Vorwurf sexueller Übergriffe Kevin Spacey in London freigesprochen
26.07.2023, 16:00 Uhr Artikel anhören
Hat von Anfang an seine Unschuld betont: Kevin Spacey.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Vier Männer beschuldigten ihn sexueller Übergriffe: In London wurde seit Wochen über mehrere Anklagepunkte gegen Kevin Spacey verhandelt. Nun wird der US-Schauspieler freigesprochen - just an seinem 64. Geburtstag.
US-Schauspieler Kevin Spacey ist in einem Londoner Strafprozess wegen angeblich sexueller Übergriffe auf mehrere Männer in allen Anklagepunkten freigesprochen worden. Das teilte die Jury mit. Spacey, der am Mittwoch 64 Jahre alt wurde, zeigte sich nach der Urteilsverkündung sichtlich gerührt. Mit einem Taschentuch wischte er sich übers Gesicht.
In einem kurzen Statement vor dem Southwark Crown Court sagte Spacey nach der Urteilsverkündung, er müsse die Geschehnisse nun erst einmal verarbeiten. Er sei der Jury aber enorm dankbar, dass sie sich die Zeit genommen habe, alle Beweise genau zu prüfen, bevor sie zu einer Entscheidung gekommen sei. "Und ich bin demütig über den Ausgang heute", fügte er hinzu.
In dem etwa vierwöchigen Prozess am Southwark Crown Court hatten vier Männer dem Hollywoodstar vorgeworfen, er habe ihnen in mehreren Fällen in den Schritt gegriffen. In einem Fall ging es auch um oralen Geschlechtsverkehr.
Die Anklage hatte den Oscarpreisträger als "sexuellen Bully" bezeichnet, der seine Macht ausgenutzt habe. Spacey stritt die Vorwürfe ab beziehungsweise gab an, es habe sich um einvernehmlichen Sex gehandelt. Die zwölf Geschworenen befanden ihn nach dreitägigen Beratungen in allen Anklagepunkten für nicht schuldig.
Vorwürfe im Zuge der #MeToo-Debatte aufgebracht
Die Vorwürfe hatten sich auf den Zeitraum zwischen 2001 und 2013 in London und der Grafschaft Gloucestershire bezogen. Spacey war von 2004 bis 2015 künstlerischer Direktor am Londoner Theater Old Vic und lebte zeitweilig in der britischen Hauptstadt. Die Karriere des bis dahin erfolgreichen Schauspielers wurde durch die im Zuge der #MeToo-Debatte aufgebrachten Vorwürfe abrupt unterbrochen. Netflix beendete die Zusammenarbeit an der Erfolgsserie "House of Cards" mit ihm und verklagte Spacey auf Schadenersatz, nachdem Beschwerden von Mitarbeitern am Set über ihn aufgekommen waren.
Das Theater Old Vic distanzierte sich ebenfalls. Szenen mit Spacey in dem Thriller "All The Money in the World" (Alles Geld der Welt) wurden nachträglich entfernt.
Noch vor Prozessbeginn in London hatte Spacey die Hoffnung geäußert, im Falle eines Freispruchs wieder an seine Erfolge anknüpfen zu können. Der Schauspieler, der für seine Rollen in "American Beauty" (1999) und "Die üblichen Verdächtigen (1995) jeweils einen Oscar erhalten hatte, war in den vergangenen Jahren lediglich an einigen kleineren Filmproduktionen beteiligt. So trat er in den zwei Langfilmen "Billionaire Boys Club" (2018) und "L'uomo che disegnò Dio" (2022) auf. Zudem ergatterte er eine Sprechrolle in dem Independent-Thriller "Control".
Spacey konnte im Oktober 2022 bereits in einem anderen Verfahren in den USA einen juristischen Sieg erringen. Sein Schauspielkollege Anthony Rapp hatte ihm vorgeworfen, ihn im Jahr 1986, als Rapp 14 Jahre alt war, sexuell belästigt zu haben. Die Jury in New York befand Spacey ebenfalls für nicht schuldig.
Quelle: ntv.de, vpr/cls/dpa/spot