"Wir erwarten Entschuldigung" König Charles besucht Kenia
31.10.2023, 14:21 Uhr Artikel anhören
Kenias Präsident William Ruto empfing Charles und Camilla mit militärischen Ehren.
(Foto: picture alliance/dpa/PA Wire)
Großbritanniens König Charles und seine Frau Camilla sind zum Staatsbesuch in Kenia eingetroffen. Sicher nicht die einfachste Reise für den Monarchen, seit er vor einem Jahr den Thron bestiegen hat. Schließlich blicken die Briten auf eine unrühmliche Kolonialvergangenheit in dem Land zurück.
Begleitet von Forderungen nach einer Entschuldigung für die Verbrechen während der britischen Kolonialherrschaft hat der britische König Charles III. einen viertägigen Staatsbesuch in Kenia begonnen. Der Monarch und Königin Camilla wurden in Nairobi von Präsident William Ruto mit militärischen Ehren empfangen. Dabei feuerte die kenianische Marine auch 21 Salutschüsse ab.
Es ist der erste Besuch des Königspaares in einem Land des Commonwealth seit der Thronbesteigung von Charles im vergangenen Jahr. Die Visite gilt auch als historisch, weil Kenia in diesem Jahr den 60. Jahrestag seiner Unabhängigkeit vom britischen Empire am 12. Dezember 1963 feiert.
Bereits im Vorfeld hatte die britische Botschaft erklärt, der Besuch werde auch "die schmerzhaften Aspekte" der gemeinsamen Vergangenheit würdigen. Dazu gehört vor allem die blutige Niederschlagung des Mau-Mau-Aufstands in Kenia zwischen 1952 und 1960. Damals wurden mindestens 10.000 Menschen getötet. Zehntausende weitere wurden ohne ordentliche Strafverfahren in Lagern eingesperrt. Es gab zahlreiche Berichte über Exekutionen, Folter und grausame Misshandlungen in diesen Lagern.
"Sonst ist der Besuch bedeutungslos"
In Kenia werden inzwischen nicht nur Rufe nach britischen Reparationszahlungen laut. Die kenianische Menschenrechtskommission forderte Charles III. kurz vor seinem Eintreffen in Kenia auch dazu auf, eine "unmissverständliche Entschuldigung für die brutale und unmenschliche Behandlung" auszusprechen, denen Kenianer während der jahrzehntelangen Kolonialzeit unterworfen gewesen seien. Die frühere kenianische Justizministerin und Menschenrechtlerin Martha Karua betonte: "Wir erwarten eine eindeutige Entschuldigung. Sonst ist der Besuch bedeutungslos."
2013 hatte sich Großbritannien bereit erklärt, mehr als 5000 kenianischen Opfern von Misshandlungen während des Mau-Mau-Aufstands insgesamt knapp 20 Millionen Pfund (nach heutigem Kurs knapp 23 Millionen Euro) Entschädigung zu zahlen. Der damalige Außenminister William Hague hatte Londons "Bedauern" für die Verbrechen ausgesprochen, jedoch keine formelle Entschuldigung.
Es wird erwartet, dass auch Charles eine ausdrückliche Entschuldigung vermeiden wird. "Seine Majestät wird sich die Zeit nehmen, seine Kenntnis über das Unrecht zu vertiefen, das das kenianische Volk in dieser Zeit erlitten hat", sagte derweil sein stellvertretender Privatsekretär Chris Fitzgerald.
Umfangreiches Programm
In einem kurzen Video auf dem Twitter-Account des Palasts waren Charles und Camilla an Bord eines Flugzeugs bei der Lektüre von Ordnern zu sehen - wohl in Vorbereitung auf die Reise. Das Königshaus veröffentlichte zudem ein Foto, das Charles als jungen Mann beim Händeschütteln mit dem ersten Präsidenten Kenias, Jomo Kenyatta, zeigt.
Nach ihrer Begrüßung durch Präsident William Ruto trugen sich Charles und Camilla zunächst in ein Gästebuch ein, ehe sie gemeinsam einen afrikanischen Farnbaum pflanzten. Weiterhin stehen bei dem Besuch unter anderem ein Staatsbankett und ein Ausflug in den Nationalpark Nairobi auf dem Programm. Bei den Gesprächen des Königs in Kenia dürfte es um Themen wie die Zusammenarbeit der beiden Länder beim Kampf gegen den Klimawandel, die Förderung von jungen Menschen und die politische Stabilität in der Region gehen.
Quelle: ntv.de, vpr/dpa/AFP/spot