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Gemeinsam in den TodKessler-Zwillinge wollten auf keinen Fall ins Pflegeheim

18.11.2025, 09:50 Uhr
Muenchen-24-10
Alice und Ellen Kessler bei ihrem letzten öffentlichen Auftritt am 24. Oktober in München. (Foto: picture alliance / SZ Photo)

Ihr Leben lang sind Alice und Ellen Kessler unzertrennlich. Nun sind Deutschlands bekannteste Zwillinge auch zusammen gestorben. Damit erfüllt sich ihr Wunsch, im Alter nicht auf Hilfe angewiesen zu sein.

Alice Kessler ohne ihre Schwester Ellen? Schier undenkbar. Ein Leben lang traten die Kessler-Zwillinge als Doppelpack auf. Sie standen gemeinsam auf den großen Show-Bühnen der Welt, schwangen ihre langen Beine in unzähligen TV-Shows der 60er- und 70er-Jahre und trafen während ihrer internationalen Karriere Superstars wie Frank Sinatra oder Harry Belafonte. Auch privat blieben die Schwestern unzertrennlich. Bis zu zuletzt bewohnten sie zusammen eine Villa in München. Dort wurden die Kessler-Zwillinge nun am 17. November tot aufgefunden.

Damit erfüllt sich ein sehnlicher Wunsch, den Alice und Ellen Kessler mehrfach geäußert hatten: der Tod sollte sie nicht trennen. Dafür hatten sie bereits Pläne geschmiedet, die sie sogar in ihrem Testament festgehalten hatten. So erklärten sie im April dieses Jahres in einem "Bild"-Interview, dass sie in derselben Urne beigesetzt werden möchten. Zusammen mit der Asche ihrer Mutter Elsa und der ihres Pudels Yello.

Kategorisch schlossen die Zwillingsschwestern auch aus, in ein Seniorenheim umsiedeln zu müssen. "Meine Schwester und ich haben das große Glück, noch alles selbstständig zu können, auch wenn wir leider nicht mehr die Energie und Kraft von früher haben. Aber ich finde, 90 Jahre reichen allgemein. Das ist schon sehr viel. Viele Menschen sind im Alter auf Hilfe und Pflege angewiesen. Wer möchte ins Heim oder ein Pflegefall werden? Ich ganz sicher nicht ", machte Alice Kessler im August im Gespräch mit "Bild" deutlich.

Todesdatum "selbst festgelegt"

Um diesem Schicksal zu entgehen, hätte sie gemeinsam mit Schwester Ellen bereits konkrete Pläne geschmiedet, erklärte sie. "Ich werde mir, wenn es sein muss, helfen lassen. Mit einer Gesellschaft für Sterbehilfe." Das habe sie gemeinschaftlich mit ihrer Zwillingsschwester nicht nur beschlossen, sondern auch testamentarisch verfügt.

Die Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS) bestätigte RTL gegenüber, dass es sich beim Tod der 89-Jährigen um assistierten Suizid gehandelt habe. "Die Kessler-Zwillinge haben sich schon seit langer Zeit mit dem assistierten Suizid befasst. Alice und Ellen Kessler waren schon seit längerer Zeit Mitglieder im Verein. Das Todesdatum 17. November hatten die beiden Schwestern selbst festgelegt. Ein Jurist und eine Ärztin hatten Vorgespräche mit ihnen und waren am Montag ins Haus der Schwestern nach Grünwald gekommen, um sie beim Sterben zu begleiten", erklärte eine DGHS-Sprecherin dem Kölner Sender am Montag.

Rat und Nothilfe bei Suizid-Gefahr und Depressionen

  • Bei Suizidgefahr: Notruf 112
  • Deutschlandweites Info-Telefon Depression, kostenfrei: 0800 33 44 5 33

  • Beratung in Krisensituationen: Telefonseelsorge (0800/111-0-111 oder 0800/111-0-222, Anruf kostenfrei) oder Kinder- und Jugendtelefon (Tel.: 0800/111-0-333 oder 116-111)
  • Bei der Deutschen Depressionshilfe sind regionale Krisendienste und Kliniken zu finden, zudem Tipps für Betroffene und Angehörige.
  • In der Deutschen Depressionsliga engagieren sich Betroffene und Angehörige. Dort gibt es auch eine E-Mail-Beratung für Depressive.
  • Eine Übersicht über Selbsthilfegruppen zur Depression bieten die örtlichen Kontaktstellen (KISS).

Noch am 24. Oktober hatten sich Alice und Ellen Kessler gewohnt elegant und strahlend bei der Premiere des neuen Roncalli-Programms "ARTistART" im Münchner Circus Krone gezeigt. Hand in Hand posierten sie lächelnd für die Fotografen. Dass dies ihr letzter Auftritt sein sollte, ließen sich die Showbusiness-Profis nicht anmerken. Uschi Ackermann, die Witwe von Feinkost-König Gerd Käfer, erinnert sich nun im Gespräch mit der "Abendzeitung München" allerdings daran, dass ihr die Zwillinge "ruhiger als sonst und etwas zurückhaltender", vorgekommen seien: "Vielleicht geht es ihnen nicht gut, dachte ich mir noch."

Quelle: ntv.de, csp

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