Unterhaltung

Corona, Krise, Kunst Wie ein Musiker die Auszeit nutzt

Zwangsentschleunigung als Chance: Emanuel Hauptmann hofft, bald wieder "Back in Town" zu sein.

Zwangsentschleunigung als Chance: Emanuel Hauptmann hofft, bald wieder "Back in Town" zu sein.

(Foto: Dovile Sermokas)

Emanuel Hauptmann ist ein absoluter Profi, er wirkt immer so, als hätte er die Ruhe weg. Sei es in kleinen Jazz-Clubs oder bei großen Auftritten, sei es bei Aufnahmen für andere Künstler oder mit seiner eigenen Band, den "Trionauts". Wenn er sich die Seele aus dem Leib drummt, dann kann man sehen: Das ist seine natürliche Umgebung. Momentan muss er die Füße stillhalten, wie Millionen anderer Menschen auch. Aber was, wenn nichts reinkommt in die Haushaltskasse? Im Gespräch mit ntv.de kommt zumindest heraus, dass er - noch - grundoptimistisch ist, wenn wir alle, die wir im selben Boot sitzen, uns korrekt verhalten. 

ntv.de: Wie ist deine Situation momentan?

Emanuel Hauptmann: Sehr ruhig und ungewiss. Ich habe, wie die meisten meines Fachs, innerhalb weniger Tage alle Jobs, Konzerte und Engagements verloren. Dadurch sind mir auf unabsehbare Zeit enorm viele Einnahmen weggefallen. Eine Entschleunigung von gefühlt 150 km/h auf 0. Ich denke, wir alle haben so etwas noch nie erlebt. Da zeigt uns Mutter Natur doch glatt mal wieder, wer der Chef im Haus ist. Emissionswerte und Luftverschmutzung lassen weltweit schlagartig nach. Die Situation zeigt uns klipp und klar, dass wir alle im gleichen Boot sitzen. Selbst Kriege und Konflikte könnten ausgebremst oder gar niedergelegt werden - hoffentlich. Gesundbleiben ist das höchste Gut und sich daran zu halten, was empfohlen wird - zu Hause zu bleiben. Viel Zeit, sich um Liegengebliebenes zu kümmern. Zeit zum Komponieren. Zeit, zu üben. Zeit, Neues anzufangen und auszuprobieren. Zeit, um zu denken.

Findest du, dass Deutschland sich gerade richtig verhält in Bezug auf "Social Distancing" und alle Einschränkungen, die damit verbunden sind?

Grundsätzlich ja. Ich denke, man hätte entsprechende Maßnahmen bereits früher einleiten können. Wissenschaftlicher, politischer und medialer Austausch dazu fand ja schon vor Beginn der Pandemie statt. Aber ich denke, wenn wir uns alle entsprechend zurückhalten und disziplinieren, kommen wir vielleicht ganz gut weg dabei.

Findest du, dass das Maßnahmen-Paket, das die Bundesregierung für Künstler und Freie, Firmen und den Mittelstand entworfen hat, ausreicht? Wie wirst du über die Runden kommen?

Hauptmann und Band mit Pat Appleton.

Hauptmann und Band mit Pat Appleton.

(Foto: Dovile Sermokas)

Das ist schwierig zu beantworten: Es ist auf jeden Fall toll, dass da was angeboten wird, was uns auffangen soll. Ob das auch für längere Zeit reicht und uns alle über Wasser hält, kann ich leider nicht abschätzen. Da wir Musiker, Künstler, Kreativen, Ton- Licht- und Bild-Schaffenden meistens ohne Netz und doppelten Boden agieren, und das in Zeiten des Streamens, des "Free Sharings", des "Flat-Rate"-Konsums, sind die Möglichkeiten, große Rücklagen zu schaffen, für die meisten Künstler sehr schwer und absoluter Luxus. Vielleicht sollten sich alle darüber wirklich bewusst werden, dass Musik und Kunst einen erheblichen Teil unseres täglichen Lebens in der Gesellschaft darstellt und genau genommen die Seele unserer Wirtschaft ist.

Was sind deine Hoffnungen für die Zukunft?

Dass wir alle diese Corona-Pandemie möglichst schnell in den Griff bekommen, drinbleiben, Leben retten, um nicht weitere Opfer beklagen zu müssen. Vor allem zu erkennen, dass wir alle im gleichen Boot sitzen und nicht einfach so an Mutter Natur vorbeikommen. Abgesehen davon würde ich mich natürlich auch sehr freuen, Anfang nächsten Jahres unsere beiden Alben - "Delicate Dance" und TAB "Back in Town" - zu veröffentlichen, wieder zu spielen und auftreten zu können. Und bis dahin hoffe ich, dass wir diese Zeiten gut und vor allem gesund überstehen.

Glaubst du, die Welt wird "nach Corona" anders aussehen - werden wir bessere Menschen sein?

Ich hoffe! Es wäre schön, unser Verhalten zu überdenken und deutlich zu ändern. Ein Beispiel: Online-Meetings, die auf einmal möglich sind, statt Flugreisen. Das Arbeiten von zu Hause, ja selbst Schulunterricht, der auf diese Art und Weise möglich ist. Ich hoffe, diese Zwangsentschleunigung, der wir alle ausgesetzt sind, ist als Chance zu sehen, um ein bisschen Druck aus dem Kessel zu nehmen.

Mit Emanuel Hauptmann sprach Sabine Oelmann

Quelle: ntv.de

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