"Dekadenz" und "nichts Gutes" Sarah Kuttner knöpft sich Klumlitz vor
06.09.2019, 14:33 Uhr
Vom Geschenk für Klum etwas entsetzt: Sarah Kuttner.
(Foto: Imago)
Sie ist Moderatorin, Autorin und Journalistin. Und Ost-Berlinerin. Als solche stößt es Sarah Kuttner bitter auf, dass Tom Kaulitz seiner frisch angetrauten Ehefrau Heidi Klum ein Stück der Berliner Mauer für den Vorgarten geschenkt hat. "Bin ich zu pingelig?", fragt sie.
Was schenkt man jemandem, der schon alles hat und eigentlich nichts mehr braucht? Pralinen? Eine Flasche Wein? Einen Geschenkkorb? Ja, vielleicht auch das. Oder aber ein Stück der Berliner Mauer. Jedenfalls dann, wenn es um Heidi Klum geht.
Dass ihr frischgebackener Ehemann Tom Kaulitz ihr eben jenes wenig bescheidene Präsent gemacht hat, dokumentierte Klum Mitte dieser Woche auf ihrer Instagram-Seite. In einem Video ist zu sehen, wie das tonnenschwere Teil mit einem Schwerlasttransporter angeliefert, von einem Kran abgeladen und schließlich vor Heidis Hütte drapiert wird.
Natürlich hat Kaulitz dabei für seine Liebste nicht irgendein betongraues Segment erstanden. Nein, das Mauerstück, mit dem er bei seiner Gattin punkten wollte, zieren beidseitig bunte Graffitis. Mit anderen Worten: Es wurde zumindest auf einer Seite nachträglich angepinselt. Denn im Osten sah die Mauer nirgends so aus.
Klum gerät ins Philosophieren
Klar ist, dass sich der Tokio-Hotel-Musiker seine "kleine" Überraschung so einiges kosten ließ. Im Internet werden vergleichbare Exponate für 10.000 oder aber auch 15.000 Euro angeboten. Bei Klum traf der seit wenigen Tagen 30-Jährige damit offenbar voll ins Schwarze. "Mein Mann wurde auf der Ost-Berliner Seite hinter der Mauer geboren, vier Wochen bevor sie gefallen ist. Dies ermöglichte ihm, in einem anderen Deutschland aufzuwachsen als dem, in dem seine Eltern groß geworden waren. Er konnte Freiheit und Freude und Kreativität und Kunst und Hoffnung erfahren. Ich werde jeden Tag auf dieses schöne Exponat in meinem Garten schauen, im Wissen, dass Mauern nicht gebaut, sondern eingerissen werden müssen", philosophierte sie über das Geschenk bei Instagram.
Etwas peinlich ist dabei, dass Klum offenbar den Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober und das Datum des Mauerfalls am 9. November verwechselt. Tatsächlich wurde der am 1. September in Leipzig zur Welt gekommene Tom Kaulitz nämlich mehr als zwei Monate vor der Maueröffnung geboren.
"Und jetzt vor Heidis Haus?"
Das jedoch scheint Sarah Kuttner weniger übel aufzustoßen als der Umstand an sich, dass Klum jetzt ein Original-Überbleibsel des einstigen DDR-Grenzwalls im Vorgarten stehen hat. Die in Ost-Berlin aufgewachsene Moderatorin, Autorin und Journalistin ergriff bei Twitter das Wort, um ihrer Verwunderung über das sicher liebevoll gemeinte Geschenk von Kaulitz Ausdruck zu verleihen.
"Bin ich zu pingelig?", fragt die 40-Jährige rhetorisch. "Aber, von der Dekadenz mal ganz abgesehen: an dieser Mauer wurde geweint, patrouilliert, geschossen und gestorben. Sie steht für nichts Gutes. Und jetzt vor Heidis Haus? Ich kriege es einfach nicht überzeugend positiv gedreht", fügt sie hinzu.
Gespaltene Meinungen
Die Meinungen zu Kuttners Post gehen dabei ebenso auseinander wie die zu Klums neuer Garten-Dekoration. Viele geben der Ost-Berlinerin recht, andere raten dagegen zu einem entspannteren Umgang in der Angelegenheit.
Man könne das Teilstück der Mauer schließlich auch als Symbol für Aufbruch, Durchbruch, Wiedervereinigung und die Überwindung der deutsch-deutschen Teilung sehen, meint etwa ein Nutzer. Am Ende bleibt die Interpretation aber jedem selbst überlassen.
Quelle: ntv.de, vpr