"Asterix in Italien" Neapel sehen - und siegen
19.10.2017, 09:28 Uhr
Asterix und Obelix reisen in Band 37 nach Italien - und treffen viele neue Menschen.
(Foto: Asterix® – Obelix® – Idefix ® / © 2017 Les Éditions Albert René)
Die Gallier sind wieder unterwegs. Und es geht nach Italien. Aber nicht ins Zentrum des Römischen Weltreichs. Vielmehr ist der Weg das Ziel: Ein Wagenrennen verspricht Ruhm und Ehre. Da lassen sich Asterix und Obelix nicht zweimal fragen.
Man kann Asterix und Obelix nun wirklich nicht vorwerfen, Reisemuffel zu sein. Sie haben nicht nur ihre gallische Heimat ausgiebig bereist, sondern auch die Goten besucht, sind nach Spanien und Britannien gefahren, nach Indien, Amerika, zu den Olympischen Spielen und zuletzt zu den Pikten in Schottland. Auch in Rom waren sie, mehrmals sogar.

Die Gallier verabschieden ihre Helden nach Italien.
(Foto: Asterix® – Obelix® – Idefix ® / © 2017 Les Éditions Albert René)
Der Rest Italiens war dagegen bisher ein weißer Fleck auf der Reisekarte der unbesiegbaren Gallier. Ausgerechnet. Denn es gibt viel zu sehen - und viele Völker kennenzulernen: Neben den Römern leben dort Veneter, Etrusker, Kalabrer und andere, wie Asterix zu berichten weiß.
Da kommt dem tapferen Krieger und seinem überhaupt nicht dicken Kumpel Obelix ein von Rom veranstaltetes Wagenrennen gerade recht. Es führt über das von Rom erbaute Straßennetz von Monza in Norditalien bis nach Neapel. Senator Bifidus will mit dem Rennen davon ablenken, dass er Gelder für den Straßenbau veruntreut hat. Cäsar wiederum will die Vormachtstellung Roms auf der Halbinsel untermauern - deshalb muss unbedingt der umjubelte Römer Caligarius als erster die Ziellinie überqueren.

Verfahren? Da stimmt was nicht!
(Foto: Asterix® – Obelix® – Idefix ® / © 2017 Les Éditions Albert René)
Wie so oft hat der Imperator aber die Rechnung ohne die gewitzten Gallier gemacht. Eine Wahrsagerin hat Obelix großen Ruhm als Wagenlenker vorausgesagt. So lässt er es sich nicht nehmen, die Zügel selbst in die Hand zu nehmen. Doch ihn und Beifahrer Asterix erwartet nicht nur starke Konkurrenz aus dem gesamten Römischen Weltreich. Auch an der Fairness Cäsars gibt es bald berechtigte Zweifel.
Vorfreude - und hohe Erwartungen
Endlich Italien, möchte man meinen. In ihrem 37. Abenteuer lernen Asterix und Obelix mal mehr kennen als Rom, das Kolosseum und die dort lebenden, hungrigen Löwen. Sie besuchen die Vorläufer von Venedig, Parma, Siena und Neapel. Das lässt die Vorfreude steigen - und die Erwartungen. Denn schon werden Erinnerungen wach an legendäre Reiseabenteuer in Germanien und Britannien.

Obelix vermisst die Römer, denn nicht nur die bevölkern Italien (Zeichnung aus der kommenden Luxusausgabe).
(Foto: Asterix® – Obelix® – Idefix ® / © 2017 Les Éditions Albert René)
Nur dass diesmal nicht mehr René Goscinny und der im Frühjahr 90 Jahre alt gewordene Albert Uderzo dahinter stehen, sondern Autor Jean-Yves Ferri und Zeichner Didier Conrad. Für beide ist es das dritte Asterix-Album, nach dem gelungenen Einstand "Asterix bei den Pikten" und dem ordentlichen Band "Der Papyrus des Cäsar".
Auch diesmal machen die beiden ihre Sache gut, aber leider nicht gut genug. Dafür wirkt die Geschichte zu gehetzt. Klar, es geht um ein Rennen - trotzdem wirken die vielen Ortswechsel eher lästig und orientierungslos. Da verpufft schon mal ein Gag. An anderen Stellen hat man das Gefühl, dass eine italienische Eigenart oder eine Anspielung noch irgendwie untergebracht werden sollte. Der schiefe Turm von Pisa? Die Mona Lisa? Das wird auch noch schnell abgehakt.
Ein Fest für Nostalgiker

"Asterix in Italien" erscheint als Softcover (Egmont Ehapa Media) oder Hardcover (Egmont Comic Collection), je 48 Seiten, 6,90 bzw. 12 Euro.
Was nicht heißt, dass der Band nicht auch seine Stärken hätte. Es gibt gelungene Witze, etwa zur Entstehung der Pizza oder zum italienischen Verkehr. Auch ein Running Gag über einen reparaturbedürftigen Wagen hat Charme. Den meisten Humor entwickelt der Band allerdings gar nicht aus dem Handlungsort, sondern vielmehr aus der Konfrontation der bunt zusammengewürfelten Teams.
Goten, Wikinger, Griechen, Briten, osteuropäische Sarmaten mit sozialistischem Einschlag, zwei Prinzessinnen aus dem Reiche Kusch und viele andere nehmen am Wagenrennen teil. Teils werden dabei Völker und Stereotype aus früheren Alben aufgegriffen - das ist ein Fest für Nostalgiker. Wunderbar aber ist vor allem das Lettering, das die jeweiligen sprachlichen Eigenheiten berücksichtigt.
Auch sonst setzen Ferri und Conrad auf Altbewährtes: Großformatige Panels gibt es ebenso wie zünftige Keilereien mit Römern, lustige Namen und Figuren mit bekannten Gesichtern. Pavarotti und Berlusconi stechen sofort ins Auge. Mit etwas gutem Willen kann man auch Serena und Venus Williams erkennen. Zeichner Conrad jedenfalls bleibt dem altbekannten Asterix-Stil weitgehend treu, nur hier und da weicht er vom Strich Uderzos ab.
Erzählerisch ist da allerdings noch Luft nach oben. "Asterix in Italien" ist kein schlechter Band, die actionreichen Szenen machen Spaß, genau wie der Clash der Kulturen. Jedoch hat man das Gefühl, dass Autor Ferri das große Ganze irgendwann aus den Augen verloren hat. Italien spielt am Ende nur eine Nebenrolle - und den atemlosen Gaglieferanten. Doch statt subtilem Witz, dem Spiel mit italienischen Marotten, gibt es Dampfhammer-Humor. Das passt zwar irgendwie zu Obelix' Vergnügen, kräftig auszuteilen, ist für einen Asterix-Band aber eine vergebene Chance.
"Asterix in Italien" gibt es als Softcover im Zeitschriftenhandel und kann als Hardcover oder digital bei Amazon bestellt werden. Anfang November erscheint zudem eine limitierte Luxusausgabe. Mehr Infos gibt es hier.
Quelle: ntv.de