Deutsche Wurzeln waren peinlich So kamen die Windsors zu ihrem Namen
17.07.2017, 15:10 Uhr
Mit dem Namen von Prinz Philip ist der Nachname der heutigen Windsors zu "Mountbatten-Windsor" geworden.
(Foto: imago/Paul Marriott)
Prinz William und Herzogin Kate bereisen mit ihren Kindern zum ersten Mal ganz offiziell Deutschland. Dabei ist das Datum der Reise wohl nicht zufällig gewählt. Es markiert den Tag, an dem sich die Windsors vor hundert Jahren ihres deutschen Namens entledigten.
Die Deutschland-Reise von William und Kate in dieser Woche ist auch ein Besuch in der Heimat der Vorfahren des Prinzen: Denn seit 1714 sitzen Monarchen mit deutschen Wurzeln auf dem englischen Thron. Vor genau 100 Jahren, am 17. Juli 1917, gab das britische Königshaus den angestammten und deutsch klingenden Namen "Saxe-Coburg-Gotha" auf und wurde zu "Windsor"
Warum wollten die Briten damals von ihrem Namen nichts mehr wissen?
Während des Ersten Weltkriegs missfiel vor allem der deutschfeindlichen Presse der Name der Dynastie. Premierminister David Lloyd George soll König George V., den Großvater der heutigen Queen, als "meinen kleinen deutschen Freund" betitelt haben. Der schimpfte zwar: "Ich will verflucht sein, wenn ich ein Ausländer bin", änderte aber am 17. Juli 1917 den Namen von Dynastie und Familie in "Windsor", benannt nach dem gleichnamigen Schloss westlich von London. Auch der betroffene Adel musste auf seine deutschen Titel verzichten und die Namen anglisieren.
Wie kommt es überhaupt, dass ein weitgehend politisch unbedeutendes Adelsgeschlecht die britischen Monarchen stellt?
Das liegt an Queen Victoria, die zwischen 1837 und 1901 Herrscherin über das Weltreich war. Sie selbst war eine direkte Nachfahrin von Georg I., der 1714 als Kurfürst von Hannover in Personalunion auch den Königsthron in London bestieg und so die Regentschaft des Welfenhauses auf der Insel begründete. Durch ihre Heirat mit Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha legte Victoria den Grundstein für dessen Geschlecht auf den Britischen Inseln, denn ihr Sohn Edward VII. gehörte gemäß Tradition dem Haus seines Vaters an.
Wie reagieren seinerzeit die Verwandten in Deutschland auf die Namensänderung in Windsor?
Für den deutschen Kaiser Wilhelm II. - wie George V. ein Enkel Victorias - war das Ganze offensichtlich eine Farce. Er soll gespottet haben, er werde künftig das Shakespeare-Stück "Die lustigen Weiber von Windsor" im Deutschen Reich unter dem Titel "Die lustigen Weiber von Sachsen-Coburg-Gotha" aufführen lassen.
Also heißen die Royals heute alle Windsor?
Nicht ganz. Das Königshaus heißt zwar offiziell Windsor, doch findet auch die Herkunft von Königin Elizabeths Mann Philip Beachtung im Nachnamen ihrer eigenen Nachkommen. Wenn also einmal zum Beispiel auf einem Formular der royale Titel nicht ausreicht und der Familienname gefragt ist, würde da Mountbatten-Windsor stehen. Das war zum Beispiel der Fall bei der Heirat von Tochter Anne und Mark Philips im Register der Westminster Abbey. Mountbatten ist übrigens auch 1917 anglisiert worden - vom hessischen Geschlecht der Battenbergs.
Herrschen heute noch Könige aus dem Haus Sachsen-Coburg und Gotha?
Ja, aber nur in Belgien. Leopold I. wurde 1831 der erste König der Belgier. Seit 2013 sitzt Philippe auf dem Thron. Auch die früheren Könige von Portugal und Bulgarien gehörten dem Haus an.
Quelle: ntv.de, dpa