"Verdammte Schei*de" oder so Unsere Erde ist eine Scheide! Echt!
02.12.2016, 14:09 Uhr
Aus dem Mädchen mit der Mütze wird eine Powerfrau à la Adele. Versprochen!
Ja, wir Frauen stellen uns immer ein bisschen an mit unserer, äh, Mitte, äh, zwischen den Beinen, unserer Vagina. Nichts wird ihr gerecht, und so eiern wir herum zwischen Pussy und Muschi, dabei ist es ganz einfach, weiß Giulia Becker.
Sie sieht ein bisschen aus wie Adele, und ihre Stimme ist gar nicht mal so übel. Früher war sie dünn, aber seit sie Gag-Schreiberin bei Jan Böhmermann ist (an und für sich schon ein Witz!) ist sie aus dem Leim gegangen. Das liegt am täglichen Gedisse ihrer Kollegen, die sie nicht ernst nehmen, wenn sie mal lustig ist. Dann muss sie frustfressen. Und doch hat die Ex-Poetry-Slammerin Giulia Becker sich Gedanken gemacht, wer oder was wohl wirklich schuld an ihrem Schlamassel sein könnte.
Und gerade als sie sich dachte: "Mensch, daran scheiden sich ja die Geister", da fiel es ihr wie Schuppen aus den Haaren: Schuld ist ihre Scheide! Eigentlich ein schönes Lied, wenn es das nicht schon in der Version "Schuld war nur der Bossanova" geben würde! Egal, Schwamm drüber, denn die "Vagina Burana" gab es ja auch schon, und so hat sie sich ans Klavier gesetzt, den Glitzerfummel angezogen und getextet.
Becker singt - und untermalt wird das Ganze von einem wirklich gelungenen Video, in dem unter anderem Ina Müller, Katrin Bauerfeind, Nora Tschirner oder Olivia Jones als Gaststars auftreten. Die von Bundeskanzlerin Angela Merkel zur Perfektion gebrachte "Raute" in "Verkehrtrum" benutzen die Frauen dabei als Zeichen für ihr weibliches Geschlechtsmerkmal und lösen damit so etwas wie eine Rebellion aus.
Und der Text hat sich gewaschen! Alle Klemmis müssen jetzt stark sein, denn das Wort Scheide kommt in dem Song ungefähr 300 Mal vor, und wer schon immer Probleme hatte, das Ding südlich vom Bauchnabel einer Frau korrekt zu benennen, der sollte sich den Song schon alleine aus Therapiezwecken mal genüsslich auf den Lippen zergehen lassen. Ach nee, Mist, das heißt eigentlich "auf der Zunge zergehen lassen", oder? Egal, versendet sich, wir reden trotzdem weiter über Giulia Becker, die mit ihrem Song "Verdammte Schei*e" voll ins Schwarze trifft *muaah-muaah* und den Alltagssexismus, dem frau sich täglich so ausgesetzt sieht, schön durch den Kakao zieht.
Worüber wurde noch nie ein Witz gemacht?
Sie sagen, das ist doch Quatsch, Frauen sollen sich nicht so anstellen? Spätestens nachdem Jan Böhmermann keine Witze mehr über türkische Staatspräsidenten machen darf, hat er sich ein nächstes Opfer ja dringend suchen müssen, und was bietet sich da besser an als "Frauen"?
In dem speziellen Fall die eine Frau, die als einzige unter Männern zu seinem Gag-Schreiber-Team gehört und die von den Kollegen entweder als "stämmig" bezeichnet oder gleich komplett ignoriert wird. Das ist natürlich volle Absicht und die Steilvorlage im "Neo Magazin Royale" dafür, Giulias Eigenkomposition zum Besten zu bringen.
In "Verdammte Schei*e" nun kann die Autorin endlich ihre Gefühle verstoffwechseln, und beweist, dass sie a) eine dolle Stimme hat und b) wohl nicht umsonst im Team Böhmermann arbeitet, wenn auch quasi unbemerkt von den Herren der Schöpfung und schlechter bezahlt ...
Denn Giulia Becker weiß - und singt - warum ihr einfach nichts gelingt: Keine Karriere im Fernsehen, kein Platz im Fußball-Stadion, zu wenig Kohle, wer hat an der Uhr gedreht und ein Maschinenbaustudium war auch nicht drin - alles nur wegen ihrer Scheide. Sie fragt sich: "Wovor haben die alten weißen Männer Angst?" Antwort: "Eine Scheide." "Worüber wurde noch nie ein Witz gemacht? Antwort: "Eine Scheide. Denn: "Es ist egal wie viel ich leide, schuld ist meine Scheide."
Ja, da kann man sich jetzt mal Gedanken drüber machen, mitsingen und vor allem: nachsprechen. Scheidescheidescheide ... die Entscheidung, wie Sie mit diesem Thema zukünftig umgehen wollen, liegt ganz bei Ihnen.
Mehr unter dem Hashtag #scheiden.
Quelle: ntv.de