"Polizeiruf 110" im Schnellcheck Tödliche Landpartie in Rostock
01.01.2017, 21:44 Uhr
Bis zum nächsten Fall dauert es immer viel zu lange!
(Foto: dpa)
Die Biedermänner von Bassow sind entsetzt: Zwei ehemalige Sexualstraftäter sind ins Dorf gezogen. Am Ende haben fast alle Blut an den Händen und Kommissarin König kommt nur knapp mit dem Leben davon, denn: "Angst heiligt die Mittel".
Das Szenario
Das Dörfchen Bassow bei Rostock ist in Aufruhr. Ausgerechnet zu ihnen zieht es die beiden Sexualstraftäter Martin Kukulies (Markus John) und Peter Buschke (Maciej Sakanib) nach deren Entlassung. "Kinderficker raus" sprühen sie nachts auf das Haus der Ex-Häftlinge und als schließlich eine Obdachlose, vergewaltigt und misshandelt, tot auf einer Parkbank gefunden wird, ist der Fall für die Bassower klar: Einer der beiden Ex-Knackis muss es gewesen sein. Katrin König (Anneke Kim Sarnau) und Alexander Bukow (Charly Hübner) sehen die Dinge etwas anders, auch wenn kurz darauf mit Buschke einer der beiden Verdächtigen Selbstmord begeht und der andere, Kukulies, plötzlich verschwunden ist. Als der wieder auftaucht, nehmen die Ereignisse einen dramatischen Verlauf, in deren Folge Kukulies einen Jungen aus dem Dorf entführt und Katrin König denkbar knapp einer Vergewaltigung entkommt.
Die eigentliche Botschaft
Den WDR-Tatort "Sturm" richtigerweise aufgrund von Parallelen zum Terroranschlag von Berlin zu verlegen - das ist wohl die eigentliche Botschaft. Was den Fall selbst angeht, trägt die Geschichte die eine Hälfte der Wahrheit ja bereits im Titel. Angst heiligt die Mittel - das mag stimmen, was den Antrieb der agierenden Personen angeht. Legitimiert werden die Taten des Heiner Bockmann (Markus Gertken) natürlich keineswegs, auch der Aufwand, mit dem er die Tat konstruiert, kommt dramaturgisch ein wenig überdreht daher.
Darüber wird in der Mittagspause geredet
Ganz sicher über die kaum zu ertragende Beinah-Vergewaltigungsszene am Ende des Films, als Katrin König bis zum Äußersten gehen muss, um sich der Attacke von Kukulies zu erwehren. Ein kurzer Gedanke am Rande: Als der entführte Junge schließlich neben dem blutenden Verbrecher liegt, dem er am Ende dann doch noch seine Rettung verdankt: Ist das zu weit hergeholt oder erinnerte das tatsächlich ein wenig an den dritten Fall von Kalle Blomquist, in dem der kleine Rasmus Freundschaft mit seinem Entführer, dem gutmütigen, aber etwas tumben Nicke schließt?
Der Plausibilitätsfaktor
In punkto Krimi gilt: Selbstjustiz ist immer eine plausible Option. Auch wenn die Konstruktion dieser Versuchsanordnung - Stichwort Bierflasche mit Fingerabdrücken - schon etwas over the Top zusammenfantasiert erscheint. Und der Bogen vom Fall um die Dorfgemeinschaft hinein ins Milieu polnischer Kinderhändler nicht vollends stimmig wirkt.
Die Bewertung
7,5 von 10 Punkten. Ein guter Start ins Krimijahr 2017. Tightes Entertainment Marke Bukow und König, verlässlich spannend, toll gespielt und bis zum nächsten Fall dauert es immer zu lang.
Quelle: ntv.de