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Sebastian Fitzek "Playlist" "Wo sind wir hier nur reingeraten?"

Sebastian Fitzeks Traum war es, Musiker zu werden. In seinem neuen Bestseller "Playlist" lässt er ihn als Schriftsteller wahr werden.

Sebastian Fitzeks Traum war es, Musiker zu werden. In seinem neuen Bestseller "Playlist" lässt er ihn als Schriftsteller wahr werden.

(Foto: Höhn)

Ein Mädchen verschwindet in Berlin spurlos. Nur die Musik auf einem uralten MP3-Player hält sie am Leben, 15 Songs darauf sind ihre einzige Chance auf Rettung. Damit die gelingt, schickt Thriller-Bestsellerautor Sebastian Fitzek ein altes Erfolgsduo in die Spur. Dessen Gegner: der "Augensammler".

"Verdammt, wo sind wir hier nur wieder reingeraten?" Als sich Alina Gregoriew und Alexander Zorbach diese Frage stellen, ist es schon zu spät für ein Entkommen. Die beiden bekannten Helden aus Sebastian Fitzeks "Augensammler"- und "Augenjäger"-Bestseller-Thrillern befinden sich mitten in einem düsteren, makabren Spiel - um Leben und Tod: Ein Mädchen wurde in Berlin entführt, Vater und Mutter sind außer sich vor Sorge, die Polizei ist alarmiert. Und auch Zorbach, früher selbst Bulle, dann Polizeireporter für ein schmieriges Boulevardblatt. Doch Zorbachs Zeit läuft ab.

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Er muss in wenigen Tagen ins Gefängnis, eine mehrjährige Haftstrafe antreten, weil er schuld am Tod eines Unschuldigen ist. Eines Unschuldigen, den Zorbach selbst für schuldig hielt. Schuldig am Tod seiner Ex-Frau, schuldig der Entführung seines Sohnes. Für Zorbach war Frank der "Augensammler", der Serienkiller, der nicht nur ihm böse mitgespielt hat. Der Augensammler entführte Kinder, tötete die Mutter sofort und richtete so über die Väter, die in des Serienkillers Augen ihr Kind nicht genug geliebt, ja sogar vernachlässigt hatten. Bei Zorbach war es die Arbeit - und Frank war sein Praktikant.

Doch Frank war nicht der Augensammler. Das weiß Zorbach jetzt und er bereut, dass er Franks Leben aufs Spiel und am Ende ausgelöscht hatte, um seinen entführten Sohn zurückzubekommen. Aber so hatte das Leben eben gespielt, so hatte es der Zufall gewollt oder besser das morbide Spiel des Augensammlers.

Das Grauen ist zurück

Nun ist der Augensammler zurück in Zorbachs Leben. Erneut. Und auch in Alina Gregoriews. Die blinde, junge Frau und Zorbach hatte der Augensammler einst unfreiwillig zusammengeführt. In "Playlist" holt Deutschlands Thriller-Autor Nummer eins seine wohl bekanntesten drei Figuren zurück aufs Spielfeld aus Entführung, Folter, Missbrauch, Mord und Tod. Fitzek greift dabei auf Altbekanntes und aus Lesersicht Liebgewonnenes zurück: zum einen auf zwei Charaktere, die man ob ihrer Ecken und Kanten einfach lieben muss. Zum anderen auf die Abgründe der menschlichen Seele, manchmal so schwarz, tief, kalt und auf den ersten Blick verborgen wie eine vom Schnee bedeckte Gletscherspalte in den Alpen.

Wieder ist ein Mädchen verschwunden, wieder kämpfen Zorbach und Alina zusammen um dessen Rettung. Wieder bindet sie eine Art Hassliebe, kettet sie zusammen, lässt sie nicht mehr los. Dabei spielt Fitzek gekonnt auf der Thriller-Klaviatur, deutet hier und da an, überlässt es dem Leser, sich selbst ein vollständiges Bild in seiner Fantasie zu bilden: Selbstjustiz, geheime Machenschaften, düstere Kaschemmen und noch dunklere Sexpraktiken. Wieder wird Zorbachs Kopf malträtiert, der bereits in den vorherigen beiden Büchern arg in Mitleidenschaft gezogen wurde - unter anderem schoss sich Zorbach selbst in den Kopf.

Fitzek at its best

So ist "Playlist" ein typischer Fitzek, den man als Leser schon nach den ersten zwei, drei Seiten nicht mehr aus der Hand legen will, bis man das letzte Kapitel, die letzte Seite, den letzten Satz in sich aufgesogen hat. "Playlist" ist nicht nur ein simpler Pageturner, das neue Buch ist der Pageturner schlechthin. Gerade wenn man als Leser denkt, die Story hinterblickt zu haben, kommt ein Twist, dem ein weiterer Twist folgt. Schneller und schneller wird der Plot, reißt den Leser mit, treibt ihn an, hetzt ihn, wie der Augensammler Zorbach und Alina.

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Zum Ende hin mutet "Playlist" fast schon wie ein Blockbuster-Drehbuch an, Hollywood par excellence, mitten in Berlin, auf dem Kiez. Und das Beste: Wie bei einem Hollywood-Kassenschlager kann sich auch der Soundtrack hören lassen. Parallel zum Buch ist eine "Playlist" mit 15 Songs erschienen, etwa von Silbermond, Tim Bendzko, Namika, Joris, Cool Savas oder Alle Farben. Sie sind eingebettet in den Plot, bilden eine Symbiose, ziehen den Leser noch tiefer in den Stoff hinein und sorgen am Ende dafür, dass Fitzeks "Playlist" länger im Kopf bleibt, sich nachts aus dem Unterbewussten zurück an die Oberfläche fressen will.

Perfekter Thrill, wenn da nur nicht diese vielen Fragen wären: Wird das entführte Mädchen gefunden, ja sogar gerettet? Was verbindet sie mit Zorbach und Alina? Welche Rolle spielt das ominöse Ambrosia-Projekt? Wird Alina ihr Augenlicht wiedererlangen - und Zorbach seine Haftstrafe antreten? Wird der Augensammler diesmal gefasst oder kann er erneut entkommen, vielleicht mithilfe eines Verbündeten? Fitzeks "Playlist" des Schreckens wird es zeigen und der Leser wird mehr als nur einmal denken: "Verdammt, wo sind wir hier nur wieder reingeraten?"

Quelle: ntv.de

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