Hirn, Herz, Hingabe Mit einem Foto in ein besseres Leben
07.12.2017, 19:55 Uhr
Nico Klein-Allermann, Fotograf und Gründer von Art Meets Education, arbeitet selbst oft als Model.
(Foto: Gabo)
Wir machen ständig Fotos, gerne Selfies. Wir sammeln sie auf unseren Handys, zeigen sie stolz, lachend, wehmütig. Dass Fotos viel mehr bedeuten und erreichen können, das ahnen wir. Nein, das wissen wir. Im Idealfall verändern Fotos die Welt.
Für uns ist es so selbstverständlich: Die Kinder müssen zur Schule. Jeden Morgen dasselbe Drama aus verschlafen, schnell frühstücken, Hausaufgaben vergessen, Schal nicht gefunden. Man könnte oft meinen, die Kinder gingen gar nicht gerne zur Schule. Erst später werden sie sich wehmütig an diese Zeit zurückerinnern. In anderen Ländern sieht das ganz anders aus: Da würden Kinder gerne zur Schule gehen. Denn ihre "Alternative" zur Schule bedeutet, dass sie arbeiten müssen, oft auf der Straße. Als Verkäufer, als Bettler, als Dieb - kein kindgerechtes Leben. Fotograf und Model Nico Klein-Allermann, der seine Ferien mit der Familie auf den Philippinen verbrachte und bereits als Kind die Fotografie liebte, hat sich zum Ziel gesetzt, den Kindern zu helfen, die keine Chance haben. Und so hat er das großartige Projekt "Art Meets Education" (AME) ins Leben gerufen.
"Art Meets Education e.V" ist eine junge Organisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, das kreative Potenzial von Kindern aus finanziell benachteiligten Familien zu fördern. Durch die Mitglieder von AME, die sich als Kunstvermittler und Hilfsorganisation verstehen, erhalten Kinder innerhalb eines Projektrahmens die Möglichkeit, eigenständig Kunst zu kreieren. Der Verkauf der Werke erzeugt die finanziellen Mittel für ihre Schulausbildung.
Nico Klein-Allermann, der durch die philippinische Herkunft seiner Mutter eine tiefe Verbundenheit zu diesem Land hat, realisierte das erste Projekt in Manila. Sein Sinn für Gerechtigkeit, der Glaube an die naive Kreativität von Kindern und seine Leidenschaft für Fotografie wurden zu seiner Triebfeder. Fantasie, Ehrlichkeit und die Freiheit, von gesellschaftlichen Werten und Strukturen unbeeinflusst zu denken und zu handeln, macht Kinder grundsätzlich zu großartigen Künstlern. Das Potenzial der Kinder in Manila wird im Falle von "Art Meets Education" zum Erfolgsschlüssel für die Teilhabe an Bildung.
Kunst gemacht von Kindern - der Mehrwert von Fotografie
In vielen Entwicklungsländern sind Schulen staatlich finanziert. Den Eltern fehlt es häufig, neben einem Grundverständnis für die Wichtigkeit von Bildung, an den finanziellen Mitteln für Schulmaterialien, Schuluniformen, Mittagessen, Bücher und Fahrtkosten. AME ermöglicht es, diese Anforderungen zu decken. Das Projekt stellte im Jahr 2016 für sieben Kinder die ersten notwendigen Weichen für ihre Schulbildung bis zum Highschool Abschluss.
Auf der "artconnection Münster" können zehn dieser Arbeiten, gerahmt, handsigniert und limitiert auf eine Edition von fünf, sowie Poster und Postkarten von Kunstinteressierten gesehen und erworben werden. Nähe zum Künstler hat für AME Priorität. Die Ausstellung wird daher um Interviews der Kinder ergänzt. Der Verkauf einer Fotografie, dessen Erlös zu 100 Prozent in die Bildung fließt, kann einem Kind zu mehr als zwei Jahren Schulbildung verhelfen.
Kunst erfüllt das Leben durch Emotionen und Geschichten. Kunst schafft Sinn. Doch ist es möglich, dass Kunst Bildung schafft?
AME muss wachsen, denn das Projekt vereint Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit: Hilfe, Förderung und Unterstützung sind langfristig. Eine intensive langjährige Betreuung bis zum Ende der Schullaufbahn erfolgt durch die ortsansässigen Mitglieder. Das Projekt in Manila war der erste Meilenstein, der gemeinsam mit Sponsoren und kunstinteressierten Käufern erzielt werden konnte. Diesen November erhalten weitere zehn Kinder die Chance an der Projektteilnahme. "Art Meets Education" hat es geschafft, ein Fundament zu bilden. Die Vision des Vereins ist es, parallel laufende Projekte in andere Nationen und Länder auszuweiten.
Für AME ist Fotografie nicht nur ein Finanzierungsmittel, sondern auch ein Medium für Emotionen. Dieses Projekt bietet Raum für eigenständiges Denken und Arbeiten, um eigene Fähigkeiten und das Vertrauen in sich selbst zu stärken. Etwas, an dem wir hier, in unseren Breiten, beständig für unsere Kinder arbeiten. Wenn wir unsere Kinder aufklären, dass diese Welt nur funktionieren kann, wenn es den anderen Kindern ähnlich gut geht wie ihnen, dann haben wir ein großes Stück erreicht. Denn wenn unsere Kinder sehen, wie das Leben der anderen, zum Beispiel in den Slums aussieht, dass sie kein eigenes Zimmer, kein Handy, nicht einmal einen Fußball haben, dann setzt die Empathie der Jüngsten ein. Dann interessieren wir sie für das Leben der anderen, und dann können wir starten, das Leben derer, die es nicht so gut haben, mit Hilfe zur Selbsthilfe umzugestalten.
"artconnection Münster" läuft vom 8. bis 10. Dezember.
Für weitere Informationen besuchen Sie bitte die Homepage und den Onlineshop von AME.
Spendengelder für die Anschaffung der erforderlichen Materialien wie Filme und Fotoequipment fördern die Umsetzung weiterer Projekte. Möchten auch Sie die Kinder auf den Philippinen unterstützen? Nehmen Sie jederzeit Kontakt mit "Art Meets Education" auf.
Quelle: ntv.de