Kult-Figur im Münster-"Tatort"Mechthild Großmann schaut auf 23 Jahre am Set zurück

Als kettenrauchende Staatsanwältin im Münster-"Tatort" hat Mechthild Großmann viele Fans. Zum Abschied von ihrer Paraderolle erinnert sich die 76-Jährige auch an übergriffige Zeitgenossen, die sie zu einem Selfie zwangen. Einen Urlaub verbrachte die so Bedrängte ganz in ihrem Hotelzimmer.
Nach 23 Jahren ist Schluss: Am Sonntag, 7. Dezember, wird Mechthild Großmann im Münster-"Tatort" nicht mehr als ruppige und kettenrauchende Staatsanwältin Wilhelmine Klemm zu sehen sein. Warum ausgerechnet jetzt alle Medien des Landes bei Frau Großmann anklopfen, erstaunt die 76-Jährige: "Ich habe mir auf allen Bühnen dieser Welt die Knochen blau gehauen. Da hatte ich andere Aufgaben zu bewältigen, als nur zu sagen: 'Gute Arbeit, Thiel.'", sagt sie im Gespräch mit dem "Stern".
Drehtage in Münster hatte sie höchsten fünf im Jahr, den Rest der Zeit stand sie auf Theaterbühnen in Bremen, Bochum und Frankfurt, war mehr als dreißig Jahre lang Ensemblemitglied im Tanztheater von Pina Bausch, mit der sie eine innige Freundschaft verband: "Das große Glück meines Lebens war, dass ich Pina kennenlernte. Sie hat mir ein reiches Leben ermöglicht." Großmann weist aber auch auf die harten Seiten des Jobs hin: Ängste, Lampenfieber, körperliche Belastung: "Man muss jung sein und viel Kraft haben: Die langen Tourneen durch Europa und Südostasien waren körperlich wahnsinnig anstrengend. Wenn ich heute eine bestimmte Musik höre, habe ich wieder Rückenschmerzen."
"Etwas, das aggressive Momente hat"
Im Fernsehen war Großmann selten zu sehen, dennoch wurde ihre Verkörperung der Wilhelmine Klemm zur Kult-Figur im "Tatort"-Kosmos. Doch nicht immer, wenn sie in der Öffentlichkeit erkannt wird, sind das gute Erfahrungen. "Manchmal werde ich auch übergriffig angesprochen. Da hält einen jemand fest und der andere fotografiert. Das gab es nicht vor 20 Jahren, da hat sich etwas entwickelt, auch durch Selfies, das ganz aggressive Momente hat."
Einmal sei sie mit Schauspielkollegin und Theaterregisseurin Hannelore Hoger im Urlaub gewesen, in einem Hotel mit vielen deutschen Gästen. "Wir konnten nirgends hingehen, saßen nur auf unserem Zimmer. Schon beim Frühstück kam der Vorwurf von anderen Gästen: ,Warum grüßt Ihr nie?' Oder: ,Können wir uns heute Abend mal in der Bar treffen? Wir wollen ein bisschen über Boerne reden.' " Die Arbeit mit dem "Tatort"-Team wird ihr dennoch fehlen, sagt sie: "Unser Verhältnis ist in den 23 Jahren fast familiär geworden."