Psychiatrische Klinik aufgesucht Dieter Hallervorden offenbart Suizidgedanken
12.10.2022, 14:26 Uhr
Inzwischen soll er wieder voller Tatendrang sein: Dieter Hallervorden.
(Foto: picture alliance/dpa)
In der Öffentlichkeit gibt er zumeist den Komiker. Doch in seinem Inneren taten sich vor nicht allzu langer Zeit tiefe Abgründe auf. Das verrät Dieter Hallervorden nun in einer aktualisierten Biografie. Schuld daran sei auch der Missbrauch eines Medikaments gewesen.
Dieter Hallervorden hat mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung gekämpft. In der aktualisierten Biografie "Hallervorden. Ein Komiker macht Ernst" von Tim Pröse spricht der Schauspieler das erste Mal über sein lang gehütetes Geheimnis.
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"Mir ging es eine Zeit lang nicht gut. Und deswegen ließ ich mich in eine Klinik einweisen. Ich hatte damals einfach zu viele Selbstmordgedanken", zitiert Pröse den 87-Jährigen in der Neuauflage, die am Donnerstag erscheint. "Diese Suizidgedanken zogen mich eines Tages länger und tiefer herunter, als ich das ohnehin schon gewohnt war."
Akut sei dies vor einem Jahr geworden, heißt es. "Seine Frau Christiane und sein bester Freund suchten damals eine psychiatrische Klinik für ihn aus. Hallervorden sagte alle Termine für die nächsten Wochen ab, packte seinen Koffer und zog 21 Tage in das Krankenhaus", ist im Buch zu lesen.
"Ging nicht mehr so weiter"
Hallervorden erzählte Pröse von einem Schlafmittel, "das er 30 Jahre lang und leider viel zu oft genommen hatte. Dabei stand schon von Beginn an auf dem Beipackzettel, dass man dieses Medikament keinesfalls länger als sechs Wochen nehmen sollte." Irgendwann habe sich Hallervorden eingestanden, "dass ihn dieses Mittel nicht mehr beruhigte, sondern krank machte".
Die Alarmzeichen seien immer deutlicher geworden. "Es ging nicht mehr so weiter. Ich konnte nicht mehr so leben", sagte Hallervorden laut Pröse. Im Herbst 2021 habe der Komiker seiner Frau Christiane offenbart, "was für ein Abgrund sich in ihm aufgetan hatte und wie dunkel es in seiner Seele war". Den wichtigsten Schritt sei er dann allein gegangen: "Er gab in der Klinik in Berlin-Charlottenburg zum ersten Mal in seinem Leben seine Tabletten ab. Natürlich auch seine Zigaretten."
Die Ärztinnen der Klinik hätten nach einem Ersatzstoff gesucht, der nicht abhängig mache, schreibt Pröse weiter. Außerdem habe Hallervorden in der Klinik unter anderem zu meditieren gelernt und "dass man seinem Atem folgt". Wie ihm das gelinge, verriet der 87-Jährige auch: "Indem ich Christianes Atem folge, die immer sehr schnell einschläft, wenn sie nachts neben mir liegt. Das klappt sehr gut. Ich lege mich in ihre Arme, schmiege mich an sie und übernehme ihren Atemrhythmus - ihre tiefen, ruhigen, gleichmäßigen Züge."
"Er rennt durch sein Leben"
Heute sei Dieter Hallervorden "voller Tatendrang", sagt Pröse im Interview. Er habe "gerade sein drittes Theater eröffnet, diesmal in seiner Geburtsstadt Dessau. Und er will immer mehr. Er rennt durch sein Leben."
Über die Zeit in der Klinik heißt es im Buch: "Die Experten entwarfen für ihren Patienten einen neuen Lebensstil." Für Außenstehende sei eine Veränderung anschließend "eher nicht" zu sehen gewesen, sagt der Autor. Hallervorden habe das lange gut geheim gehalten. "Es ist ja auch nicht einfach, dass ausgerechnet ein Mann, der immer alle zum Lachen bringt, nun in unserem Buch gesteht, dass er manchmal nicht mehr leben wollte."
Vom Rampenlicht ins Dunkle
Hallervorden habe ihm das anvertraut, "weil ich ihn nun schon fünf Jahre lang begleite und auch mit ihm auftrete", sagt Pröse und ergänzt: "Mich interessiert am meisten der Mensch Hallervorden - mit seiner verwundbaren und oft wehen Seele. Und so fragte ich ihn eines Nachts, wie es ihm denn nun wirklich geht. Dieser Mann kämpft mit den Depressionen eines Künstlers, der immer alles von sich gibt. Und deswegen regelmäßig ins Dunkle kippt, nach der Zeit im Rampenlicht."
Vor einem Jahr aber habe sich dies zugespitzt und sei lebensgefährlich geworden, so Pröse. Indem Hallervorden nun darüber spreche, wolle er "den Menschen Mut machen, sich zu öffnen und das, was sie bedrückt, zu besprechen, statt es zu verschweigen".
Quelle: ntv.de, vpr/spot