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"Sellout-Move" in GrünheideKool Savas verärgert Fans mit Tesla-Auftritt - und geht auf Distanz

19.12.2025, 05:32 Uhr
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"Der beste Tag meines Lebens" hieß Savas' Debütalbum 2002. Den hatte er in Grünheide offenbar nicht. (Foto: IMAGO/HMB-Media)

Kool Savas hat im deutschen Rap Legendenstatus. Viele Fans verübeln dem Musiker jedoch einen Auftritt im Tesla-Werk in Grünheide. Direkt nach dem Konzert hatte der Werksleiter Stimmung gegen Gewerkschaften gemacht.

Ein Auftritt im Tesla-Werk in Grünheide bringt den Rapper Kool Savas in Erklärungsnot. Der Berliner hatte Anfang Dezember bei einer internen Veranstaltung des Elektroautobauers gespielt. Auf dem Event verkündete die Werksleitung nicht nur eine Lohnerhöhung, sondern machte auch massiv Stimmung gegen die Gewerkschaft IG Metall. Das "Handelsblatt" hatte einige Tage später über das Event berichtet - und auch über die Rolle, die Savas dabei spielte. Bei dessen Fans kam das schlecht an. Nach heftiger Kritik beteuert der Musiker: Niemand habe ihm gesagt, in welchem Rahmen er da auftrete.

"In meinem Vertrag steht: Weihnachtsfeier für die Arbeiter, die aus dem Schichtdienst kommen", sagte Savas dem Handelsblatt. Überrascht von den wütenden Reaktionen, die ihn über die sozialen Medien erreichten, hatte er sich selbst an die Zeitung gewandt und stellte klar: "Ich wusste nicht, was da für ein Rahmenprogramm ist."

Savas selbst hatte sich dem Bericht zufolge alle Mühe gegeben, seinen Auftraggeber zufriedenzustellen. Zwar mussten die Kameras bei der Veranstaltung ausgeschaltet bleiben, dem "Handelsblatt" liegt aber dennoch eine Aufnahme des halbstündigen Auftritts vor, zu dem Savas im Cybertruck auf die Bühne rollte. Der Rapper dichtete demnach seinen Song "AMG" ein wenig um und sprach vom "Tesla" statt vom "Benzer". Das anfangs etwas unmotivierte Publikum soll er zu "Elon, Elon"-Sprechchören aufgefordert haben. Tatsächlich sei die Stimmung bei der geladenen Belegschaft dann gestiegen, schreibt die Zeitung, am Ende habe Savas unter dem Beifall in die Menge gerufen: "Seid ihr zufrieden mit Tesla als Arbeitgeber?"

Erst Party, dann Gewerkschaftsschelte

Teslas Werksleiter André Thierig sah offenbar keinen Grund, daran zu zweifeln. Nach dem Lob für die "richtig fette Party", die der Arbeitgeber ausgerichtet hatte, sprach er über das aus seiner Sicht fantastische Jahr und die großartige Zukunft, die vor dem Konzern liege. Tatsächlich war Teslas Absatz vor allem auf dem europäischen Markt zuletzt stark eingebrochen, was nicht nur mit der Modellpolitik zu erklären ist, sondern auch mit der Radikalisierung von Firmenchef Elon Musk. Die Arbeitsplätze in Grünheide seien sicher, betonte Thierig und erklärte das auch damit, dass die IG Metall bei Tesla kaum Einfluss habe. Auch die Gehaltserhöhung um vier Prozent sei nur halb so hoch ausgefallen, wenn man mit der Gewerkschaft verhandelt hätte, behauptete Thierig weiter. Die IG Metall kritisiert schon lange, dass es bei Tesla keinen Tarifvertrag gibt.

Fans werfen Savas nun vor, sich auf die Seite von Tesla zu stellen - und von Elon Musk, der schon seit Längerem Verschwörungstheorien verbreitet und Rechtsextremisten unterstützt. Das finden viele mehr als nur peinlich. "Klassenfeind", "Arbeiterverräter", "Elons Speichellecker" sind einige der Beschimpfungen, die sich unter Kools Savas Instagram-Postings angesammelt haben. Der Rapper, der einen türkischen Vater und eine deutsche Mutter hat und in Berlin-Kreuzberg aufgewachsen ist, stammt laut eigener Aussage aus einem kommunistischen Elternhaus, er selbst habe links gewählt, entgegnete er einem Fan auf der Plattform. Doch gerade deshalb verübeln ihm viele den Auftritt bei Tesla. "Mehrere Dekaden lang stabil sein ist dann halt mit einem Sellout-Move ganz schnell ausgelöscht", heißt es in einem Kommentar.

Der Rapper macht sich laut eigener Aussage inzwischen selbst Vorwürfe. "Da hätte ich mich auf jeden Fall vorher schlaumachen müssen, dass sie da schon Beef mit den Gewerkschaften haben", sagte der 50-Jährige dem "Handelsblatt". Gleichzeitig hält er die Berichterstattung über seinen Auftritt für nicht korrekt. "Ich habe nicht gesagt: Kommt, wir rufen jetzt alle zusammen Elon, Elon, Elon. Also, ich bin überhaupt kein Fan von ihm", betonte er. Was er auf der Bühne gesagt habe, das sei nur auf die Show bezogen gewesen. Mehr möchte der Künstler dazu nicht sagen, zumindest nicht der Zeitung. Über seinen Anwalt forderte er die Redaktion auf, "jegliche direkte Kontaktaufnahme" zu unterlassen.

Quelle: ntv.de, ino

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