Erpressung und sexueller Ausbeutung Minderjähriger verantworten.
(Foto: picture alliance / newscom)
Mehrfach verhindert Corona den Prozessstart gegen den gefallenen Pop-Superstar R. Kelly. Doch nun beginnt die Auswahl der Jury. Die Richterin erinnert resolut an die Unschuldsvermutung. Allerdings begleiten schwere Missbrauchsvorwürfe den Musiker seit Beginn seiner Laufbahn.
Mit ersten Befragungen potenzieller Geschworener hat in New York der Prozess gegen den früheren Pop-Superstar R. Kelly begonnen. In den kommenden Tagen sollen an dem Gericht im New Yorker Stadtteil Brooklyn zwölf Juroren und sechs Ersatzjuroren gefunden werden, bevor es am 18. August mit den Auftaktplädoyers richtig losgehen soll.
Richterin Ann Donnelly wies die potenziellen Geschworenen darauf hin, dass der Angeklagte vor einer möglichen Verurteilung als unschuldig gelte und sie unvoreingenommen an den Prozess herangehen müssten. Aufgrund der Coronavirus-Pandemie durften nur direkt am Prozess beteiligte Menschen in den Gerichtssaal, Beobachter und Journalisten konnten das Geschehen lediglich per Videostream verfolgen. Kelly muss sich laut Anklageschrift unter anderem wegen Erpressung und sexueller Ausbeutung Minderjähriger verantworten. Gemeinsam mit einem Team von Angestellten soll er jahrelang Mädchen und Frauen zum Sex gezwungen haben. Der seit seiner Festnahme im Sommer 2019 im Gefängnis sitzende Musiker hat alle Vorwürfe immer wieder zurückgewiesen und seinen Kritikern eine Rufmord-Kampagne vorgeworfen.
Prozess soll mehrere Wochen dauern
Wegen Corona war der eigentlich für Mai 2020 geplante Prozessbeginn mehrfach verschoben worden. Der 54-Jährige versuchte wiederholt die Pandemie als Anlass zu nehmen, auf Kaution vorzeitig aus der Haft entlassen zu werden, diese Anträge wurden aber immer wieder abgelehnt.
Der Prozess soll mehrere Wochen dauern. Bei einer Verurteilung droht dem Sänger eine jahrzehntelange Haftstrafe - außerdem liegen auch noch in Chicago und Minnesota ähnliche Anklageschriften gegen ihn vor. Gegen den durch Hits wie "I Believe I Can Fly" bekannten Sänger und Komponisten waren bereits vor rund 25 Jahren erste Vorwürfe laut geworden. Ein Prozess endete jedoch mit Freispruch, andere Verfahren wurden außergerichtlich beigelegt. Eine Dokumentarserie Anfang 2019 führte dann zu neuen Ermittlungen und zu Kellys Inhaftierung.
Nachdem der US-Sender Lifetime die dreiteilige Dokuserie im Januar 2019 gezeigt hatte, beendete Kellys Plattenfirma die Zusammenarbeit mit ihrem früheren Musik-Superstar. Mit rund 50 Millionen verkauften Alben und zahlreichen Auszeichnungen galt Kelly jahrelang als einer der erfolgreichsten R&B-Künstler.
Quelle: ntv.de, mau/dpa