Phänomen Taylor Swift Mit ihr leiden wir am liebsten mit
22.04.2024, 17:54 Uhr Artikel anhören
Taylor Swift trifft uns ins Herz.
(Foto: picture alliance / empics)
Taylor Swift verarbeitet auf ihrem neuen Album "The Tortured Poets Departement" öffentlich ihren Trennungsschmerz. Das wird ihr wieder viele neue Fans einbringen - auch weit jenseits der 30. Wenn sie von bösen Jungs und ihrem gebrochenen Herzen singt, sind wir schließlich alle plötzlich ein bisschen Taylor Swift.
"And I don't even want you back, I just want to know if rusting my sparkling summer was the goal? And I don't miss what we had but could someone give a message to the smallest man who ever lived?"
Nein, vom "Conscious Uncoupling", wie Gwyneth Paltrow die angeblich freundschaftliche Trennung von ihrem Ex-Mann Chris Martin medienwirksam genannt hat, hält Taylor Swift offensichtlich nichts. Wut und Herzschmerz nach einem Liebes-Aus müssen raus - und die ganze Welt darf und soll ihr beim Leiden zuhören. Schon früher mussten sich ihre berühmten Ex-Freunde wie John Mayer, Jake Gyllenhaal oder Harry Styles warm anziehen, wenn die inzwischen 34-Jährige neue Musik auf den Markt gebracht hat. Denn nur zu gerne verarbeitet Swift Liebeskummer wie auch Liebesglück musikalisch. Jetzt hat die US-Sängerin ihr 11. Studioalbum "The Tortured Poets Department" veröffentlicht - und richtet darauf ein (Herz-)Blutbad von geradezu biblischen Ausmaßen an. Mit gestochen scharf formulierten Texten seziert sie auf TTPD ihre sechsjährige Beziehung mit Schauspieler Joe Alwyn und ihre wilde Sommerromanze mit The-1975-Sänger Matty Healy. Ganz nebenbei disst sie noch ihre Lieblingsfeindin Kim Kardashian.
Namen nennt Swift auf dem Album keine, aber die Swifties, ihre treue Fangemeinde, hat längst analysiert, wen sich ihr Idol in den 31 Songs jeweils vorknöpft. Sollte sich hier gerade jemand fragen, wer der oben bereits erwähnte "kleinste Mann, der je gelebt hat", ist, der Swift ihren "strahlend schönen Sommer" gründlich vermiest hat: Grüße gehen raus an Matty Healy, der den zweifelhaften Ruhm genießt, angeblich die Inspiration für die meisten Songs auf TTPD geliefert zu haben. Und das, obwohl Swift und er nur eine kurze wilde Affäre gehabt haben sollen. Pech (oder Glück?) für Joe Alwyn. Er kam - trotz sechs Jahren Beziehung - leidlich glimpflich davon. Zumindest musikalisch gesehen.
Liebeskummer kennt kein Alter
Swifts offen zur Schau getragene Verletzlichkeit ist nicht nur selbstheilend, sondern auch ein Grund für ihren weltweiten Erfolg. "Ich bin wie ihr", scheint sie den Swifties weltweit zu sagen, "ich mache Fehler, ich verliebe mich in die falschen Männer, mein Herz wird gebrochen - auch, wenn ich Milliarden auf dem Konto habe". Liebe kann man halt nicht kaufen. Herzschmerz wird in jeder Sprache verstanden - und in jeder Altersgruppe. Während sie sich musikalisch heilt, heilt sie auch ihre Fans ein bisschen mit. Was nicht nur erklärt, warum Swifties der ersten Stunde ihrem Idol bis heute treu geblieben sind, sondern auch, warum ihre stetig wachsende Follower-Gemeinde inzwischen auch aus vielen Neuzugängen jenseits der 30 besteht. Ob 15 oder 50 - eine Trennung schmerzt halt immer.
Während ein Titel wie "Teardrops On My Guitar" aus dem Jahr 2007 noch Anmutungen von Tagebuch-Lyrik eines unglücklich verliebten Teenies hatte, hat es Swift in aktuellen Songs wie "My Boy Only Breaks His Favourite Toys" längst drauf, gleichermaßen pointiert wie poetisch mit ihren Ex-Partnern ins Gericht zu gehen. Übrigens auch mit sich selbst. Was hätte man darum gegeben, Trauer, Wut, Schmerz, Selbstzerfleischung und im besten Fall Erkenntnis bei eigenen Trennungen in so perfekte Worte packen zu können wie Swift. "Der kleinste Mann, der je gelebt hat"? Sieben kleine Worten mit ganz großer Bedeutung. Vermutlich lesen sich sogar Swifts WhatsApp-Nachrichten an den Ex, spätnachts im angetrunkenen Zustand geschrieben, noch wie reinste Poesie.
Und wer je versucht hat, einer guten Freundin zu erklären, warum man immer noch mit diesem Voll-Horst zusammen ist, der einfach nicht beziehungsfähig ist: schlag nach bei Swift. Sie erklärt in Songs wie "I Can Fix Him (No Really I Can)", wie Liebe aus uns allen Deppen machen kann. Und dass man aus Fehlern manchmal einfach nicht lernt. Aber jeder Schmerz endet irgendwann. Eine irgendwie beruhigende Erkenntnis, für die man eben nie zu alt ist. Ob nun mit 15 oder 50.
Erst die Rache, dann die Befreiung
Niemand könnte das natürlich besser sagen als Swift selbst. Sie schreibt zu TTPD bei Instagram: "Dieser Abschnitt im Leben der Autorin ist nun vorbei, das Kapitel ist abgeschlossen und verriegelt. Es gibt nichts mehr zu rächen, keine Rechnungen mehr zu begleichen, wenn die Wunden verheilt sind. Und bei näherem Nachdenken stellte sich heraus, dass eine ganze Reihe von ihnen selbst zugefügt worden sind. Diese Autorin ist der festen Überzeugung, dass unsere Tränen in Form von Tinte auf einem Blatt heilig werden. Wenn wir unsere traurigste Geschichte erzählt haben, können wir uns von ihr befreien."
Quelle: ntv.de