"Ich führte ein Doppelleben" "One Tree Hill"-Star war jahrelang in Sekte
16.10.2024, 11:25 Uhr Artikel anhören
Hatte irgendwann keine Kontrolle mehr über ihr Leben und ihre Finanzen: Schauspielerin Bethany Joy Lenz.
(Foto: IMAGO/Depositphotos)
Über eine Bibelstunde lernt Bethany Joy Lenz Anfang der 2000er einen zwielichtigen Pastor kennen. Ehe sie es sich versieht, ist die "One Tree Hill"-Darstellerin Mitglied einer ultrareligiösen Sekte. Über ihre Zeit mit der Gruppe und ihren Ausstieg spricht die 43-Jährige nun in einem Interview.
Anfang der 2000er-Jahre hatte Bethany Joy Lenz alles, wovon die meisten Menschen nur träumen können: Mit gerade einmal 22 Jahren ergatterte sie 2003 die Hauptrolle in der US-Serie "One Tree Hill", die sich bis 2012 zu einer der meistgesehenen Coming-of-Age-Shows entwickeln sollte. Doch wie die Schauspielerin nun im Gespräch mit dem "People"-Magazin verrät, habe sie während der Dreharbeiten "ein Doppelleben" geführt. Demnach habe sie ein Jahrzehnt in einer Sekte verbracht.
Als sie mit Anfang 20 Jahren nach Los Angeles gezogen war, um ihre Schauspielkarriere voranzutreiben, sei sie zu einer Bibelstunde gegangen, so die mittlerweile 43-Jährige. Zu Beginn habe sich die Gruppe noch angefühlt wie "Wasser in der Wüste". "Wir sehnen uns nach dieser Art von Intimität", erklärt sie. "Ich war schon immer auf der Suche nach einem Ort, an dem ich dazugehöre". Sei sie als evangelische Christin aufgewachsen. Ihre Eltern seien zwar "wundervolle Menschen" gewesen, hätten sich aber "mit vielen eigenen Dingen auseinandersetzen" müssen", berichtet sie vage. Als Lenz 16 war, ließen sich ihre Eltern scheiden.
Die Bibelgruppe sei wie ein "Anker" für sie gewesen. "Die Vorstellung, dass jemand da draußen sagt: 'Egal, was du tust oder wie schlecht du dich benimmst oder welche dummen Entscheidungen du triffst, ich liebe dich immer noch und bin für dich da'". So sei es gekommen, dass sie sich dieser kleinen, ultrachristlichen Runde zutiefst ergab.
"Und dann hat es sich einfach verändert"
Als ein Gastpastor, den Bethany Joy Lenz gegenüber dem "People"-Magazin "Les" nennt und der die Bibelstunde irgendwann leitete, die Teilnehmer davon überzeugt habe, nach Idaho in ein großes Haus zu ziehen und dort in einer kleinen, kommunalen Umgebung zu leben, habe sie zunächst nichts Ungewöhnliches daran gefunden. "Es sah noch normal aus", so die Schauspielerin. "Und dann hat es sich einfach verändert." Doch da sei sie schon zu tief drin gewesen, um es zu bemerken. "Außerdem war ich so jung", fügt sie hinzu. Les habe schließlich ihre Karriere, ihre Lebensentscheidungen und auch ihr Bankkonto kontrolliert.
Die Tatsache, dass sie einer Sekte angehörte, sei ihren "One Tree Hill"-Kollegen Sophia Bush, Chad Michael Murray und Hilarie Burton nicht entgangen. "Ich konnte es an ihren Gesichtern sehen", sagt Lenz. Ihr Co-Star Craig Sheffer habe ihr dies auch unverblümt gesagt. Doch Lenz habe sich mit dem Gedanken gerechtfertigt, dass sie lediglich Zugang zu einer Beziehung zu Gott habe, wie alle Menschen ihn sich wünschten, aber nicht wüssten, wie sie ihn bekommen können.
Erst 2012, ein Jahr nach der Geburt ihrer Tochter, die sie mit ihrem Ehemann, Musiker und Sektenmitglied Michael Galeotti, bekommen hatte, habe sie eingesehen, worin sie verwickelt worden war. Der Absprung sei schwer gewesen: "Es stand so viel auf dem Spiel", sagt sie. "Sie waren meine einzigen Freunde. Ich war in diese Gruppe eingeheiratet. Ich hatte mein ganzes Leben darauf aufgebaut. Wenn ich zugeben würde, dass ich falsch lag ... würde alles andere zusammenbrechen." Nach ihrem Ausstieg habe sie ganz von vorne anfangen müssen und nach all der Zeit, in der sie für "One Tree Hill" gearbeitet hatte, finanziell kaum etwas vorzuweisen gehabt.
Quelle: ntv.de, lpe